Kolumne: Kommentar Wenn Nahverkehr zum Luxus wird

Vom Duisburger Süden in die Innenstadt fahren S-Bahnen, Straßenbahnen und Busse mit teilweise nur wenigen Kilometern Abstand. Solche oder ähnliche Parallelverkehr gibt es auch an denen Stellen im Stadtgebiet. Duisburger leistet sich den Luxus, dass Nahverkehr für die Einwohner wirklich nah ist, sprich, Haltestellen möglichst in wenigen Fußminuten zu erreichen sind.

Luxus ist es aber auch, Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr einzusetzen, die mehr leer als voll sind. Vieles deutet darauf hin, dass das heute vergleichsweise üppige Angebot schrumpfen wird: Gut ausgelastete Linien bleiben, die anderen drohen eingestellt zu werden. Nahverkehr nach marktwirtschaftlichen Gesetzen? Lange war das undenkbar. ÖPNV stand für Daseinfürsorge, für gewerkschafts-bestimmte Unternehmen, für politisch gesteuerte Angebote, dafür, dass das soziale Gewissen bei den Entscheidern über den Rotstift regierte.

Gerade erst teilte die DVG mit, wie laut Befragung zufrieden ihre Kunden mit ihrem Angebot sind. Doch so viele Fahrgäste können gar nicht t auf Bus und Bahn umsteigen, wie nötig wären, um mit einer schwarzen Null und nicht mit einem Defizit von rund 40 Millionen Euro durchs Geschäftsjahr zu fahren. Nahverkehr kann nicht kostendeckend betrieben werden, behaupten die Experten. Sie sagen dabei aber nicht, dass jeder, der ein ÖPNV-Ticket kauft, es im Grunde zwei Mal bezahlt: einmal am Fahrkartenautomaten, ein zweites Mal über den Zuschuss zur Deckung des Defizits - in Duisburg also mit der Stromrechnung der Stadtwerke. hch

(RP)
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