Bernd Finke ist deutscher Botschafter in Sambia "Wenn ich in Sambia von Zuhause spreche, meine ich Duisburg"

Duisburg · Bernd Finke ist der deutsche Botschafter in Sambia, Afrika. Doch ursprünglich kommt er aus Duisburg. Wenn er an die Ruhrgebietsstadt denkt, erinnert er sich an seine Schulzeit, ein Jahr als Kinder-Karnevalsprinz und an die guten Zeiten des MSV.

Bernd Finke ist deutscher Botschafter in Sambia
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Schon in der Schulzeit wusste Bernd Finke, geboren 1963 in Duisburg, dass er im Auswärtigen Dienst arbeiten wollte. Nach dem Studium in den Fächern Politische Wissenschaften, Staats- und Völkerrecht und Neuere Geschichte trat Finke 1990 den Vorbereitungsdienst für den höheren Auswärtigen Dienst an. Nach Stationen in New York, Bonn, St. Petersburg, Rom, Berlin, im Kosovo und nochmals in Rom und Berlin lebt und arbeitet er seit 2012 in Sambias Hauptstadt Lusaka.

"An meinem Beruf liebe ich, dass man so viel von der Welt sieht und dass es nie langweilig wird", sagt Finke. Doch obwohl er schon an zahlreichen Orten in aller Welt gelebt hat, ist seine Heimat nach wie vor Duisburg. "Wenn ich in Sambia sage 'Ich fahre nach Hause', dann meine ich 'Ich fahre nach Duisburg'", sagt Finke. Zwei Mal im Jahr macht er Heimaturlaub in Deutschland.

Die Liebe zum MSV schmerzt mitunter auch in Sambia

"Mein Vater lebt noch in Duisburg, meine Schwester mit ihrer Familie, Onkel, Tante, Kusinen", erzählt Finke. Wenn er in der Stadt ist, macht er einen langen Spaziergang und schaut ganz bewusst, was sich verändert hat. Finke, der einmal Duisburger Kinder-Karnevalsprinz war, erinnert sich gern an seine Jugend im Ruhrgebiet. "Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Stadionbesuche mit meinem Vater beim MSV", sagt er. Finke ist bis heute bekennender MSV-Fan - "auch wenn mich die Entwicklung des Vereins in letzter Zeit mehr schmerzt als freut."

Finke verfolgt von Sambia aus, was in seiner Heimatstadt passiert - sei es in politischer, wirtschaftlicher oder eben in sportlicher Hinsicht. Doch im Alltag konzentriert sich sein Interesse auf die Entwicklungen in dem afrikanischen Land. Die Versetzung nach Afrika hat sich Finke ausdrücklich gewünscht. "Wir arbeiten im diplomatischen Dienst nach dem Rotationsprinzip", sagt er. "Alle drei Jahre wird man auf einen neuen Posten in ein neues Land versetzt. Aber man darf Wünsche angeben." In Sambia gefällt es Finke so gut, dass er seinen Aufenthalt dort kürzlich verlängert hat. Nun wird es noch bis 2016 in Lusaka bleiben.

Engagement für die Entwicklung Sambias

"Der Schwerpunkt meiner Arbeit als deutscher Botschafter ist die Pflege und Vertiefung der deutsch-sambischen Beziehungen", sagt Finke. Er berichtet der Regierung in Berlin über politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen in Sambia, koordiniert und unterstützt Entwicklungshilfeprojekte und vermittelt Kontakte für deutsche Unternehmen, die sich in Sambia engagieren wollen. "In der Entwicklungszusammenarbeit liegt ein Schwerpunkt beim Thema Wasser", sagt Finke. Ein Großteil der Bevölkerung Sambias lebt noch immer in tiefer Armut und hat keinen Zugang zu fließendem Wasser, Sanitäranlagen fehlen. Aber auch bei der Bekämpfung von Aids oder bei der Stärkung rechtsstaatlicher Strukturen im Land bietet die deutsche Botschaft Unterstützung. Auf Duisburger Spuren ist Finke in Sambia auch schon gestoßen - die Kindernothilfe betreibt dort einige Hilfsprojekte.

"Viele Deutsche verbinden mit Afrika vor allem Krisen, Gewalt und politische Instabilität. Für Sambia ist dieses Bild falsch, das Land ist in vielerlei Hinsicht Vorbild für andere afrikanische Staaten", sagt Finke. Hier gebe es keine ethnischen Konflikte, die Regierung werde im Zuge fairer, freier Wahlen bestimmt, es herrsche Religionsfreiheit und das Land könne schon seit Jahren ein stabiles Wirtschaftswachstum um sieben Prozent vorweisen. "Dieses ausgewogene Bild von Sambia, das ich während meiner Reisen durch das Land und bei Gesprächen mit den Leuten hier kennen lerne, möchte ich nach Deutschland vermitteln", sagt Finke.

Nicht nur Botschafter, sondern auch Diakon

Neben seiner Tätigkeit als Botschafter übt Finke in Sambia auch sein Amt als ständiger Diakon der katholischen Kirche aus. 2007 weihte ihn Weihbischof Franz-Josef Overbeck in Münster zum Diakon. Während seiner Aufenthalte im Ausland übt Finke dieses Amt in den deutschsprachigen Gemeinden des jeweiligen Landes aus. "In Sambia gibt es allerdings keine deutschsprachige Gemeinde", sagt Finke. Deshalb wird er hier vom Erzbischof von Lusaka in einer sambischen Pfarrgemeinde eingesetzt.

"Ich bin bei Kindertaufen und Eheschließungen dabei und assistiere in den Sonntagsgottesdiensten", sagt Finke. Bei seinen Predigten müsse er allerdings aufpassen, dass diese nicht zu politisch geraten, schließlich sei er auch während seiner Tätigkeit als Diakon noch der deutsche Botschafter. Auf der anderen Seite habe ihm sein christliches Amt schon einige Male geholfen. "Sambische Politiker sitzen bei mir im Gottesdienst. Das schafft eine Verbindung, die später in anderen Zusammenhängen von Nutzen sein kann", sagt Finke.

(lsa)
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