Duisburg Weichenstellung für den neuen RRX

Duisburg · Die Deutsche Bahn informierte gestern auf dem Wochenmarkt in Buchholz über das anstehende Projekt "Rhein-Ruhr-Express". Die Marktbesucher zeigten reges Interesse.

 Der Infostand zum Thema RRX gestern Morgen auf dem Buchholzer Wochenmarkt.

Der Infostand zum Thema RRX gestern Morgen auf dem Buchholzer Wochenmarkt.

Foto: Christoph Reichwein

In knapp zwei Jahren sollen die ersten Züge des "Rhein-Ruhr-Express" (RRX) über die Schienen donnern - vorerst noch auf den alten Gleisen, die aber schrittweise bis 2030 erweitert werden. Die ersten Bauarbeiten beginnen erst im nächsten Jahr. In Duisburg dauert es noch deutlich länger. Doch die Deutsche Bahn informiert die Bürger schon jetzt öffentlich - so wie gestern auf dem Wochenmarkt in Buchholz.

Auf dem Streckenabschnitt zwischen Düsseldorf und Duisburg müssen an vielen Stellen zusätzliche Schienen verlegt werden: Für den neuen RRX-Nahverkehr, der die Rhein-Ruhr-Region besser und schneller miteinander verbinden soll, ist ein sechsgleisiger Ausbau nötig. Auf dem Teilstück zwischen Angermund und Großenbaum werden zwei neue Gleise verlegt. Auf der Strecke von Buchholz bis zum Hauptbahnhof muss ein Gleis neu gebaut werden. Lediglich zwischen Großenbaum und Buchholz liegen die nötigen sechs Schienen, so dass dort keine Gleisarbeiten anfallen.

An der knapp 63 Kilometer Strecke zwischen Angermund und Duisburg-Mitte müssen Schallschutzwände aufgestellt werden, die heute noch nicht vorhanden sind. "An allen Stellen, an denen die Gleise ausgebaut werden, sind Maßnahmen gesetzlich vorgeschrieben", so Frank Maiboom-Dombrück von der Deutschen Bahn. Der Projektingenieur ergänzt: "So können wir garantieren, dass die Bewohner bestmöglich geschützt sind."

Nicht an allen Stellen muss die Deutsche Bahn neue Schallschutzwände errichten. Dort, wo auf bestehenden Gleisen gefahren und somit die Trasse nicht breiter wird, fällt die gesetzliche Vorschrift nach Lärmschutz weg. Stattdessen fließen dort Gelder des Lärmsanierungsprogramms, mit dem an schwerbelasteten Streckenteilen Lärmminderung finanziert wird. So werden auch zwischen Großenbaum und Buchholz Schallschutzmaßnahmen möglich.

Über die genauen Maßnahmen entscheidet das Schallschutzgutachten, das bis Ende des Jahres abgeschlossen ist. Dieses legt unter anderem fest, in welcher Höhe die Wände gebaut werden. Zudem kann es sein, dass an einigen Wohnhäusern passive Schutzmaßnahmen vorgenommen werden müssen, wie zum Beispiel schalldichte Fenster. Zusätzlich wird ein Erschütterungsgutachten erstellt, das die Untergrundverhältnisse der neuen Linie untersucht. Denn vor allem im Teilstück zwischen Buchholz und Großenbaum gehen von den Schienen viele Schwingungen aus. Die könnten sich mit einem zusätzlichen Gleis noch verstärken.

Die ersten Bauarbeiten der neuen Rhein-Ruhr-Linie beginnen Anfang nächsten Jahres in Köln-Mülheim. In Duisburg können die Arbeiten erst nach Abschluss des Planfeststellungsverfahren aufgenommen werden. In diesem werden alle Unterlagen und Planungen zusammengefasst, unter anderem von Umwelt und Schall. "Das Verfahren dauert über Jahre", so Maiboom-Dombrück. "Erst wenn es abgesegnet ist, bekommen wir das Baurecht und die Gelder vom Bund." Bis dann aber tatsächlich gebaut wird, vergehen nochmal knapp drei Jahre. "Wir schreiben die Arbeiten europaweit aus und müssen die Sperrpausen der Strecken anmelden", erklärt der Projektingenieur die Wartezeit.

In den Augen von Laura Hoppenheit, Projektingeneurin für den Duisburger Abschnitt, ist der Ausbau nötig: "Das Netz im Ruhrgebiet ist sehr ausgelastet, da viele Personen täglich mit der Bahn fahren." Das belegen auch Zahlen der Deutschen Bahn: Alleine auf der Strecke zwischen Duisburg und Essen habe sich die Belastung an Wochentagen um fast ein Drittel erhöht. Der Rhein-Ruhr-Express schafft Abhilfe: Die Züge sollen auf sechs Linien alle 15 Minuten fahren, die Zahl der eingesetzten Fahrzeuge wird rund 700 betragen. Obwohl viele Bürger direkt von den Baumaßnahmen betroffen sind, ist die Resonanz in Duisburg bislang sehr gut.

"Viele Anwohner freuen sich über den zusätzlichen Schallschutz und die Entlastung des Bahnverkehrs, den der RRX garantiert", so die Erfahrungen der Ingenieurin. Klagen gegen das Vorhaben wie aus Angermund gibt es aus unserer Stadt (noch) keine.

Dennoch müssen manche Duisburger Nachteile hinnehmen: Fünf bis zehn Meter breiter werden die neuen Trassen werden. An einigen Stellen werden die Bewohner ein Stück Garten hergeben müssen. Ist das Schallgutachten fertig, plant die Deutsche Bahn weitere Informationsveranstaltungen für die Bürger - in Süd und Mitte. "Dann können wir den Leuten auch konkret für jedes Haus erläutern, welche Maßnahmen in Sachen Schallschutz getroffen werden", so Hoppenheit.

(jlu)
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