Duisburg Konfrontation mit der Schlange gesucht

Duisburg · Wer Angst vor Schlangen hat, der ist damit meist nicht alleine. Der Zoo Duisburg versucht, mit Workshops gegenzusteuern.

 Keine Angst hat Jennifer Schönfeld.

Keine Angst hat Jennifer Schönfeld.

Foto: Peggy Mendel

Gänsehaut am ganzen Körper, Kreischen, Schockstarre oder sogar das Bedürfnis, dem Tier den Garaus zu machen? Kaum andere Tiere sehen sich derart mit Ängsten, Ekel und Aggressionen konfrontiert wie Schlangen. Lautlos und blitzschnell schlängeln sie sich über den Boden, verharren getarnt an Steinwänden, in Baumkronen oder unter dem Laub und sorgen bei vielen Menschen für Panik. Der Zoo bot jetzt die Gelegenheit, sich den Ängsten zu stellen. Er lud zum Workshop "Keine Angst vor Schlangen — eine Konfrontation" ein. Philipp Schroeder, Zoo-Begleiter bei Führungen und Schlangenexperte, näherte sich dem Thema auf lehrreiche Weise.

Fotos von den Reptilien und eine ausführliche "Biografie" der verschiedenen Schlangenarten ließen manchen Teilnehmer staunen. "Schlangen können bis zu 400 Wirbel besitzen und die größte Schlange wurde 9,90 Meter lang", verdeutlichte Philipp Schroeder. Die Tatsachen, dass Schlangen 20 Stundenkilometer und schneller sein können, dass Schlangen ganze Antilopen vertilgen, für die Häutung meist nur 15 Minuten benötigen und dass Blindschleichen keine Schlangen sind — wer weiß das schon?

"Die Giftmenge eines Bisses vom Inlandtaipan würde ausreichen, um 250000 Mäuse zu töten", so Schroeder. Die Nachricht, dass Inlandtaipane nur in Australien anzutreffen sind, beruhigte die Besucher jedoch. Leider werde viel zu oft außer Acht gelassen, dass diese Reptilien scheu, friedlich und für Menschen nützlich sind. "Der ungiftigen Kornnatter, die auf Getreidefeldern lebt, haben wir zu verdanken, dass sie die Mäuse frisst, die sonst unser Korn fressen würden", sagte Schroeder. Ursprünglich komme die Kornnatter jedoch aus Nordamerika. "Den Weg in unsere Felder hat sie gefunden, weil sie in Deutschland als Anfängerschlange gilt, die die Halter dann aber doch zu überfordern scheint." Denn leider würden sich die Anfragen häufen, Kornnattern im Zoo abzugeben, viele weitere Tiere würden ausgesetzt.

Das als Ophiophobie bekannte Phänomen hält der Schlangenexperte für heilbar: "Die Form des Schlangenkörpers widerspricht unserem Ordnungssinn. Kaum ein Körper in der Tierwelt unterscheidet sich von unserem so sehr wie der der Schlange." Wenn dann noch Schauermärchen über die angebliche Gefährlichkeit der Reptilien die Runde machen, sei Panik vorprogrammiert. Die Teilnehmer des Seminars zeigten sich mutig, und die Schlangen machten die Runde. "Ich interessiere mich schon immer sehr für Schlangen und finde den Workshop heute richtig toll", sagte der 14-jährige Leonhard Schmitz. "Der Königspython gefällt mir aber noch besser als die Kornnatter." Auch der fünf Jahre alte Magnus und sein Vater Falko Firlus ließen sich die Schlangen auf die Handflächen legen und staunten über das glatte Schuppenkleid. "Der Kleine hat wirklich gar keine Berührungsängste. Ich denke, dass solche Konfrontationen im frühen Alter Ängsten entgegenwirken können", so Falko Firlus.

(RP)
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