Duisburg Weiterhin Trinker in der Innenstadt

Duisburg · Das Alkoholverbot in der Innenstadt gilt seit Dienstag. Noch sind Angehörige der Szene anzutreffen. Die Stadt setzt zunächst auf Aufklärung, bevor sie Strafen verhängen möchte. Bislang kooperieren die Betroffenen.

 Weniger Szene-Angehörige als sonst hat das Ordnungsamt gestern am Kuhtor ausgemacht.

Weniger Szene-Angehörige als sonst hat das Ordnungsamt gestern am Kuhtor ausgemacht.

Foto: csk

Das Alkoholverbot in der Innenstadt sollte Dienstag offiziell in Kraft treten - daran gehalten haben sich die Betroffenen allerdings nicht. So waren die üblichen Vertreter der Szene auch an den bekannten Plätzen nahe des Netto-Supermarktes an der Königstraße mit Bierflaschen anzutreffen. Das Ordnungsamt reagierte gelassen.

Auf Anfrage teilte die Stadt mit, dass das Ordnungsamt bei Kontrollen weit weniger Szene-Angehörige angetroffen habe als üblich. Eine Sprecherin der Stadt sagte: "Das Ordnungsamt war gestern zunächst mal unterwegs, um zu informieren, weil wir nicht davon ausgehen können, dass das Verbot zu allen Betroffenen durchgedrungen ist." Ziel sei es, die Menschen mit Fingerspitzengefühl und Augenmaß darüber aufzuklären, was sie erwartet, wenn sie sich nicht an das Verbot halten. Das Ordnungsamt habe einen guten Draht zu der Szene und wisse, wann jeder informiert sei. Dann werde man dazu übergehen, Strafen zu verhängen. Das kann ein Bußgeld von 35 Euro sein. Allerdings setzen die Ordnungsbehörden erstmal auf die Kooperation der Trinkerszene.

Die Stadt will der Trinkerszene jetzt spezielle Hilfsangebote machen. Es wird diskutiert, das in Essen bereits erfolgreich etablierte Programm "Pick up" in Duisburg einzuführen. Dazu gab es in der vergangenen Woche einen Runden Tisch mit Wohlfahrtsverbänden. "Pick up" ist ein niedrigschwelliges Hilfsangebot für chronisch Abhängige. Sie säubern Bereiche der Innenstadt und erhalten dafür einen Obulus - und Bier oder Tabak. Seit dem 1. Oktober 2014 gibt es das Projekt in Essen, bisher werde es sehr gut angenommen, sagt Karsten Schütte von der Suchthilfe Essen. Umstritten war jedoch bei der Einführung, dass Abhängige Bier als Entlohnung bekommen. Das sei aber nur ein Teilaspekt des Programms, in dem es vor allem darum ginge, Süchtigen wieder mehr Struktur für ihren Alltag zu geben. Abgeschaut hat man sich die Idee übrigens in Amsterdam. Ob es in Duisburg in Zukunft auch ein solches Programm geben wird, ist fraglich. "Solche Hilfen sind oft mit hohen Kosten verbunden", sagt Ralf Krumpholz, Gesundheitsdezernent der Stadt. Stattdessen wolle man Streetworker einsetzen. Ähnliches gilt im Übrigen auch für einen Konsumentenraum, in dem Abhängige eine Anlaufstelle finden.

Vor allem die CDU hatte sich für das Verbot eingesetzt, ebenso wie der Verein "City Management Duisburg". Es ist Teil einer Kampagne, um die Duisburger Innenstadt attraktiver zu machen. Vor allem Einzelhändler hatten sich beklagt, dass Trinker wild urinieren. Es sollen mehr Besucher von außerhalb angelockt werden. Bislang war das Verbot umstritten, auch Sozialverbände wie die Diakonie hatten sich dagegen ausgesprochen. In der Ratssitzung vom 8. Mai 2017 wurde das Verbot mit den Stimmen der CDU und der SPD verabschiedet.

Auf der gesamten Königsstraße darf nun kein Alkohol mehr konsumiert werden. Ausnahme sind Gaststätten. Auch der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt ist kein Problem. Zunächst wird das Verbot nur ein halbes Jahr gelten. Ende November will die Stadt dann auswerten, was das Verbot bringt. Auch in anderen Städten wie Bonn oder Herne gibt es ein Alkoholverbot in der Innenstadt. In Bonn gilt das Verbot seit 2008 im und rund um den Hauptbahnhof. Dieses wurde 2015 für fünf Jahre verlängert. Das Verbot funktioniert, teilte die Stadt auf Anfrage der Redaktion mit. Die Stadt Herne hat 2016 beschlossen, störenden Alkoholkonsum in der Innenstadt zu verbieten. Es gehe aber weniger um ein flächendeckendes Alkoholverbot, sondern darum zu verhindern, dass öffentliche Straßen und Plätze zweckentfremdet werden. Die Rückmeldungen seien durchweg positiv. Zu der Überlegung, dass sich die Szene in einen anderen Teil der Stadt verlagert, sagt die Stadtsprecherin: "Wer keinen Müll hinterlässt, pöbelt oder uriniert, kann an anderen Plätzen unbehelligt Alkohol trinken." Bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass sich die Szene woanders versammelt.

(RP)
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