Duisburg Gegen Winter- und Herzenskälte

Duisburg · Der "Verein gegen Kälte Duisburg" besteht seit 20 Jahren. Die beiden Wohnmobile des Vereins gehören mittlerweile zum Straßenbild unserer Stadt. Ohne Ehrenamtliche wäre die Hilfe nicht möglich.

 Der Verein "Gemeinsam gegen Kälte" ist Tag für Tag mit zwei Wohnmobilen in der Stadt unterwegs, um obdachlosen und Bedürftigen zu helfen.

Der Verein "Gemeinsam gegen Kälte" ist Tag für Tag mit zwei Wohnmobilen in der Stadt unterwegs, um obdachlosen und Bedürftigen zu helfen.

Foto: probst

Wenn es in der Vergangenheit hieß "Beckmann spielt Cello", dann ging es immer um den "Verein gegen Kälte Duisburg", der gestern auf sein 20-jähriges Bestehen in Duisburg zurückblickte. Damit niemand in dem großen Veranstaltungssaal vergaß, um wen es hierbei eigentlich ging, waren die Tische mit Fotos dekoriert, die Porträts von obdachlosen Menschen zeigten.

Der Cellist Thomas Beckmann gab gegen Ende der 90er Jahre den Anstoß: Er sammelte bei seinen Konzerten Geld, das den Obdachlosen der jeweiligen Orte, an denen er auftrat, zugutekommen sollte. In Duisburg gründete sich wenig später der "Verein gegen Kälte", der im doppelten Sinn gegen Kälte ankämpft: gegen die soziale Kälte und gegen die jahreszeitlich bedingte Kälte.

Und Letztere war für jeden Besucher der Veranstaltung gleichzeitig eine symbolträchtige Mahnung und Erinnerung daran, wie wichtig das ist, was sie tun. Die beiden Wohnmobile, die im Auftrag des Vereins in Duisburg unterwegs sind - eines dient der medizinischen Versorgung - gehören mittlerweile zum Straßenbild. Das Angebot ist niederschwellig und "aufsuchend", was bedeutet, dass die Fahrzeuge zu den den Orten fahren, an denen sich Obdachlose aufhalten.

Ohne die Spenden und die Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer wäre dies alles nicht möglich. Und so bedankte sich der Vorsitzende und Motor des Vereins, Kurt Schreiber, bei allen, die in den vergangenen 20 Jahren dem Verein durch Spenden beigestanden haben: "Wir hoffen, dass Sie uns weiterhin unterstützen werden!" Diese Unterstützung, so Kurt Schreiber, komme von Groß- wie von Kleinspendern aus der Bürgerschaft, von der Sparkasse, den Zahnärzten und den Rotariern, um nur eine Auswahl zu nennen. "Da ist auch jemand dabei, der jedes Jahr selbst gemachtes Schmalz in Gläsern zu uns bringt, da sind der Bäcker und der Lebensmittelladen dabei." Der jährliche Weihnachtsbaumverkauf auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz werde von verschiedenen Unternehmen unterstützt. Und: die selbst gestrickten Socken nicht zu vergessen, die gerade jetzt den Obdachlosen gute Dienste leisten.

Dass der "Verein gegen Kälte" auch in Zukunft in der Stadt seine notwendige Berechtigung behalten werde, unterstrich Oberbürgermeister Sören Link bei dieser "schönen und gleichzeitig denkwürdigen Feierstunde". Er bedankte sich im Namen des Rates und der Verwaltung für die Arbeit, die der Verein mit seinen ehrenamtlichen Helfern leistet und zollte den Spendern Respekt und Anerkennung. Sein Weg vom Rathaus zum Kleinen Prinzen sei nur gerade 150 Meter weit. Und trotz Mantel und Schal sei ihm schnell "arschkalt" gewesen. "Wenn ich darüber nachdenke, bei diesen Temperaturen auf der Straße leben zu müssen, dann macht mich das sehr nachdenklich und geht mir nahe!"

Nach Angaben von Andrea Bestgen-Schneebeck, Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen, leben zur Zeit bei dieser Kälte zwischen zehn und 15 Menschen auf der Straße. Die Stadt bietet zwar Hilfen und Notübernachtungsstellen an, aber trotzdem gibt es Menschen, die auf diese Angebote nicht eingehen. Auch deshalb bleibt während der Frostperiode für die Nachtstunden die U-Bahnstation am Hauptbahnhof geöffnet, auch die Warteräume des Duisburger Hauptbahnhofs stünden zur Verfügung.

Udo Horwat, Geschäftsführer des Diakoniewerks Duisburg, betonte, dass die Ursachen von Wohnungslosigkeit vielschichtig seien. "Zerwürfnisse in der Familie oder Schicksalsschläge werfen manchmal aus der Bahn. Andere haben schon als Kind im Heim gelebt." Nach dem Verlust der Wohnung würden viele krank an Leib und Seele.

Zunehmend seien auch Migranten und Jugendliche von Wohnungslosigkeit betroffen. An die Adresse von Kurt Schreiber gerichtet sagte er: "Was Sie tun ist mitreißend menschlich." Der Verein habe eine Lücke geschlossen und seine Arbeit sei unersetzlich.

(awi)
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