Duisburg Zukunftsquartier statt DOC

Duisburg · Die Unterschriftensammlung gegen das DOC ist gestern gestartet. Rund 11.000 Stimmen bräuchten die Initiatoren des Bürgerbegehrens. Pläne für die alternative Bebauung des Geländes gibt es auch schon - aus Duisburgs Bürgerschaft.

Duisburg: So sieht das ehemalige Güterbahnhofgelände aus
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Foto: Christoph Reichwein

Mit der Genehmigung des Bürgerbegehrens nimmt der Kampf gegen das geplante DesignerOutletCenter (DOC) konkrete Formen an. Am Freitag hatte die Stadt den Antrag genehmigt. "Diese Geschwindigkeit hätten wir nicht erwartet", sagte gestern Lars Hoffmann, Inhaber eines Elektrofachmarktes in der Altstadt und Vorsitzender des Handelsverbandes Niederrhein, der das Bürgerbegehren mitorganisiert. Begeistert sei die Initiative über den Zeitpunkt nicht. "Die Entscheidung wurde am Freitag bekanntgegeben, heute startet die Unterschriftensammlung, das sind also schon mal drei Tage weniger, an denen wir sammeln können", sagte Hoffmann gestern. Auch dass die zwei Wochen Osterferien in den Sammel-Zeitraum fallen sei unglücklich. Dennoch ist Hoffmann gelassen: "Wir sind so ein breites Bündnis. Ich bin frohen Mutes, dass wir die Unterschriften zusammenbekommen."

Am 20. März hatte ein Duisburger Bündnis den Antrag für einen Bürgerentscheid an die Stadt übergeben. Ziel ist es, den Grundsatzbeschluss des Rates zum Bau des Centers aufzuheben. Bis zum 25. Mai 2017 müssen nun 11.000 Unterschriften gesammelt werden. Gelingt dies, wird sich der Rat der Stadt erneut mit dem Thema befassen. Dann hat der Rat die Möglichkeit, sich dem Bürgerbegehren anzuschließen. Sollte das nicht der Fall sein, folgt ein Bürgerentscheid. Dann muss die Mehrheit der Wahlberechtigten für das Bürgerbegehren stimmen. Diese Mehrheit muss mindestens zehn Prozent der Wahlberechtigten ausmachen. Die Stadt teilte mit, dass sie derzeit von ca. 365.000 Wahlberechtigten ausgeht.

Doch angenommen, das DOC kann gestoppt werden - was passiert dann mit dem Krieger-Gelände? Auch da gibt es bereits Vorschläge aus der Bürgerschaft. Sabine Josten ist Immobilienökonomin und Eventmanagerin, vor allem aber Duisburger Bürgerin. "Mein Herz hängt an Duisburg und ich habe mir überlegt, was brauchen wir, was tut der Stadt gut", sagt sie. Josten ist sehr kreativ und hat sich dies zunutze gemacht, um ein Konzept zu erstellen. "Das Duisburger Zukunftsquartier" heißt dieses und sieht vor, auf dem Gelände der Duisburger Freiheit eine Stadt der Zukunft zu bauen. Zwischen Bahntrasse und Autobahn gelegen, eigne sich das Gebiet hervorragend für innovative Ideen. "Von oben betrachtet ergibt sich ein faszinierendes Bild der verschiedenen Generationen von Fortbewegungsmitteln", meint Josten. Ihre Idee sieht vor, die Fläche nach den Foster-Plänen mit Hilfe zukunftsweisender Techniken zu bebauen. Straßen für Elektromobilität würden gebaut und auch nur von diesen Fahrzeugen befahren werden. Elektroautos und E-Bikes stünden bereit, um zum Wohn- und Gewerbebereich zu gelangen. Die Straßen würden teilweise mit Solartechnik ausgestattet, aus deren gewonnener Energie das ganze Quartier versorgt werden würde. Neue Verkehrsleitsysteme könnten getestet, innovative Ver- und Entsorgungssysteme getestet werden.

In dort anzusiedelnden Möbelhäusern würden Möbel von "übermorgen" ausgestellt, die gleichzeitig in den Wohnhäusern zu finden wären. Diese sollten, so Josten, in modularer Bauweise erstellt werden, Bürogebäude nach ökologischen Gesichtspunkten. Als ansässige Firmen stellt sich Josten Unternehmen aus IT, Forschung und ähnlichen Branchen vor, die Wert auf "zukunftsträchtige Dinge legen", wie die Immobilienökonomin sagt.

Die Bewohner sollten technikaffin und zukunftsorientiert sein. Gefördert werden könnte das Projekt durch Mittel der EU und des Landes. Als Projektbeteiligte sieht Josten etwa die Uni Duisburg-Essen, das Fraunhofer Institut, das LANUV und ähnliche.

Den Nutzen sieht Josten darin, dass Duisburg mit diesem "Prestigeprojekt ein Alleinstellungsmerkmal hat. Der Zukunftsstandort wird das gesamte Ruhrgebiet beleben und einen wichtigen Teil der weltweiten Forschung und Entwicklung einnehmen und als Vorbild für andere Städte dienen", sagt sie."

Sabine Josten bezeichnet ihre Idee als einen Spielplatz für die Wissenschaft. Leicht umzusetzen, weil der vorhandene Bebauungsplan die Grundlage bieten würde. Das Konzept habe bereits bei NRW-Verkehrsminister Michael Groschek Interesse geweckt, nun hofft sie, dass das auch bei den Duisburgern der Fall sein wird.

Voraussetzung dafür, ihre Ideen bis zur Umsetzung weiterzuentwickeln, ist allerdings ein positiver Bürgerentscheid.

(RP)
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