Duisburg Wie die Hackordnung unter Hühnern

Duisburg · Als deutschsprachige Erstaufführung zeigte der Duisburger Jugendspielclub "Spieltrieb" im Stadttheater das ausgezeichnete Stück "Mädchen wie die" von Evan Placey. Es geht um Mobbing.

 Intensives Spiel: Die jungen Schauspielerinnen geben alles.

Intensives Spiel: Die jungen Schauspielerinnen geben alles.

Foto: Sascha Kreklau

"Schlampe, Schlampe, Schlampe!" Mit "Mädchen wie die" ("Girls like that", 2014) von Evan Placey hat der Spieltrieb-Jugendclub im Theater Duisburg jetzt eine deutschsprachige Erstaufführung zu bieten. Das Stück wurde 2013 am Birmingham Repertory Theatre uraufgeführt und gewann den Writers' Guild Award als bestes Stück für junges Publikum. 2016 wurde es mit dem Jugendtheaterpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Im Foyer III unter dem Dach des Hauses, geht es darum, wie grausam Menschen werden können, wenn sie sich zu einer Gruppe formieren und ein gemeinsames Opfer gefunden haben. Einmal mehr bewies der Schauspieljugendclub mit dieser Inszenierung, dass er eine vorzügliche Ergänzung zum Duisburger Schauspielangebot im Stadttheater ist.

Auf den Handys einer Mädchenschule kursiert das Nacktfoto einer Mitschülerin. Anstatt mit Scarlett zu sprechen, werden schnell Vermutungen und Gerüchte über sie verbreitet. Ein Spießrutenlauf beginnt, der in einer Tragödie zu enden scheint.

In dieser "bösartigen Komödie", wie der kanadisch-britische Autor selbst sein Stück nannte, wird Mobbing unter Mädchen verglichen mit der manchmal blutigen Hackordnung unter Hühnern. Es geht auch darum, dass eine junge Generation glaubt, sie brauche keinen Feminismus. "Das eigentliche Problem", so Placey, "ist eine Gesellschaft, die auf der einen Seite junge Frauen verurteilt, wenn sie in welcher Form auch immer ihre Sexualität ausleben, und sie auf der anderen Seite unter Druck setzt, sexuell zu sein."

Katharina Böhrke hat das mit zehn intensiv agierenden jungen Damen als zweistündiges und pausenloses Theaterfest inszeniert. Die ausverkaufte und erfolgreiche Premiere traf auf ein atemloses Publikum. Besonders beeindrucken die vier Rückblenden: Naffie Janha im kurzen 20er-Jahre-Kleid, Lisa-Marie Pfadt mit Pilotenhelm und -brille (1944/45), Josephine Voß mit Blumen in den Haaren (1968) und Tabea Zorn mit Schulterpolstern (1985). Wir wollen aber nicht alles verraten, sondern empfehlen den Besuch einer der kommenden Vorstellungen: am 22. und 28. September sowie im Oktober, November und Dezember.

Karten zu elf Euro gibt es unter der Telefonnummer 0203/ 283 62 100.

(hod)
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