Duisburg Walsumer Eheleute renovieren alten Bahnhof

Duisburg · Schmutzig, alt und einsturzgefährdet war das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude in Walsum noch vor einigen Jahren. Ein Spaziergang führte die Duisburger Bettina und Mario Piva 2007 an dem verkommenen Gemäuer vorbei. Mutig und spontan entschlossen sich die beiden, die Bruchbude zu kaufen, um eines Tages in ihr zu leben.

 Mario Piva hat zusammen mit seiner Frau Bettina das einsturzgefährdete Bahnhofsgebäude zu einem großen Wohnhaus umgebaut.

Mario Piva hat zusammen mit seiner Frau Bettina das einsturzgefährdete Bahnhofsgebäude zu einem großen Wohnhaus umgebaut.

Foto: andreas probst

"Ich wusste nicht, wie das Gebäude von innen aussah. Wir haben es dennoch gekauft, denn ich weiß ja, was ich kann", sagt Mario Piva, der seit 22 Jahren als selbstständiger Hausmeister arbeitet und von seinem handwerklichen Geschick überzeugt ist.

Doch das ganze Vorhaben gestaltete sich als schwierig: Das Ehepaar ist berufstätig und kann nicht beliebig viel Zeit in das Projekt investieren. Und so wurden aus einigen Monaten, viele, viele Jahre. Jeden Tag krempeln sie nach Feierabend die Ärmel hoch - während die meisten Duisburger schon mit Chips und Cola auf der Couch liegen. "Bis zu fünf Stunden Arbeit stehen am Tag an. Manchmal müssen wir bis spät in die Nacht schuften", sagt Bettina Piva.

"Aber wir haben nie ans Aufgeben gedacht", sagt Ehemann Mario. "Ich schon", erwidert seine Frau. Denn sie hat im Winter, im wahrsten Sinne des Wortes, kalte Füße gekriegt. Die Walsumer leben im vierten Jahr in ihrem 580 Quadratmeter großen Haus. Ohne Heizung. "Die ist zwar in Planung, aber Geld fällt ja bekanntlich nicht vom Himmel", sagt Bettina: "Und ein 100 Jahre altes Gebäude lässt sich auch nicht im Handumdrehen in eine Luxusvilla verwandeln." Ratten, in das Gebäude eindringende Feuchtigkeit und die Bahn legten den Heimwerkern den ein oder anderen Stolperstein auf den Weg. Doch die beiden verlieren ihr Ziel nicht aus den Augen: Das Ende sei zwar noch nicht in Sicht, so Stehaufmännchen Mario, aber eines Tages werde das Gebäude in neuem Glanz erstrahlen.

Als wäre das nicht Herausforderung genug, haben sich die Eheleute zusammen mit einigen Nachbarn ein weiteres Mammutprojekt aufgebürdet: Ein Biergarten in der Römerstraße soll als ansprechender Nachbarschaftstreff gestaltet werden. Als eine der ersten 100 Bewerber des Wettbewerbs "Die schönste Straße Deutschlands" haben die Nachbarn am Freitag ein Starterpaket für ihre Aktion und einen Einkaufsgutschein über 200 Euro erhalten. Dieser wurde vom Marktleiter des Baucentrums Stewes, Erol Öztürk, überreicht. Öztürk sagte zur Aktion; "Dieses Engagement verdient großes Lob, denn die Gemeinschaftsaktion trägt zur nachhaltigen Verbesserung der Lebenssituation der Nachbarn bei. Wir wünschen ihnen viel Glück!" Nach Prüfung einer Jury, in der unter anderem Komiker Mike Krüger und Kinderbuch-Autor Janosch sitzen, werden zehn Bundessieger mit je 5000 Euro prämiert. Das Geld können die Bauherren, die es mit ihrem Projekt auch ins Fernsehen geschafft haben, gut gebrauchen. Bis dahin heißt es: "Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt."

(RP)
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