Duisburg Weihnachtsbäume fürs Selbstvertrauen

Duisburg · Am Friedrich-Wilhelm-Platz können bis zum 22. Dezember Weihnachtsbäume gekauft werden. Eine Aktion des Vereins "Gemeinsam gegen Kälte", der damit obdachlosen Menschen eine Aufgabe gibt und Spenden sammelt.

Der Name des Vereins "Gemeinsam gegen Kälte" bekommt in dieser Jahreszeit noch einmal eine ganz neue Bedeutung. Zwar sind die Ehrenamtler das ganze Jahr über unterwegs und versorgen bedürftige Menschen auf der Straße sowohl medizinisch als auch mit Kaffee, Kleidung und Tipps. Doch wenn die Tage kürzer und die Nächte kälter werden, sind die Menschen ohne festen Wohnsitz besonders auf Unterstützung angewiesen, gerade was warme Kleidung betrifft.

Besorgniserregend seien die Temperaturen derzeit aber noch nicht, sagt Kurt Schreiber, Vorstandsvorsitzender des Vereins. "Das sind harte Burschen. Wenn ich mal nachfrage, bekomme ich dann oft Sprüche wie ,In Sibirien ist es kälter' zu hören", erzählt er.

Zudem gebe es in den Wintermonaten die Möglichkeit, in Notunterkünften Unterschlupf zu finden und auch einige U-Bahnhöfe bleiben nachts für Obdachlose geöffnet, damit sie in kalten Nächten nicht direkt der Witterung ausgesetzt sind. "Da gibt es schon ein paar warme Ecken, das wissen die Jungs", sagt Schreiber.

Natürlich sei es im Winter härter und gefährlicher, aber für ihn sei nicht die niedrige Temperatur das größte Problem. "Die soziale Kälte ist viel schlimmer, und die ist das ganze Jahr da", sagt Schreiber. Er bemerke eine deutliche Zunahme von verarmten Menschen, die die Hilfe des Vereins in Anspruch nehmen würden. Das bestätigt auch Gerd Heimann, der zuvor der Straßenambulanz angehörte, nun aber mit seinem Team zum Verein "Gemeinsam gegen Kälte" gehört (wir berichteten). Alle Beteiligten zeigen sich begeistert über den Zusammenschluss, durch den sie, wie Heimann sagt, noch mehr Menschen erreichen können. "Wir haben in den zwei Monaten des Zusammenschlusses schon 150 Menschen behandelt, im ganzen vergangenen Jahr waren es 300." Gleichzeitig sei es aber auch besorgniserregend, dass immer mehr Menschen ohne Zuhause seien. Um die Bedürftigen unterstützen zu können, braucht der Verein neben den ehrenamtlichen Helfern vor allem eins: Geld. Das bekommt er zum einen von treuen Spendern; die Hälfte des jährlichen Bedarfs generiert er aber durch den Verkauf von Weihnachtsbäumen, der gestern am Friedrich-Wilhelm-Platz gestartet ist. Bereits zum 14. Mal findet er an dieser Stelle statt, davor konnte man die "Bäume für den guten Zweck" vor dem Amtsgericht kaufen. Etwa 880 Bäume - von der kleinen Blaufichte zu zehn Euro, bis zur drei Meter großen Nordmanntanne zu 60 Euro - warten von 11 bis 18.30 Uhr auf ihre Besitzer. Verkauft werden sie von fünf bis sechs Männern aus der Arbeitslosen- und Armutsszene", wie Friedhelm Fritschen, zweiter Vorsitzender des Vereins, sagt. "Wir sind natürlich stolz, dass die Jungs so verlässlich auf der Matte stehen", sagt er. Die Arbeit sei wichtig für die Männer, sie fühlten sich angenommen und hätten - wenigstens für ein paar Tage - eine Struktur in ihrem Leben. Schreiber: "Vier Männer konnten wir danach auch in Arbeit vermitteln. Man hat einfach die Gelegenheit, tiefer mit ihnen ins Gespräch zu kommen."

Einer der Männer ist Mücke. Er sagt: "Das macht Spaß, hier zu helfen. So kann ich etwas zurückgeben und komme mal ein paar Stunden von der Straße weg."

Voraussetzung zur Mitarbeit ist ein striktes Alkoholverbot sowie Pünktlichkeit. "Die Arbeit auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz gibt ihnen das Gefühl, gebraucht zu werden und schenkt Selbstvertrauen", sagt Fritschen.

Spenden und Infos unter: www.gemeinsam-gegen-kaelte-duisburg.de

(RP)
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