Duisburg Ein tapsiges Fellknäuel entdeckt die Welt

Duisburg · Das Brillenbären-Junge erobert im Sturm die Herzen seiner Pfleger und der Besucher. Nur Vater Pablo darf sein Kind nicht sehen, er könnte es töten. Aber Mutter Huanca lässt ihr Junges eh nicht aus den Augen.

Ein kleiner Brillenbär erkundet sein Gehege
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Pablo ist allein zu Haus. Der Brillen-Bär hat einen großen Teil des neuen Geheges im Zoo für sich. Ob er schon weiß, dass er Vater geworden ist und sich nebenan in dem abgetrennten Bereich seine Partnerin Huanca mit seinem Kind beschäftigt?

Die Bärenmutter zumindest interessiert sich für Pablo nicht die Bohne und hat nur Augen für das Bärenkind, das sich — immer in ihrer Nähe — Meter für Meter das Freigehege erobert. Noch wirkt sein Gang unbeholfen, noch scheint es nicht zu wissen, wie man auf einen Baum klettert, auch wenn es sich schon mal aufstellt und die Tatzen gegen die Rinde schlägt.

Die neuen Brillenbären leben sich ein
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Die neuen Brillenbären leben sich ein

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Huanca ist zum ersten Mal Mutter geworden. Ob ihr Junges ein Mädchen oder Junge ist, wissen die Revierpfleger noch nicht. Seitdem das Fellknäuel im Oktober auf die Welt gekommen ist — damals nur wenig schwerer als ein Paket Butter —, haben sie Mutter und Kinder in Ruhe gelassen. Ganz davon abgesehen würden sie ein Brillenbär-Gehege eh nicht so ohne weiteres betreten, auch wenn das Bärchen niedlich, kuschelig und ganz harmlos aussieht. Wer bei der Mutter genau hinschaut, wird deren lange Krallen nicht übersehen und weiß, warum Distanz angebracht ist.

Huanca und ihr Baby haben in ihrem Gehege quasi ein (vergittertes) Mutter-Kind-Zimmer bezogen. Auf einem erhöhten Podest mit optimalem Rund-um-Blick hat sich die Bärin im Oktober ein Nest gebaut. "Das sieht aus wie ein überdimensionales Vogelnest", erzählt Revierleiter Mike Kirschner. Als Huanca Stroh und Äste zusammentrug, da habe er sich schon gedacht, dass Nachwuchs im Anmarsch sein könnte. Und als die Bärendame irgendwann im Oktober dann das Fressen einstellte, da waren er und seine Kollegen sicher, dass sie bald ein Junges bekommt. Zur Welt kam das Bärenkind dann allerdings, als Huanca ganz ungestört war. Morgens hörten Kirschner und seine Kollegen nur ein leises Fiepsen aus dem Nest — und sahen die niedliche Bescherung.

Mindestens ein Jahr lang wird das Bärchen von seiner Mutter noch gesäugt. Spätestens in zwei Jahren ist der Nachwuchs so groß, dass er alleine zurechtkommen muss und dann wahrscheinlich von seinen Eltern getrennt wird. "Wir wissen noch nicht, wie Huanca und Pablo später reagieren", sagt Achim Winkler. Es könne sein, dass der Vater sein Junges duldet, aber ebenso, dass er es totbeißt. Brillenbären sind in der freien Natur Einzelgänger und haben mit harmonischem Familienleben nun einmal nichts im Sinn.

Doch über eine Trennung denken die Verantwortlichen im Zoo derzeit eh noch nicht nach, sondern freuen sich über den Kindersegen. Das tapsige Bärchen hat längst die Herzen der Tierpfleger und das von Zoochef Achim Winkler erobert. Er ist davon überzeugt, dass das Kleinchen viele Besucher an den Kaiserberg locken wird. Zumindest gestern gab ihm die Schlange an der Kasse da ganz recht.

(RP)
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