Duisburg Wilde Altweiber-Party im Trockenen

Duisburg · Ein Zelt vor dem Rathaus verhalf den Möhnen zu einem gelungenen Start in die heiße Phase des Karnevals.

Rund 800 Altweiber (und einige Männer) feierten verkleidet als Clowns, Möhnen oder Gefängnisinsassen in einem beheizten Zelt vor dem Rathaus. So blieb die Partymeute auf dem Burgplatz trocken - im Gegensatz zu den Feierenden in Walsum.

Rund 800 Altweiber (und einige Männer) feierten verkleidet als Clowns, Möhnen oder Gefängnisinsassen in einem beheizten Zelt vor dem Rathaus. So blieb die Partymeute auf dem Burgplatz trocken - im Gegensatz zu den Feierenden in Walsum.

Foto: Christoph Reichwein.

Es regnet, der nasskalte Wind peitscht den Kostümierten ins Gesicht, dazu kommt die Kälte. Definitiv kein gutes Wetter, um Altweiber zu feiern. Doch das kann den Duisburgerinnen in diesem Jahr egal sein - sie werden nur auf dem Weg zur Party nass. Denn die Altweiberfeierei ist erstmals auf dem Burgplatz in einem beheizten Zelt vor dem Rathaus.

Lediglich ein paar Raucher treibt es nach draußen. Im Trockenen herrscht dichtes Gedränge. Dazwischen tummelt sich auch das Kinderprinzenpaar, Hand in Hand tanzt es zur Musik der "Ruhrpott Guggies", optisch eine extrem wilde Truppe. Die musikalischen Mädchen haben sich als rosa Einhörner und Punks mit Irokesenschnitt verkleidet. Auch ihre Musik ist wild: Trommeln und Trompeten reißen das Publikum mit.

Im Publikum - natürlich - viele Möhnen, aber auch Piraten oder Tiger. Und sogar Männer! Ja geht denn das an Altweiber? "Klar", sagt eine Dreier-Gruppe, männlich, anfang 30. "Unsere Frauen feiern ja auch - allerdings auf einer Parallelveranstaltung", sagen die drei mit einem verschmitzten Grinsen. So, so. "Aber Spaß beiseite: Warum sollten wir Männer heute nicht feiern gehen?"

Die Jungens müssten noch einiges lernen, sagen dagegen drei ältere Möhnen. "Den Mann lässt man an Altweiber natürlich zuhause", ist die feste Meinung von Elke, die ihre schiefen (Deko-) Zähne wieder in den Mund steckt. Auf dem Kopf trägt sie Lockenwickler und ein grünes Kopftuch, ein hellgrünes Kleid und eine dunkelgrüne Schürze. Altweiber, das sei für sie und ihre Mädels-Truppe jedes Jahr etwas besonderes. Um 11.11 Uhr tritt Oberbürgermeister Sören Link auf die Bühne. Viel Mühe mit seinem Kostüm hat er sich nicht gemacht, stichelt Moderatorin Jannine Kolecki. Dafür habe er gar keine Zeit mehr gehabt, entschuldigt sich das Stadtoberhaupt. Denn die Möhnen waren über ihn "hergefallen" und hatten ihn im Rathaus gekidnappt. So steht er den Frauen in Jeans, Hemd und Jackett gegenüber. Aber er hat ja auch noch eine Krawatte an: Schnipp-schnapp und zack ist die abgeschnitten. Denn das ist ja guter Brauch an Altweiber! Und die singen, was die Kehlen am frühen Morgen so hergeben: "Und wenn et trömmelche jeht... Duisburg Helau" ertönt es!

Prinz Michael I. und seine Crew kommen natürlich ohne Krawatten mit großem Tamtam. Der Prinz gesteht der versammelten Meute, dass er nach dem Aufstehen keine Stimme mehr habe. Das gute Köpi erlöse ihn jedoch von diesem Leiden. Na dann: Prost, Majestät!

Der Präsident des Hauptausschusses des Duisburger Karnevals (HDK), Michael Jansen, blickt zufrieden über die Partygesellschaft im Zelt. Er schätzt die Anzahl der Altweiber (und Männer) auf 800. Das kann sich sehen lassen. Die Entscheidung, Altweiber vor dem Rathaus im beheizten Zelt zu feiern, war eine goldrichtige. Die vielen hundert Närrinnen, die sich traditionell an diesem Tag in Walsum auf dem Platz vor dem Bezirksrathaus versammeln, hatten es gestern weit weniger komfortabel. Bei eisigem Wind und Regen mussten sie so viel frieren, dass die Party deutlich früher als sonst vorbei war, so die Polizei.

Im vergangenen Jahr wurden beim Altweiberfest am Rathaus 900 Liter Bier "vernichtet" - bei strahlendem Wetter wohl gemerkt, wusste Michael Jansen gestern zu berichten. Ob das die Duisburger in diesem Jahr auch wieder geschafft haben? Bei den hitzigen Temperaturen im Zelt mag das durchaus so gewesen sein. Gegen 17 Uhr war dann die Sause vor dem Rathaus vorbei. Das Feiern aber nicht. Denn in der Innenstadt gab es für die Frauen jede Menge Gelegenheiten, weiter zu machen - dann aber in den meisten Fällen mit Männern. Übrigens: Angst vor den Kerlen mussten die Duisburgerinnen gestern nicht haben. Rund um das Zelt gab es jede Menge Polizei, die auch am Abend noch auf sie aufpasste.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort