Duisburg Vier Meister auf der Stilsuche

Duisburg · Im jüngsten, zehnten Philharmonischen Konzert im Theater am Marientor (TaM) beleuchtete Ottavio Dantone als Dirigent und Cembalist stilsicher und klangintensiv die Umbruchszeit zwischen Barock und Wiener Klassik.

Im jüngsten, zehnten Philharmonischen Konzert waren auf der Bühne im Theater am Marientor (TaM) kaum mehr Musiker der Duisburger Philharmoniker als beim jüngsten, siebten Kammerkonzert (die RP berichtete). Denn das Programm führte in die Zeit des Umbruchs ab der Mitte des 18. Jahrhunderts- in eine Zeit, als die kunstvolle Musiksprache des Barock durch den "galanten" Stil, den musikalischen "Sturm und Drang" und schließlich durch die Klassik abgelöst wurde. Es zeigte vier große Komponisten auf der Stilsuche, so etwas ist ja oft besonders spannend.

Die beiden Konzerthälften begannen jeweils mit einer Sinfonie, die weniger als zehn Minuten dauert und die noch die Herkunft der Gattung von der italienischen Opernouvertüre ("Sinfonia") belegt, nämlich die auf Streicher und Basso continuo beschränkte, angenehme Sinfonie d-Moll Wf I: 3 (1768) von dem "Bückeburger" Bach-Sohn Johann Christoph Friedrich und die bereits meisterliche Sinfonie Nr. 10 G-Dur KV 74 (1770) des 14-jährigen Wolfgang Amadeus Mozart.

Danach kam jeweils ein fast halbstündiges, gewichtigeres Werk. Das eine war jenes Konzert für Cembalo und Streicher f-Moll, das früher dem Bach-Sohn Wilhelm Friedemann zugeschrieben wurde, inzwischen eher seinem "Mailänder" beziehungsweise "Londoner" Bruder Johann Christian, vielleicht 1769 entstanden ist, wahrscheinlich aber schon vor 1755. Wer immer es wann geschrieben hat - das ist ein leidenschaftliches und einfallsreiches Werk, ein Meilenstein der Geschichte der Gattung Klavierkonzert.

Das andere war jene besonders gelungene Sinfonie Nr. 44 e-Moll (1770/71), mit der Joseph Haydn hörbar bereits auf dem Weg in die Wiener Klassik ist. Ihr Beiname "Trauersinfonie" stammt nicht von Haydn selbst, und dass der Komponist den langsamen Satz bei seiner eigenen Trauerfeier gespielt wissen wollte, ist anscheinend nur eine Legende.

Bei den Duisburger Philharmonikern tritt in jeder Saison ein Alte-Musik-Spezialist auf, hier war es der italienische Dirigent und Cembalist Ottavio Dantone. In der ersten Programmhälfte stand er auf gleicher Höhe mit den Streichern beziehungsweise saß am solistischen Cembalo; in der zweiten Hälfte kamen fünf erhöht sitzende Bläser dazu, so dass Dantone das übliche Dirigentenpult benötigte.

Die Gesten seiner Hände - natürlich ohne Taktstock, der wurde erst viel später erfunden - sind sehr sprechend, ganz ähnlich wie bei Duisburgs Generalmusikdirektor Giordano Bellincampi. Fast überflüssig zu betonen, dass die Aufführungen hier außergewöhnlich diszipliniert und stilsicher wirkten, mit der relativ kleinen Gruppe konnte eben besonders gründlich gearbeitet werden.

Der Abend klang aber auch auf eine unspektakuläre Art lebendig und intensiv, so dass das Publikum am Ende sehr zufrieden warmen Applaus spendete. Diesem ersten Gastspiel dieses erstklassigen Musikers in Duisburg werden sicher noch weitere folgen.

(hod)
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