Duisburg Von Analphabeten bis Gymnasiasten

Duisburg · Mit der steigenden Zahl von Asylsuchenden wächst auch die der Kinder in den Auffangklassen. Für die Pädagogen stellen diese Klassen ein große Herausforderung dar.

 Die Stadt Duisburg bemüht sich darum, dass die Kinder vor allem im Grundschulbereich wohnortnah zur Schule gehen können.

Die Stadt Duisburg bemüht sich darum, dass die Kinder vor allem im Grundschulbereich wohnortnah zur Schule gehen können.

Foto: Blazy

Die steigende Zahl der Flüchtlinge wirkt sich auf Duisburgs Schulen aus. Denn auch für Flüchtlingskinder gilt die Schulpflicht. Zurzeit bieten Stadt und Land in der Kommune 32 Klassen und zehn Fördergruppen im Grundschulbereich an. Dazu kommen 40 Klassen im Bereich Sekundarstufe eins und fünf Klassen im Bereich Sekundarstufe zwei.

Immer kommen die entsprechenden Daten über Kinder im schulpflichtigen Alter von den Meldebehörden - egal, ob Asylbewerber oder EU-Bürger. Das Integrationszentrum lädt dann Eltern und Kinder zum Gespräch. Ein Vorgang, der nicht immer reibungslos über die Bühne geht. Nicht alle nehmen die Termine wahr, nicht alle verstehen, was das soll. Deshalb kann es dauern, bis die Kinder ihren Platz in einer Auffangklasse finden.

"Die Bandbreite bei den Flüchtlingskindern reicht von Analphabeten bis hin zur gymnasialen Laufbahn", weiß Elisabeth Pater vom kommunalen Integrationszentrum. Deshalb ist eine Standortbestimmung für diese Kinder nicht immer einfach. "Es haben ja nicht alle Zeugnisse dabei, wo man mal reinschauen könnte." Die Mitarbeiter im kommunalen Integrationszentrum haben zudem nicht die Möglichkeit, eine umfangreiche Diagnostik zu betreiben. Geprüft, ob beispielsweise Schriftkenntnisse vorliegen, wird aber schon.

Bereits jetzt ist absehbar, dass die zurzeit vorhandenen Ressourcen knapp werden. War bisher eine Klassenstärke von maximal 15 Kindern vorgesehen, geht beim Land die Tendenz dahin, die maximale Klassenstärke auf 18 Kinder anzuheben, um der Schulpflicht für alle nachzukommen. Und der Trend, sagt Elisabeth Pater, geht wieder zu Wartelisten, "auch wenn wir aktuell keine haben".

"Wir sehen zu, dass die Kinder, vor allem im Grundschulbereich wohnortnah zur Schule gehen können", erklärt Elisabeth Pater. Anders ist es bei den Flüchtlingen, die bereits Oberstufenerfahrung haben. Sie schickt die Stadt, wie alle anderen Schüler auch, quer durchs Stadtgebiet, um die Auffangklassen an den jeweiligen Berufskollegs mit ihren Schwerpunkten zu besuchen. Denn in den Auffangklassen gilt zwar die Regel, dass die Kinder zehn Stunden Deutsch pro Woche haben, aber auch die anderen Fächer wie Mathematik, Naturwissenschaften oder Kunst werden nicht unter den Teppich gekehrt. Duisburg versucht, maximal zwei Jahrgänge in einer Klasse zu unterrichten.

Eine Regel, die in Ausnahmefällen an ihre Grenzen stoßen kann, denn die Leistungsunterschiede bei den Kindern können enorm sein. Zwar gibt es keine spezielle Qualifikation, um solche Kinder zu unterrichten, aber viele Lehrer bilden sich fort. Sie lernen, "Deutsch als Zweitsprache" zu unterrichten, erweitern ihre "Interkulturellen Kompetenzen" oder schulen ihre "Fremdsprachendidaktik".

"Es gibt erstaunlich viele Lehrer, die Spaß daran haben, die die Herausforderung gerne annehmen", hat Elisabeth Pater in der Vergangenheit beobachtet. Dabei ist es nicht einfach, Auffangklassen zu unterrichten. Die Kinder kommen im laufenden Schuljahr, einige verlassen diese Klassen schnell, weil sie am regulären Unterricht teilnehmen können. "Diese hohe Fluktuation erfordert besondere Fähigkeiten", zollt die Leiterin des Integrationszentrums den Pädagogen großen Respekt.

(RP)
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