Duisburg Wohlfahrtsverbände schlagen Alarm

Duisburg · Die Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege halten die Rahmenbedingungen für ein menschenwürdiges Leben in Duisburg für ungenügend. Die Stadt bewege sich "beständig nur im Krisenmodus".

Duisburg: Wohlfahrtsverbände schlagen Alarm
Foto: APR

"Mit großer Sorge" betrachtet die Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände die Entwicklung der sozialen Lage der Menschen in Duisburg. In einer gestern verbreiteten Erklärung, die vom Sprecher der Wohlfahrtsverbände, Pfarrer Stephan Kiepe-Fahrenholz gezeichnet ist, werden weltweite Kriege und Krisen und "innenpolitische Verwerfungen" genannt, die auch das Leben in Duisburg beeinflussen.

In der Erklärung heißt es wörtlich: "Ohne Frage steht unsere Stadt vor großen Herausforderungen, wenn es darum geht, der Zuwanderung durch neue Bürger gerecht zu werden. Hierzu gehören alle, die in Duisburg eine neue Heimat finden wollen. EU-Binnenzuwanderer, über deren prekäre Lebenslage kaum noch öffentlich gesprochen wird, haben ebenso ein Recht auf Unterstützung wie die Flüchtlinge, die aus den Krisengebieten dieser Welt zu uns kommen."

Duisburg: Wohlfahrtsverbände schlagen Alarm
Foto: Stadt Duisburg

Zwar erkennen die Vertreter der Wohlfahrtsverbände an, dass die Verantwortlichen in der Sozialverwaltung in Duisburg "Großes leisten und unter schwierigsten Umständen alles versuchen, um den Menschen, die in Duisburg zuwandern, ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen". Doch müsse man feststellen, dass die Rahmenbedingungen für ein menschenwürdiges Leben nicht immer genügten. "Man bewegt sich ständig nur im Krisenmodus", heißt es in der Erklärung. Die Arbeitsgemeinschaft vermisst mittel- und langfristige Planungen.

Wenn man von der Annahme ausgehe, dass in den kommenden fünf Jahren 10.000 bis 15.000 neue Mitbürger in Duisburg leben werden, müsse man feststellen, dass die Infrastruktur in Duisburg nicht ausreichen werde, diese Menschen "ordentlich zu integrieren".

Duisburg: Wohlfahrtsverbände schlagen Alarm
Foto: Christoph Reichwein (crei)

Die Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände fordert in ihrer Erklärung die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik auf, "umgehend eine mittelfristige strategische Planung vorzunehmen, die alle Lebensbereiche der Alt- und Neubürger des Gemeinwesens mit einschließt". Dazu gehörten:

1. eine angepasste Fortschreibung des Kindergartenbedarfsplans,

2. ein angepasster Schulentwicklungsplan,

3. eine Planung für die Wohnraumentwicklung,

4. eine Planung für Angebote für die Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen

sowie 5. die Überlegung, das kulturelle Angebot so aufzustellen, dass es der Neuzusammensetzung unserer Stadtgesellschaft gerecht wird.

Nicht zuletzt müsse die Agentur für Arbeit und das Jobcenter so ausgestattet werden, dass mehr Kunden als bislang angemessen betreut werden können.

Scharfe Kritik wird an der bundesweiten Kürzung der Eingliederungstitel geäußert. Der Wegfall dieser Gelder habe zur Folge, dass viele Qualifizierungsmaßnahmen für arbeitslose Jugendliche und Langzeitarbeitslose weggefallen sind. Es sei ein Skandal, wenn man vor dem Hintergrund eines gekürzten Haushaltes "immer mehr zusätzliche Aufgaben organisiert, dies aber lediglich durch Verschiebereien innerhalb eines jetzt schon nicht mehr ausreichenden Etats praktisch umsetzen will". Es sei Wasser auf die Mühlen von Menschen, die sich Fremdenfeindlichkeit auf die Fahnen geschrieben haben, wenn beispielsweise das Jobcenter gerade jetzt Kürzungen mit den Trägern damit begründet, dass das Geld für die Arbeit mit den Flüchtlingen benötigt werde. Man dürfe nicht die einen gegen die anderen ausspielen.

Es werde, so heißt es in der Erklärung, alles darauf ankommen, ob es gelingt, die Kommune in die Lage zu versetzen, ihre Infrastruktur so auf- und auszubauen, dass "Duisburg lebenswert für alle wird, die hier sind und die noch kommen werden".

Oberbürgermeister Sören Link sagt zu der Erklärung der Wohlfahrtsverbände: "Da rennen die Wohlfahrtsverbände bei mir offene Türen ein. Seit Wochen und Monaten kommen Menschen aus Kriegsgebieten und Krisenregionen nach Duisburg. Diesen Menschen bestmöglich unterzubringen, ist nur der erste Schritt einer viel weiter gehenden Aufgabe." Die Stadt Duisburg habe hierzu ein Flüchtlings- und Integrationskonzept aufgelegt, um effektive Integrationsangebote machen zu können. Diese Angebots- und Arbeitsstrukturen wolle er am 14. Dezember allen Akteuren der Stadtgesellschaft vorstellen. Die Einladungen würden heute versendet. Link: "Wir sollten dieses Treffen nutzen, um zwischen Stadt, freien Trägern und Ehrenamt die bestmögliche Vernetzung herzustellen. Diese riesige Integrationsaufgabe kann nur gemeinsam bewältigt werden. Stand heute reden wir immerhin von 5300 Flüchtlingen, die unsere Stadt aufgenommen hat."

(pk)
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