Katastrophe von Duisburg Wie die Menschen reagieren

Katastrophe von Duisburg · Die Flut von Briefen, E-Mails und Anrufen, die in der RP-Redaktion eingegangen sind, zeigen die große Anteilnahme an der Katastrophe bei der Loveparade. Die Reaktionen offenbaren tiefen Schmerz und Trauer, aber auch Wut und Bestürzung. Viele fordern Konsequenzen.

Loveparde-Unglück 2010 in Duisburg - Trauer am Tunnel
17 Bilder

Trauer am Unglückstunnel

17 Bilder
Foto: AFP

Das Geschehen wirft für Karsten Quabeck eine Reihe noch nicht geklärter Fragen auf. So ist für ihn nicht klar, wer der eigentliche Haupteinsatzleiter für die Gesamtveranstaltung war. "Wer regelte die Menschenströme und den Auf- und Abbau von Vereinzelungszäunen? Warum wurde, wenn die Tunnel voll sind, nicht schneller ein Notausgang als zusätzlicher Eingang geöffnet?", fragt er.

Quabeck spricht auch aus, was viele denken: "Ein Gelände für maximal ein Drittel der zu erwartenden Menschen wird als Festgelände ausgesucht. Welches Konzept hatte man für die restlichen zwei Drittel?" Wie kommt man auf die Idee, 400.000 junge, oft durchtrainiert, aber deutlich unter Drogen stehende Menschen mit einfachen Bauzäunen einpferchen zu können?

Andere Reaktionen gehen deutlich weiter. So schrieb der Duisburger Guido Volkmann einen Brief an Oberbürgermeister Adolf Sauerland, in dem er das Stadtoberhaupt zum Rücktritt auffordert. "Die Frage der rechtlichen Schuldverhältnisse wird in den kommenden Monaten und Jahren die Justiz klären müssen. Die moralische und politische Schuld können wir Menschen nur mit ethischen Argumenten bemessen", so Volkmann.

Als oberster Dienstherr von Duisburg trage Sauerland eine nicht unerhebliche Verantwortung gegenüber unseren Gästen in unserer Stadt. "Dass dieses Sicherheitskonzept große Lücken aufwies, beweisen 19 tote Menschen, Hunderte Verletzte und all die Menschen vor Ort, die mit diesen grausamen Bildern künftig leben müssen. Welcher Tatsachenbeweis könnte stichhaltiger und schmerzhafter sein?", fragt der Duisburger. Der Respekt und der Anstand vor den Toten, den Verletzten und deren Angehörigen gebiete es, einen eigenen kleinen Teil der Verantwortung zu übernehmen. "Erhalten Sie sich einen letzten Rest Würde und Respekt vor den Opfern, den Bürgern dieser Stadt und den Menschen, die auf der ganzen Welt diese Tragödie miterlebet und ansehen mussten. Verzichten Sie auf ihr Amt, welches nun künftig mit dieser grausamen Realität verbunden sein wird und keine Wiedergutmachung ermöglicht."

Die Halsstarrigkeit der Behörden in Duisburg macht Ute Wilke für die Tragödie mitverantwortlich. "Wer je gezwungenermaßen mit Ordnungsamt, Baudezernat, Wirtschaftsbetrieben und so weiter Kontakt hatte, trifft auf Ignoranz, Arroganz, Inkompetenz und Verweigerungshaltung", sagt die Duisburgerin. "Eine Katastrophe wie auf der Loveparade musste zwangsläufig geschehen, da die Verantwortlichen beratungsresistent alle Warnungen von Fachleuten wie Feuerwehr und Polizei ignorierten." Als die Krönung betrachtet Ute Wilke die "Baugenehmigung für 250 000 Besucher" des "selbstverliebten, selbstherrlichen Baudezernenten Dressler".

Wer als Duisburger die Örtlichkeiten rund um den Bahnhof und den Tunnel an der Karl-Jarres Straße kennt, der konnte nicht glauben, dass eine Million Menschen dort unbeschadet hätten feiern können. Ihr Fazit: "Ein erbärmliches, untragbares Verhalten."

Auch per Internet gab es auf der Seite von RP ONLINE viele Kommentare zu den schrecklichen Ereignissen. "Die Verantwortlichen werden sich gedacht haben: Das wird schon gut gehen, hat ja immer geklappt, was scheren mich die anderen", heißt es in einer Stellungnahme.

Ein anderer Nutzer drängt auf eine möglichst schnelle Aufklärung: "Ich bitte um zügige Arbeitsweise, damit die tragischen Ereignisse mit Toten und Hunderten Verletzten nicht in der Öffentlichkeit in Vergessenheit geraten, und um Abschluss der Untersuchungen und vorliegende Ergebnisse, bevor Gras über die Toten gewachsen ist. Ich erinnere dabei an das tragische Zugunglück des ICE bei Eschede/Niedersachsen 1998 und das langwierige Untersuchungsverfahren, das erst 2003 abgeschlossen wurde."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort