Duisburg Very british - und das mitten in Duisburg

Duisburg · Die St. George's School in Ungelsheim finanziert sich ausschließlich aus Elternbeiträgen. Oft übernehmen Firmen für ihre ausländischen Mitarbeiter die Kosten, bei den Deutschen ist es anders, sie tragen sie selbst.

 Das Schulgebäude der St. George's School.

Das Schulgebäude der St. George's School.

Foto: Schule

Mit federnden Schritten biegt Robert Troilett um die Ecke. Sehr britisch sieht der 48-jährige Schulleiter von der St. George's School in Ungelsheim aus, der seit vier Jahren im Amt ist. Gut sitzender Anzug, Krawatte, cognacfarbene Schnürschuhe mit Lochmuster. Erst heute hatte er eine lange Verhandlung mit der Duisburger Verwaltung, es ging um Verkehr, mehr Parkplätze für die Schule, den allmorgendlichen Stau der Mütter und Väter, die ihre Kinder bis zur Schule am Angerbach bringen.

Duisburg: Very british - und das mitten in Duisburg
Foto: Schule

Abends findet ein Theaterstück hier statt, das dritte namens "Betsy Malone". Dafür hat Robert Troilett extra ein Bühnenbild besorgt, die Einnahmen aus den drei Veranstaltungen an der Schule sollen die Kosten dafür einspielen. Der Schulleiter denkt wirtschaftlich. Das ist an einer Privatschule übliche Praxis, die sich vollständig aus Elternbeiträgen finanziert und gar keine städtischen oder staatlichen Zuschüsse bekommt. Wie viel der Schulbeitrag kostet, möchte der Schulleiter nicht verraten. Oft übernehmen Firmen für ihre ausländischen Mitarbeiter die Kosten, bei den Deutschen ist es anders, sie tragen sie selbst.

 Links: das Schulgebäude der St. George's School. Die Kinder sind offensichtlich mit viel Spaß bei der Sache. Rechts: Schulleiter Robert Troilett.

Links: das Schulgebäude der St. George's School. Die Kinder sind offensichtlich mit viel Spaß bei der Sache. Rechts: Schulleiter Robert Troilett.

Foto: Schule

Die St. George' s English International School, so heißt sie offiziell, ist seit 2012 in Ungelsheim. Vorher stand hier eine Hauptschule, die verlagert wurde. Am alten Trakt wurde angebaut, doch die Kapazität reicht noch immer nicht, denn eine neue Sporthalle ist hinter dem Sportplatz gerade in Bau.

 Links: das Schulgebäude der St. George's School. Die Kinder sind offensichtlich mit viel Spaß bei der Sache. Rechts: Schulleiter Robert Troilett.

Links: das Schulgebäude der St. George's School. Die Kinder sind offensichtlich mit viel Spaß bei der Sache. Rechts: Schulleiter Robert Troilett.

Foto: St. George's School

Es gibt insgesamt drei St. George's Schools in Deutschland, und zwar in Köln, München und eben in Duisburg. Was in Duisburg als sogenannte "elementary school", das entspricht einer deutschen Grundschule, mit 67 Kindern im Jahr 2002 begann, hat sich dank der regen Nachfrage imposant entwickelt. Heute besuchen 723 Schülerinnen und Schüler die Schule, 55 Prozent kommen aus deutschen Familien, der Rest aus insgesamt 50 Nationen. Die "elementary school" beginnt für Kinder mit vier Jahren, es folgt die "Secondary School" bis zum Abschluss. Die Mädchen tragen Kilt, weiße Blusen und dunkelblaue Pullover, die Jungen graue Hosen, weiße Hemden und auch dunkelblaue Pullis. Das ist die Schuluniform für alle, die an dieser Schule sind. Leidige Fragen über die richtige Kleidung fallen so von vorneherein weg. Die Gründer der St. George's School, unter ihnen vor allem Marietta Horton, hatten anfangs die Vision, dass Kinder gern zur Schule gehen. 1985 haben sie begonnen, ihre Vision umzusetzen. Was ist daraus geworden?

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Foto: Schule

Die Klassen hier sind klein, mit höchstens 20 Mädchen und Jungen. Wenn ein Gast die Klasse betritt, stehen alle auf und grüßen höflich. Kunst und Musik nehmen sehr viel Raum ein. Sport auch, und zwar Basketball und Football, auch Soccer. Übergroße Portraits und Ölbilder zieren die Flure im zweistöckigen, ganz in gelb gehaltenen Gebäude. Alle stammen von Sprösslingen, die noch hier sind oder schon da waren. "Viele der Absolventen studieren in England", sagt Mr. Troilett. Das sei zwar sehr teuer, aber die Tatsache, dass sie viele Jahre hier waren, fließend Englisch sprechen und das System inhaliert haben, sei wohl der Grund. Inwieweit der kommende Brexit dieses Procedere erschwert, ist noch nicht sicher.

Nach 13 Jahren können die Absolventen den IB-Abschluss erwerben. Das ist das International Baccalaureate Diplome Programme. Damit dürfen sie an allen deutschen, britischen und internationalen Universitäten studieren. Dieser Abschluss ist dem deutschen Abitur gleichwertig.

Der Unterschied zu anderen internationalen Schulen ist aber auch da. So legen Schulleiter und sein 115-köpfiges Kollegium noch mehr Wert auf Traditionen. Lesen ist wichtig, es gibt eine Bibliothek, nicht nur iPads und Computer. Damit arbeiten Schüler erst ab dem 14. Lebensjahr. Fast alle Schüler bleiben ihre komplette Schulzeit auf St. George's. Der Einzugsbereich der Schule hier umfasst Duisburg, Düsseldorf, Krefeld, Meerbusch, auch vom Niederrhein kommen sie täglich. Der Kontakt zwischen der Schule und den Eltern ist eng. Das englische Schulsystem beharrt auf gutem Benehmen, auf Disziplin, aber auch auf dem Vertrauen darauf, dass jedes Kind gefördert werden kann, sich ausprobieren darf. Inspire-value-grow, das sind die Tugenden, die hier vermittelt werden sollen. Inspirieren, wertschätzen, wachsen, heißt das übersetzt. Dass die St. George's School in Duisburg liegt, hält der Schulleiter für richtig. "Duisburg ist eine alte, von Eisen und Stahl geprägte Industriestadt, die einst sehr mächtig war", erläutert er. Dass Duisburg logistisch und mit dem bedeutenden Binnenhafen noch heute wirtschaftlich eine große Rolle spielt, weiß er. Auch die Universität Duisburg-Essen genießt einen guten Ruf. Verkehrlich liege die Schule günstig, geradezu perfekt im Einzugsbereich für die internationale Elternschaft und rund zehn Millionen Einwohnern im Umkreis.

(gs)
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