Duisburg Nur 21 Duisburger wollen mitdiskutieren

Duisburg · Ähnlich wie beim Treffen mit der Bundeskanzlerin in Marxloh konnten Bürger nun in der VHS ohne Angela Merkel über Deutschlands Zukunft diskutieren. Das Interesse hielt sich jedoch in Grenzen.

 Erst in großer, dann in kleiner Runde diskutierten die Teilnehmer des VHS-Bürgerforums.

Erst in großer, dann in kleiner Runde diskutierten die Teilnehmer des VHS-Bürgerforums.

Foto: Josip Sosic

Unter dem Motto "Gut leben in Deutschland" führt die Bundesregierung seit dem 13. April und noch bis Ende Oktober im gesamten Bundesgebiet Dialogveranstaltungen mit Bürgerinnen und Bürgern durch, um zu erfahren, was diese unter gutem Leben verstehen. Die Volkshochschule (VHS) Duisburg hatte am 11. Juni einen solchen Bürgerdialog veranstaltet, und am 25. August war Bundeskanzlerin Angela Merkel sogar persönlich in Marxloh (die RP berichtete).

Weil beim Besuch der Kanzlerin viele Duisburger mitmachen wollten, aber aus Kapazitätsgründen nicht konnten, hatte sich die VHS Duisburg nach Rücksprache mit dem Bundeskanzleramt entschieden, einen weiteren Bürgerdialog auszurichten. 21 Menschen waren zu der dreistündigen Veranstaltung in den VHS-Saal im Stadtfenster gekommen. Zwar war diesmal keine Politprominenz anwesend, aber die Bundesregierung stellte dafür eigens die professionelle Moderatorin Cordula Nowottny zur Verfügung, und je eine junge Dame vom Bundeskanzleramt beziehungsweise von einem Bundesministerium hörten genau zu und gaben alles weiter nach Berlin.

Die Teilnehmerzahl unter 25 machte das Metaplan-Verfahren möglich: mit Kleingruppen, Moderationskarten und Pinnwänden. Zunächst wurde allgemein gefragt: "Was ist Ihnen persönlich wichtig im Leben?" Dann wurden Oberbegriffe gesammelt mit der Frage "Was macht Ihrer Meinung nach Lebensqualität in Deutschland aus?". Schließlich wurden diese konkretisiert mit der Frage "Was macht Ihrer Meinung nach Lebensqualität im Bereich Ihres Themas aus?"

In Duisburg kristallisierten sich jetzt die Themen "Bildung", "Gesundheit", "Frieden" und "Direkte Demokratie" heraus sowie das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP mit den USA. Es zeigte sich, dass die politische Meinungsbildung hierzulande längst jenseits der Parteien abläuft, und dass die Leute recht genau wissen, was sie wollen. Der Tenor lautete: "Wir wollen selbst entscheiden, was mit unseren Steuergeldern gemacht wird, so dass es gut für uns selbst ist." Zum Beispiel sollte es Volksabstimmungen über Auslandseinsätze der Bundeswehr geben, oder wie es ein Teilnehmer auf den Punkt brachte: "Unterstützen wir die Terroristen oder nicht, und wenn ja, welche?" Eine Teilnehmerin aus Angermund forderte, unser Land müsse die Lärm-Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation umsetzen: "Jährlich sterben 40.000 Menschen an Bahnlärm. In Deutschland wird Lärm nicht gemessen, sondern berechnet." VHS-Veranstalter Josip Sosic kommentierte dazu trocken: "Das ist wie bei VW mit den Abgasen."

Die bundesweit zusammengetragenen Kriterien für gutes Leben in Deutschland werden von einer Expertenkommission aufgearbeitet und im Internet publiziert. Diese Ergebnisse sollen dann in einen Aktionsplan fließen, mit dem die Bundesregierung die Lebensqualität in Deutschland verbessern möchte.

Mitmachen Man kann sich auch online unter www.gut-leben-in-deutschland.de am Bürgerdialog beteiligen.

(hod)
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