Duisburg Vor dem Turm-Abriss wird noch saniert

Duisburg · In diesem Monat gehen die drei Röhren außer Betrieb. Doch bis zum Beginn der Abrissarbeiten werden noch etliche Monate vergehen.

Fakten über den Stadtwerketurm Duisburg
5 Bilder

Fakten über den Stadtwerketurm Duisburg

5 Bilder

200 Meter hoch und schlank ragt er in den Himmel und ist in den vergangenen vier Jahrzehnten zu einem Wahrzeichen von Duisburg geworden. Doch der Stadtwerketurm am Rande der Innenstadt hat ausgedient.

Noch in diesem Monat wird das dazugehörige Kraftwerk von den drei hohen Röhren gekappt, von denen zuletzt nur noch zwei genutzt wurden (es ist dann an die neuen, deutlich niedrigeren Kamine angeschlossen). Den alten Turm als reines Wahrzeichen zu erhalten, wäre zu teuer und schon allein mit Blick auf die Folgekosten unrentabel. Der Abriss ist bei den Stadtwerken beschlossene Sache, die vorläufige unter Denkmalschutzstellung wird daran möglicherweise genau so wenig ändern wie Initiativen in der Stadt, die das Denkmal erhalten wollen.

Bei Projektleiter Torsten Hiermann laufen seit einigen Wochen die Fäden für das komplizierte Abrissverfahren zusammen. An einem der Enden hängen Sicherungsarbeiten, die trotz des Abrisses, der im nächsten Jahr erfolgen soll, noch erledigt werden müssen. "Das klingt unlogisch, aber diese Maßnahmen sind auch darum notwendig, um später den Rückbau sicher abwickeln zu können", sagt Hiermann. "Außerdem sind wir im Rahmen des Denkmalschutzverfahrens verpflichtet, alles zu unternehmen, um den Turm in seiner Substanz zu erhalten."

Hiermann zur Seite steht der Diplomingenieur Markus Rost von "Exponent" aus Düsseldorf. Schon zahlreich vergleichbare Projekte hat dieses Planungsbüro abgewickelt. Nicht alle waren so aufwendig wie das für den Stadtwerketurm. Zu den technischen Herausforderungen des eigentlichen Abrisses und der Sicherungsarbeiten kommen ganz handfeste dazu. Produktionsbedingte Ablagerungen und asbesthaltige Isolierungen an den drei Röhren, deren Rückstände unter keinen Umständen als Giftwolke über Duisburgs schweben dürfen, werden die Arbeiten erschweren.

Wer sich den Turm genau anschaut, erkennt auch als Laie die Podeste, an denen die frei hängenden Rohre befestigt sind. An diesen Befestigungen wurde - wie damals üblich - Asbest verwendet. Auch die isolierende Farbschicht der drei Röhren enthält dieses hochgiftige Material. Von dem Anstrich ist seit rund zehn Jahren nichts mehr zu sehen, weil der Turm mit Blechen verkleidet wurde - die Sanierung macht das nun erheblich komplizierter. Wegen der Bleche wurden die dahinterliegenden Schrauben der Befestigung seitdem nicht mehr kontrolliert.

"Ein Fehler", wie Markus Rost schnell feststellte. "Diese Kontrolle hätte alle drei bis vier Jahre durchgeführt werden müssen." Nur weil jetzt der Abriss naht, kann auf diese (vom Gesetzgeber vorgeschriebene) Untersuchung nicht verzichtet werden - schon um später größte Sicherheit bei der Demontage zu haben, ist sie unvermeidbar. In den kommenden Wochen müssen die Verkleidungsbleche darum geöffnet werden. Die Farbschicht soll zuvor mit einer Beize behandelt werden, so dass sie später wie ein Film abgeschabt werden kann, ohne dass Asbeste freigesetzt wird. Die Verbindungen zwischen den einzelnen Teilen der gesamten Röhre werden überprüft und notfalls stabilisiert, so dass später beim Abriss keine zusätzlichen Probleme entstehen und keine Teile unkontrolliert in die Tiefe stürzen können.

"Vor den ersten Herbststürmen müssen die Inspektionen abgeschlossen sein", sagt Torsten Hiermann, der zurzeit mit seinen Kollegen aber noch ein ganz anderes Problem lösen muss: Werden die Bleche entfernt, wird der vorläufige Denkmalschutz verletzt. Mit den beteiligten Aufsichtsbehörden versuchen die Stadtwerke derzeit ein Verfahren abzustimmen und eine einvernehmliche Lösung herbeizuführen. Der eigentliche Abriss wird dann im kommenden Jahr erfolgen. Auch hier müssen noch etliche Fachleute "drüber gucken", bevor ein Ablaufplan erstellt werden kann. "Wir wollen so wenig wie möglich in 200 Meter Höhe arbeiten", so Markus Rost.

Lägen die Röhren auf dem Boden, wäre die Zerlegung in ein paar Wochen erledigt. Aber hoch über der Stadt? Zur Sicherheit aller wird vermutlich der Turm in Einzelteile zerlegt, die dann zu Boden gelassen und für den Abtransport vorbereitet werden. Statt weniger Wochen wird so die Demontage, deren Kosten Hiermann auf einen mittleren einstelligen Millionen-Betrag schätzt, so rund zwölf Monate dauern.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort