Loveparade-Tragödie Zahl der Toten steigt auf 20

Die Zahl der Loveparade-Opfer ist auf 20 gestiegen. Knapp zwei Tage nach dem Unglück starb eine 21-Jährige in Duisburg an ihren schweren Verletzungen. Die Zahl der Verletzten wurde am Montag auf mehr als 500 nach oben korrigiert.

Spuren des Grauens: Der Unglücksort am Tag danach
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Auch an diesem Tag gibt es widersprüchliche Meldungen. Zunächst hieß es offiziell, keines der Opfer schwebe mehr in Lebensgefahr. Am Nachmittag wurde korrigiert: ein Opfer schwebe doch weiter in Lebensgefahr.

Wie nun am frühen Abend bekannt wurde, erlag nun ein weiteres Opfer der Ereignisse seinen Verletzungen. Das erfuhr unsere Redaktion aus dem Duisburger Rathaus. Es handelt sich um eine 21-Jährige. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) bestätigte am Montagabend im "ARD-Brennpunkt" das 20. Todesopfer. Sie kritisierte in der Sendung das Sicherheitskonzept. Es sei "klar erkennbar, dass es nicht gut war", sagte Kraft und forderte Konsequenzen. Bei künftigen Großveranstaltungen müsse die Verantwortung beim Innenministerium liegen, erklärte Kraft.

20 Tote sind es jetzt. Am späten Nachmittag sollen die Angehörigen und Ärzte lokalen Medienberichten zufolge bereits aufgegeben haben, so hoffnungslos war der Zustand des jungen Mädchens. Behandelt wurde es seit Samstag zusammen mit 29 anderen Verletzten im Duisburger Bethesda-Krankenhaus. Angaben auf der Website des Hospitals zufolge sind derzeit noch elf Personen stationär in Behandlung. Eine schwerstverletzte Frau sei weiterhin in einem äußerst kritischen Zustand.

Die Gesamtzahl der Todesopfer ist nun auf 20 angestiegen. Bei den anderen Getöteten handelt es sich nach Angaben der Duisburger Polizei vom Sonntag um elf Frauen und acht Männer. Sechs von ihnen seien Ausländer, sie kamen aus den Niederlanden, Australien, Italien, China und Spanien.

Auch die Zahl der Verletzten mussten die Verantwortlichen nach oben korrigieren. Zur Begründung hieß es bei der Duisburger Polizei, die neuen Zahlen bezögen sich auf die gesamte Dauer der Loveparade vom Samstag. Zuvor war stets von 342 Verletzten die Rede gewesen. Auch hatte es am Montag zunächst geheißen, keiner der Verletzten schwebe mehr in Lebensgefahr. 43 Menschen wurden den Angaben zufolge zu Wochenbeginn weiter in Kliniken behandelt. Abermals ist das Bild, das die zuständigen Behörden im Zusammenhang mit der Loveparade abgeben unglücklich.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Duisburg, Rolf Haferkamp, wollte am Montag auch keine Angaben zu Medienberichten machen, wonach Unterlagen belegen sollen, dass massive Sicherheitslücken zu der Panik mit 19 Toten geführt haben. Es seien eine Reihe Unterlagen beschlagnahmt worden, die nun ausgewertet werden müssten, sagte Haferkamp. Erst danach lasse sich sagen, ob sich Beweise zu Lasten einzelner Verantwortlicher bei der Genehmigung, Organisation und Ausführung der Veranstaltung verdichteten.

Derzeit liefen die wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung eingeleiteten Ermittlungen weiterhin gegen Unbekannt. Wie Haferkamp sagte, waren bei der Staatsanwaltschaft bis Montagvormittag noch keine Anzeigen gegen einzelne Verantwortliche eingegangen.

Am Samstag waren mehr als eine Million Besucher zu der Techno-Veranstaltung nach Duisburg gekommen. Bei einer Massenpanik im Zugang zum Festival-Gelände geschah die Katastrophe. Die Aufarbeitung der Ursachen wird nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft noch Wochen oder gar Monate dauern.

(AFP/AP/pst)
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