Duisburg Verrücktes Spiel um Tücken der Liebe

Duisburg · Das englischsprachige Uni-Theater "DUET" feierte mit dem vorzüglichen Stück des australischen Autors Louis Nowra erfolgreich Premiere. Heute Abend und am Samstag gibt es weitere Aufführungen in der Aula an der Geibelstraße 41.

 Szene aus "Cosí": Begeistert erzählt Patient Roy (Daniel Hees, rechts) von Mozart. Regisseur Lewis (Shaheryar Shah, Mitte) ist mehr als skeptisch. Patient Doug (Ruhi Al Jawwad) bleibt unberechenbar.

Szene aus "Cosí": Begeistert erzählt Patient Roy (Daniel Hees, rechts) von Mozart. Regisseur Lewis (Shaheryar Shah, Mitte) ist mehr als skeptisch. Patient Doug (Ruhi Al Jawwad) bleibt unberechenbar.

Foto: duet

Im Jahr 1971, als der Vietnamkrieg tobte, muss es einem theaterbegeisterten Studenten verrückt vorkommen, ein Stück über die Liebe auf die Bühne zu bringen. Ein Brecht-Einakter erscheint da viel geeigneter, weil die Umsetzung machbar und innerhalb der "Peergroup" politisch korrekt erscheint. Genau solche Überlegungen lässt der australische Autor Louis Nowra (Jahrgang 1950) seine autobiografisch gefärbte Bühnenfigur Lewis durch den Kopf gehen, der - gegen Honorar - mit Patienten einer psychiatrischen Klinik ein Theaterstück realisieren soll. Lewis' Problem ist folgendes: Sein geplanter Brecht-Einakter wird von den schauspielerischen Patienten abgelehnt. Statt dessen wollen sie die Mozart-Oper "Così fan tutte" aufführen - ungeachtet fehlender Gesangsausbildung und Italienisch-Kenntnisse.

Das ist der Aufhänger von Nowras Stück "Così", das 1992 in Melbourne uraufgeführt wurde und seitdem auf vielen Bühnen der Welt gezeigt wird. Das englischsprachige Uni-Theater "DUET" hat monatelang "Così" einstudiert und feierte am Mittwochabend in der vollbesetzten Aula an der Geibelstraße in Neudorf (Uni-Gebäude SG 135) eine Premiere, die mit Recht viel Applaus bekam.

In der Inszenierung (Regie: Nicole Winkler und Ulrike Wright) wird fein die facettenreiche Konfliktsituation herausgearbeitet. Da ist zum einen das eigentlich unzumutbare Ansinnen an einen politisch denkenden Menschen der 70er Jahre, den von allen Freunden geächteten Vietnamkrieg einfach zu ignorieren und statt dessen etwas so Harmloses wie eine zerbrechliche Liebeskomödie mit zweifelhafter Aussage auf die Bühne zu bringen.

Auf der anderen Seite stehen die schauspielenden Patienten, die ihr jeweils eigenes Schicksal haben, das bei allen Proben und auch sonst noch hineinspielt.

Die Kunst des Autors Nowra besteht darin, diesen Konflikt auf eine Weise herauszuarbeiten, die auf intelligente Weise fesselt, blendend unterhält und nicht zuletzt nachdenklich macht.

Das DUET-Ensemble meistert seine unterschiedlichen Parts bravourös. Shaheryar Shah spielt den studentischen Regisseur Lewis, der zunächst höchst unsicher und voller Skrupel der kaum kalkulierbaren emotionalen Kraft der Psychiatrie-Patienten begegnet. Allmählich gewinnt er Stärke, nicht zuletzt, weil ihm sein Freund Nick die Freundin ausspannt, womit zugleich das aktuelle Credo von der "freien Liebe" als lebensfern entlarvt wird.

Besonders dankbare Rollen haben die Darsteller der Patienten. Der manische Roy (Daniel Hees) ist in seinen euphorischen Phasen als Mozart-Fan mitreißend, neigt bei depressiven Stimmungen aber dazu, gleich alles aufzugeben. Herrlich auch die Rolle der Ruth (Hannah Dietrich), die unter Zähl- und anderen Zwängen leidet und nur schwerlich dazu bewegt werden kann, so zu tun, als ob sie Kaffee trinken würde, obwohl in der Tasse in Wirklichkeit kein Kaffee ist. Und auch Cherry (Linda Röder), die an Essstörungen leidet, die sie selber nicht als solche erkennt, sorgt für jenes Maß an Komik, das Patienten aus dem wirklichen Leben nicht bloßstellt. In diesem Sinne sind auch die Rollen der drogenabhängigen Julie (Eva Heinold), des Pyromanen Doug (Ruhi Al Jawwad), des gehemmt-gefährlichen Henry (David Götte) und des depressiven Musikers Zac (Kamal Farid) angelegt.

Das gesamte Ensemble, zu dem noch Saadet Güzelyurt als Freundin Lucy, Orun De als Freund Nick und Ingo Broggiato als Sozialarbeiter gehören, hatte eine überzeugende Bühnenpräsenz - ausnahmslos. Nicht zuletzt sprachen alle Akteure vorzügliches Englisch.

Weitere Aufführungen sind heute Abend um 19.30 Uhr und am Samstag um 17.30 Uhr in der Aula Geibelstraße 41. Eintritt sechs, ermäßigt drei Euro. Das kostenlose Programmheft enthält eine deutsche Inhaltsangabe.

(pk)
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