Duisburg Wie Blinde sich in Duisburg zurechtfinden

Duisburg · Zum Geburtstag des Erfinders der Blindenschrift: Sie ist das wichtigste Hilfsmittel für Sehbehinderte im Alltag. Auch in Duisburg ist sie an vielen Stellen zu finden. Doch im Straßen- und Nahverkehr muss noch nachgebessert werden.

 Ein Wegweiser für Blinde am Boden in der Königsgalerie, der geradewegs...

Ein Wegweiser für Blinde am Boden in der Königsgalerie, der geradewegs...

Foto: Christoph Reichwein

Der Franzose Louis Braille hat 1825 etwas erfunden, was heute noch vielen Menschen hilft, die körperlich eingeschränkt sind. Nach fünf Jahren Tüftelei hatte er eine Schrift entwickelt, die aus sechs Punkten besteht, welche in einem Rechteck angeordnet sind. Heute wird diese immer noch als Blindenschrift benutzt und hilft Sehbehinderten im Alltag. Zu seinen Ehren wird seit 2001 am 4. Januar sein Geburtstag gefeiert.

 ...zur Hinweistafel führt, die mit Blindenschrift ausgestattet ist.

...zur Hinweistafel führt, die mit Blindenschrift ausgestattet ist.

Foto: Christoph Reichwein

Auch in Duisburg hilft die Schrift vielen Sehbehinderten tagtäglich. Sie befindet sich an Aufzügen, Informationstafeln oder Handläufen in öffentlichen Gebäuden, wie zum Beispiel der Königsgalerie. Sogar die private Abfalltonne kann mit Blindenschrift versehen werden, um den Müll korrekt zu trennen. "Die Blindenschrift kann bis ins hohe Alter erlernt werden", so Thordis Scharrenbroch, Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins in Duisburg. "Voraussetzung ist aber, dass der Blinde noch genug Gefühl in den Fingern hat."

 Die Geländer der Stadtbücherei an der Steinschen Gasse.

Die Geländer der Stadtbücherei an der Steinschen Gasse.

Foto: crei

In der Innenstadt und im Straßenverkehr ist die Braille-Schrift weniger verbreitet. Dafür gibt es andere Hilfsmittel: Sogenannte taktile Ampeln helfen Blinden, sicher die Straße zu überqueren. Ein gelber Kasten auf der Rückseite der Ampel klickt zunächst, vibriert dann aber, wenn die Ampel grün geworden ist. Zudem befindet sich auf dem Kasten ein Pfeil, der die Richtung angibt und ertastet werden kann. "Von diesen Ampeln gibt es aber zu wenig", moniert Scharrenbroch. "Blinde müssen teilweise lange Umwege gehen." Eine Alternative sei ein spezieller Blindenstock, der an einer Ampel in die Höhe gestreckt werden kann. Dieser piepst und vibriert, wenn die Ampel auf grün schaltet.

Die DVG setzt auf ein taktiles Leitsystem am Boden der Bahnhöfe, bestehend aus weißen Steinen mit Rillen und Noppen. "Das lenkt Blinde mit ihrem Stock in die Haltestellenbereiche und in die Nähe von Türen", erklärt Kathrin Naß, Pressesprecherin der DVG. Die Bodenplatten sollen auch vor Gefahren, in diesen Fall vor Gleisen, warnen. Zudem hat die Verkehrsgesellschaft an viel benutzten Haltepunkten akustische Taster angebracht, die auf Knopfdruck ansagen, wann die nächsten Bahnen kommen. An dem Drücker ist auch das Wort "Info" in Blindenschrift angebracht.

Thordis Scharrenbroch hat weitere Tipps parat, da Bahnen und Busse oft nicht an der gleichen Stelle halten und es so zu Orientierungsproblemen kommt. "Blinde sollten immer beim Fahrer ein- und aussteigen", so die Vorsitzende. Ein Sehbehinderter solle sich stets einen Sitzplatz suchen, den er gut erreichen kann. Dafür stehen ihnen spezielle Bänke zur Verfügung, die in der U-Bahn beispielsweise gegenüber platziert sind.

Der Verein, in dem Scharrenbroch aktiv ist, hilft bei vielen Fragen rund um das Thema Blindheit. "Am wichtigsten für frisch erblindete ist, dass sie Hilfe bekommen, da sie in ein tiefes Loch fallen", so die Vorsitzende. Diese bekommen sie auch: Der Verein veranstaltet Stammtische und berät in vielen Dingen, unter anderem wie Betroffene das Geld für wichtige Hilfsmittel von der Krankenkasse wiederbekommen. So gibt es beispielsweise ein Scanner, der die Post vorlesen kann oder den "Einkaufsfuchs", der den Barcode der Produkte erkennt und ausspricht, um was es sich eigentlich handelt. Zudem vermittelt der Verein Trainings, zum Beispiel für die Orientierung und Mobilität. In Einzelunterricht lernen Sehbehinderte mit dem Blindenstock umzugehen, auch im Straßenverkehr. Sie können auch weiterhin ihren Beruf ausüben. Im Berufsförderungswerk in Düren lernen sie den Umgang mit der neuen, für Blinde geeigneten Bürotechnik, so Scharrenbroch. "Viele sind überrascht, wie gut ein Blinder noch mit Excel-Tabellen umgehen kann."

(jlu)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort