Aschesportplatz in Walsum Zelte für Flüchtlinge - Duisburg sieht "keine Alternative"

Duisburg · Die Kriege und Krisen in der Welt sorgen wieder für mehr Asylbewerber in Deutschland. Manche Kommunen sind darauf schlecht vorbereitet und suchen nach Notlösungen - auch Duisburg. Stolz ist die Stadt auf diese Notlösung allerdings nicht.

So sah Duisburgs Zeltstadt für Asylbewerber aus
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Dicht an dicht stehen die weißen Gerüstzelte nebeneinander. Darin das, was der Katastrophenschutz-Mitarbeiter Reginald Berndt vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) die Standardausstattung nennt: Acht kunststoffbespannte Betten mit Schlafsäcken, zwei Tische, acht Stühle. Dies ist kein Flüchtlingscamp am Rande eines Krisenherdes der Welt, etwa im Irak. Dies ist eine Unterbringungsnotlösung für Asylbewerber auf einem Sportplatz in Duisburg.

Maximal acht Flüchtlinge pro 30-Quadratmeter-Zelt sollen hier vorrübergehend unterkommen - Familien aus Krisengebieten wie Syrien, Afghanistan, Tschetschenien, dem Irak, aber auch aus den Balkanstaaten. Rot-weißes Flatterband markiert die Wege. Das Rote Kreuz koordiniert die Kinderbetreuung, Container mit Duschen und Toiletten sowie ein Medizinzelt wurden aufgebaut, warme Mahlzeiten gibt es im Verpflegungszelt.

"Inakzeptabel und für die Stadt Duisburg beschämend", kritisiert der Flüchtlingsrat NRW die Notlösung. Aus Sicht der Stadt Duisburg gibt es jedoch zur Zeit keine Alternative zur Zeltstadt.

"Das, was sie hier sehen, darauf bin ich wirklich nicht stolz", sagt Sozialdezernent Reinhold Spaniel am Donnerstag. Bestehende Heime seien jetzt schon voll. Mehr als 1500 Asylbewerber leben bereits in Duisburg, und es sollen - wie überall in Deutschland - in den nächsten Monaten mehr werden. "Es kann sein, dass Sie morgens einen Anruf kriegen, dass abends ein Bus mit Asylbewerbern ankommt", schildert Spaniel die Situation.

Leerstehende Wohnungen, die es in Duisburg in großer Anzahl gibt, würden schon jetzt genutzt. Problem: Der Betreuungsaufwand sei hoch, und zögen dort Menschen aus einem anderen Kulturkreis ein, könne das das Wohnumfeld überfordern, ergänzt Stadtsprecherin Anja Kopka.

Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl spricht von Versäumnissen in der Vergangenheit in vielen Regionen Deutschlands. Mitte 2000 ging die Zahlen derer, die in Deutschland Asyl suchten, zurück. "Überall haben die Haushälter gesagt, leere Plätze finanzieren wir nicht. Das rächt sich nun", sagt Bernd Mesovic, Vize-Geschäftsführer von Pro Asyl. So auch in Duisburg, räumt Spaniel ein. "Die Stadt Duisburg mit ihren Haushaltsproblemen hat sich entschieden, die bestehenden Unterkünfte nicht aufrecht zu erhalten."

Kurzfristig leerstehende Schulen oder eine alte Jugendherberge für Flüchtlinge bezugsbereit zu machen, sei aber aufgrund hoher Hürden, etwa beim Brandschutz, sehr schwierig, manchmal unmöglich. In spätestens acht Wochen, verspricht er, will er für die Ankommenden eine andere Lösung gefunden haben.

Bis dahin stehen die Betten der Neuankömmlinge in Duisburg in provisorischen Zelten zwischen Industriegebiet und Stadtteil Duisburg-Walsum. Rotes Kreuz sowie Stadtteil-Initiativen, Kirchen und muslimische Verbände wollen an einem Strang ziehen, aus der Notsituation das Beste zu machen. "Im Pfarrhaus stapeln sich die ersten Kleider- und Spielzeugspenden", sagt Gemeindepfarrer Heiko Dringenberg.

"Wir wollen, dass sich die Menschen wohlfühlen, so gut es geht", sagt die Projektleiterin Tanja Schott. So gibt es Heizungen für die Zelte, der Ascheboden soll noch mit Kunststoff ausgelegt werden - eben doch besser als in einem Krisengebiet, betonen die Helfer von DRK. Nächste Woche sollen die Flüchtlinge einziehen können.

Dieses Jahr erwartet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 170.000 Asylbewerber. Auf Nordrhein-Westfalen entfallen 37.000. Im Juli wurden bei der Behörde 19.431 Asylanträge gestellt, 75,6 Prozent mehr als im Juli 2013 und 38,6 Prozent mehr als im Juni dieses Jahres. Das ist zugleich der höchste Monatswert seit Juli 1993.

(lnw)
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