Duisburg Verlag auf der Suche nach der Nische

Duisburg · Der kleine, aber feine Duisburger "AutorenVerlag Matern" aus Hochfeld macht wieder von sich Reden. Morgen erscheint dort ein neues eBook zur "Theorie des selektiven Bezugs".

 Reinhard Matern (Mitte -

Reinhard Matern (Mitte -

Foto: Thomas Rodenbücher) ist Inhaber und Ansprechpartner des gleichnamigen Autorenverlags. Die daneben stehenden Pinselzeichnungen der Autoren Kai Pege (links) und Mark Ammern (rechts) stammen von Barbara Koxholt.

Duisburg ist gewiss keine Medienstadt, hat immerhin aber drei erscheinende Tageszeitungstitel als Lokalausgaben, darunter die Rheinische Post, zwei Anzeigenblätter, jeweils einen lokalen Fernseh- und Radiosender sowie ein öffentlich-rechtliches TV-Studio. Hinzu kommen kleine bis mittlere Buch- und Zeitschriftenverlage. Einer davon ist der "AutorenVerlag Matern". Inhaber des Verlages ist sein Namensgeber Reinhard Matern.

Morgen ist es soweit, dann erscheint das neue eBook von Kai Pege "Eine Theorie des selektiven Bezugs". Die vom Autor vorgelegte Theorie beschäftige sich darin mit sprachlichen Bezügen, heißt es von Verlagsseite. "Der Kontext ist ein sprachphilosophischer, der primär analytisch ausgerichtet ist", schreibt Pege einleitend. "Gleichwohl entfalte ich eine umfangreiche Kritik, sowohl an analytischen Erörterungen, als auch an umgangssprachlichem Verhalten." Das im Kern rund 100 Seiten starke Werk hat nur zwei Kapitel: Im ersten geht es um die Abgrenzung der Sprache von Zeichen, Symbolen und Namen; das zweite, umfangreichere Kapitel, beschäftigt sich mit der scheinbar unüberbrückbaren Differenz von Sprachlichem zum Nicht-Sprachlichem. Einen gewichtigen Teil des Essays nimmt die theoretische Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Thesen der Philosophen Tarski, Quine, Davidson, Kripke und Putnam ein. Dem Buch gelingt ein wunderbarer Zugang zu Sprache und wirbt für die Öffnung der analytischen Philosophie als auch für gesellschaftliche Themen.

Pege ist einer von fünf Autoren des Kleinverlages Matern und gehört ebenso zum Kreis des "Sprachanalytischen Forums", wie Mark Ammern, Helge Bol, Reinhard Matern und Kathrina Talmis, die 1994/1995 den Verlag gründeten. Das besondere Interesse des Verlags gilt der Weiterentwicklung der analytischen Philosophie und der Belletristik. Zu den ersten Veröffentlichungen gehören zwei Studien über Sprachphilosophie und Messianismus bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno. Die Fachzeitschrift "Information Philosophie", eine fünfmal im Jahr erscheinende Publikation zur aktuellen deutschsprachigen philosophischen Szene, zählt diese Werke zu den wichtigsten Fachveröffentlichungen über die beiden genannten Philosophen. 1997 wurde mit der Schriftstellerin Caroline Hartge als Herausgeberin das "Handbuch deutschsprachiger Literaturzeitschriften" veröffentlicht. Und in den Jahren 1997 bis 1999 erschienen die Hefte der Literaturzeitschrift "ExKurs".

2013 wurde die Verlagsproduktion der Veröffentlichungen auf eBooks umgestellt. Der Wunsch dazu seitens des Verlags bestand allerdings schon seit Längerem. Doch in Sachen anspruchsvolle Belletristik und Philosophie bewegt sich das Medienangebot weiterhin in Bereichen, in denen immer noch der Buchdruck vorherrscht. Es war die Marktsituation, die schließlich den Ausschlag zur Umstellung gab, da die Sortiment-Ausrichtung des Matern-Verlags in besonderer Weise nischenhaft ist.

Dies trifft auch auf die Neuerscheinung von Mark Ammerns Prosaarbeit "Siechenhaus" zu, die seit der letzten Jahreswende auf dem Markt ist. Auf rund 35 Seiten zeichnet der Autor hierin ein Bild vom kritisch hinterfragten Kulturtourismus des Ruhrgebiets. Erzählt wird das Ganze aber nicht als traditionelle Geschichte, sondern es rücken Gespräche ins Zentrum der Handlung, die keine Unterhaltungen sind, sondern (An)Klagen der Besucher an die gesellschaftlichen Verhältnisse unserer demografisch gewandelten Zeit. "Ich verende nicht, niemals!", heißt es kämpferisch vom Ich-Erzähler am Schluss.

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