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Duisburg Virtuoser Rock-Abend im Kom'ma

Duisburg · Die Stones-Coverband um die überregional bekannte Duisburger Sängerin Anja Lerch begeisterte das Publikum im Rheinhauser Kom'ma-Theater. Sie verpasste dem Sound von Jagger und Co. einen neuen Anstrich.

 Anja Lerch bewies, dass sie zurecht als virtuose Rock-Interpretin gilt. Mit ihrer souligen Stimme begeisterte die Duisburgerin im Kom'ma-Theater.

Anja Lerch bewies, dass sie zurecht als virtuose Rock-Interpretin gilt. Mit ihrer souligen Stimme begeisterte die Duisburgerin im Kom'ma-Theater.

Foto: Tanja Pickartz

"It's only Rock 'n' Roll, but I like it" - ihre Hits kennt wohl jeder, zwei Generationen haben sie geprägt, seit rund 55 Jahren sind sie auf Tour, auch gerade im Moment rocken sie wieder durch Europa: die Rolling Stones, eine lebende Legende. Eins ist klar: Wenn Mick Jagger, Keith Richards, Ron Wood und Charlie Woods tatsächlich mal in Rente gehen, geht eine Ära zu Ende. Schon längst gibt es unzählige Cover-Bands, die das musikalische Erbe der dienstältesten Rock 'n' Roll-Kapelle der Welt pflegen. Jetzt gibt es noch eine weitere Revival-Band um die überregional bekannte Duisburger Sängerin Anja Lerch. Das rockige Trio verpasst den alten Hits aus der Feder von Jagger/Richards einen frischen, eigenständigen Sound. Im Rheinhauser Kom'ma-Theater an der Schwarzenberger Straße gab das rockige Trio sein Debüt im Westen - und riss am Ende das Publikum Ü55 von den Stühlen.

 Auch im Sitzen kann man prima Stimmung machen. Das Publikum ging mit.

Auch im Sitzen kann man prima Stimmung machen. Das Publikum ging mit.

Foto: Tanja Pickartz

Drei Künstler aus zwei Städten und verschiedenen Richtungen verbindet dieselbe Leidenschaft für die Stones. Anja Lerch (Gesang, E-Piano) aus Duisburg, Jürgen Sarkiss (Gesang, Gitarre) und Peter Engelhardt (Gitarre), beide Musiker am Theater Oberhausen, sind Profis und Könner auf ihren Instrumenten. Sie kennen die alten Hits der Stones, spielen sie aber nicht einfach eins zu eins herunter, geben ihnen viel mehr ein eigenes Gesicht. Mit dem richtigen Feeling und Timbre in der Stimme, der passenden Phrasierung auf Saiten und Tasten.

Beim Konzert setzte das gut eingespielte Trio eher auf die Balladen der Stones, ein richtiger Ansatz, denn Lerch, Sarkiss und Engelhardt spielten teilweise unplugged. Ohnehin gehören ausgerechnet die romantischen Stones-Songs zu den schönsten, da bewegendsten Stücken, die Jagger und Richards je komponierten: "Wild Horses", "You can't always get what you want", "Lady Jane", "Sister Morphine", "Miss you", "Beast of burden" - Anja Lerch mit ihrer souligen Stimme, aber auch Sänger Jürgen Sarkiss brachten den melancholischen, sentimentalen Grundton dieser Songs gefühlig auf den Punkt.

Gitarrist Engelhardt brillierte mit seinen virtuosen Soli auf der verstärkten Akustik-Gitarre, mal mit Hall, mal mit Wah-Wah-Effekt, mal mit Verzerrer : Da durften auch reine Blues-Stücke wie "Little Red Rooster" nicht fehlen. Schließlich zieht sich der Rhythm and Blues wie eine blaue Linie durch die 55-jährige Geschichte der Stones.

Aber auch die besonders schnellen, treibenden und härteren Songs, die immer jedes Stones-Konzert dominieren, kamen bei dem Auftritt nicht zu kurz. "Start me up", "Under my thumb", "Brown Sugar", "Honky tonk woman", "Jumpin' Jack flash", "Sympathy for the devil" und - natürlich - "Satisfaction" - da gelangen Peter Engelhardt auf der modulierten Rhythmusgitarre viele knackige Riffs und Licks, betont lässig à la Keith Richards. Wobei Anja Lerch und Jürgen Sarkiss aus tiefster Seele die heißen Refrains in den kleinen, voll besetzten Saal des Komma-Theaters "shouteten", auch mal ganz ohne Mikro: Da gab die tanzende Anja Lerch mit ihrer schwarzen Stimme die temperamentvolle Tina Turner.

Das Konzert rundete Uwe-Frisch-Niewöhner ab, Ensemblemitglied des Komma-Theaters. Der Schauspieler las ausgewählte Passagen aus "Life" vor, der Biografie von Keith Richards. Da erfuhr man dann, wie alles anfing, wie die Steine in den frühen 60ern ins Rollen kamen, dass der Blues immer ihre Essenz, ihr Lebenselixier war, wie sie parallel zu ihren Freunden, den Beatles, von den kleinen Clubs im London der Nachkriegszeit zu den großen Arenen dieser Welt aufstiegen - und auch, wie schwer es ist, von Drogen loszukommen.

Zum Schluss ein Tribut an Bob Dylan, dessen "Like a Rolling Stone" der Band laut Legende den Namen gegeben haben soll. "How does it feel?" - zeitlose Musik aus einer anderen Zeit. Das empfanden auch die Zuhörer, sangen und klatschten mit, zeigten so, wie man restlos begeistert sein kann, selbst mit Ü55.

(RP)
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