Duisburg Was der Brexit für Duisburg bedeutet

Duisburg · Nachdem die Briten sich gegen einen Verbleib in der EU entschieden haben, rätseln alle, wie es weitergeht. Wolfgang Schmitz vom Unternehmerverband und Robert Tonks von der Deutsch-Britischen-Geselschaft sagen "abwarten".

 Robert Tonks ist ein fröhlicher Mensch, wie auch seine Bücher ("It is not all English what shines") beweisen. Doch den Brexit findet auch er alles andere als lustig.

Robert Tonks ist ein fröhlicher Mensch, wie auch seine Bücher ("It is not all English what shines") beweisen. Doch den Brexit findet auch er alles andere als lustig.

Foto: HOHL

Die Briten sind raus. Denkbar knapp, mit 51,9 Prozent, haben sie am Donnerstag gegen einen Verbleib in der Europäischen Union gestimmt. Nachdem sich der erste Schock etwas gelegt hat, kommen nun die Fragen, wie es weitergehen soll. Und, inwieweit Duisburg von dem "Brexit" betroffen ist.

Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, sagt: "Die Entscheidung ist falsch und wird schmerzhafte Folgen gerade für die britische Wirtschaft und britische Arbeitsplätze haben. Eine Renationalisierung ist genau die falsche Antwort auf die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Auch für unsere regionale Wirtschaft, die viel Handel mit Großbritannien betreibt, wird ein Brexit negative Auswirkungen haben." Wie diese genau aussehe, könne man heute noch nicht beurteilen, denn auch wenn der Brexit kommt, werde eine Partnerschaft bleiben. "Die Frage wird sein, wie diese in Zukunft aussieht."

Der gleichen Ansicht ist auch Robert Tonks, Vorsitzender der Deutsch-Britischen-Gesellschaft Duisburg. "Das war der schlechteste Ausgang, den es hätte geben können. Vor allem, weil es so uneindeutig ist." Tonks ist der Meinung, das Referendum hätte nie stattfinden dürfen. "Das ist zwar Demokratie, aber diese Wahl hat die Gesellschaft überfordert. Die Briten sind einfach nicht gefestigt genug in ihrer politischen Meinung." Viele hätten nicht einschätzen können, was der Austritt für Großbritannien bedeute, weil sie die möglichen Konsequenzen nicht deutlich vor Augen gehabt hätten. Ein weiteres Problem sieht der Waliser auch darin, dass die EU in England schlicht nicht stattfinde. "Sie hat überhaupt keine Präsenz und auch kein Gesicht oder ein Gebäude, das man mit der EU in Verbindung bringt." Auch die Medien würden - wenn überhaupt - nicht unbedingt das Positive der EU hervorheben. Dennoch sei Schwarzsehen jetzt keine Lösung. Tonks: "Heute bin ich enttäuscht, aber ab Montag werde ich positiv in die Zukunft sehen. Die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, wie viel sich wirklich ändern wird. Jetzt sind die Konsequenzen noch gar nicht absehbar." Tonks meint, es sei abzuwarten, ob der Brexit wirklich so viel verändere. Er sehe in der Entscheidung auch eine Chance für die EU, sich noch mal neu aufzustellen und an ihrer Kommunikation zu arbeiten.

Wolfgang Schmitz vom Unternehmerverband sieht das ähnlich: "Trotz aller Probleme des heutigen Tages: Wir sollten jetzt die Chance ergreifen, die Zukunft Europas wieder in die Hand zu nehmen. Es geht beim Projekt Europa nicht um Brüssel, sondern um Frieden, Freiheit und einen gemeinsamen Markt mit Vorteilen für alle. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft - auch in unserer Region - sind gleichermaßen gefordert, jetzt mutige europäische Konzepte vorzulegen und die Menschen dabei mitzunehmen." Mehr Europa müsse die Antwort sein. Schmitz: "Wir haben uns gerade vor diesem Hintergrund entschlossen, jetzt zum Beispiel unseren nächsten großen Unternehmertag dem Thema Europa zu widmen. Auch die regionale Unternehmerschaft will ihren Beitrag für Europa leisten."

(RP)
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