Duisburg Zeitgenössische Musik trifft Literatur

Duisburg · Musikalisch-szenische Lesung im "EarPort" des Duisburger Innenhafens.

In der Spielzeit 2015/2016 hatten der Duisburger "EarPort" und das Schlosstheater Moers (STM) eine vierteilige Koproduktion unter dem Titel "Frequenzen" ins Leben gerufen. In Moers ist die Veranstaltungsreihe inzwischen beendet. In Duisburg dagegen wurde bisher erst eine Aufführung davon gezeigt: "351 ff" lautete der Titel der musikalisch-szenischen Dokumentation (die RP berichtete). Am Freitag, 4. Mai, um 19.30 Uhr, folgt nun hier auf dem Philosophenweg 17a der zweite Teil in dieser Reihe: "Bilder deiner großen Liebe" heißt das Aufeinandertreffen von zeitgenössischer Musik und Literatur.

Zum einen geht es um das gleichnamige Romanfragment von Wolfgang Herrndorf, geschrieben von ihm 2014, zum anderen um Gerhard Stäblers Komposition "Cassandra", komponiert von ihm 1996. "Was verbindet die Hauptfigur Isa in Herrndorfs Roman mit der mythologischen Figur Kassandra zur Zeit der Antike?", fragte der Rezensent der RP in seiner damaligen Aufführungskritik. "Die 14-jährige Isa ist ein vagabundierender anarchischer Freigeist. Barfüßig läuft das Mädchen auf der Suche nach ihrem Freitod durch Deutschland und begleitet somit im übertragenen Sinne ihren Autor auf dessen ebenso letzter Reise. Denn nach der Diagnose eines festgestellten Hirntumors, nahm sich Herrndorf 2013 das Leben. Kassandra ist ebenso eine Außenseiterin, eine an die Oberschicht gefesselte Frau, in einem Staat, der sich zu einem Patriarchat entwickelt hat. Sozial gebunden an die herrschende Oberschicht, emotional gefesselt an ihren Vater, an die Geschichte und Gegenwart des Königshauses, erlebt sie einen langwierigen Prozess der Loslösung - und entscheidet sich letztlich für die Autonomie und damit ebenfalls für ihren Tod."

Erzählt werden die beiden Handlungsstränge durch szenisches Ineinandergreifen: Die gekürzte Herrndorf-Erzählung gibt Zeit und Raum vor, während die teils umgestellten Klangbilder der Stäbler-Komposition eine Art Überbau schaffen. Während STM-Schauspielerin Magdalene Artelt sich als Sprecherin den Herrndorf-Texten widmet, agieren der Niederländer Arnold Marinissen am Schlagzeug sowie der Performer Stäbler als Interpreten des "Cassandra"-Werkes. Die Klangregie der Inszenierung stammt von Kunsu Shim ("EarPort"), während Ulrich Greb (STM) für Konzeption und Leitung des Ganzen zeichnet.

(reife)
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