Duisburg Zurück in die 80er

Duisburg · Fünf Tage lang drehte ein Filmteam um Regisseur Florian Schönherr in der Dickelsbach- und der Diergardt-Siedlung den Kinderfilm „Bonanza“. Die Rheinische Post verfolgte den Dreh in Wanheimerort und sprach mit dem Regisseur.

„Ruhe, Ton läuft, Szene 27, Take eins“. Ein Sommertag. Vorsichtig schiebt der junge Familienvater sein neues Herkules-Fahrrad durch den schmalen Eingang des schmucklosen Reihenhauses im Duisburg der 80er-Jahre. Wortlos geht er an seinem 12-jährigen Sohn vorbei, der auf dem Bordstein vor dem gedrungenen Backsteinbau sitzt. Neben ihm steht sein altes Bonanza-Rad. Der Junge mit dem schmutzigen Unterhemd und den abgeschnittenen Jeans blickt in Richtung Straße und springt plötzlich auf. „Hey, Marlene, warte!“, ruft er und greift nach dem Lenker seines Fahrrades. Scheppernd bugsiert es der kleine Paul vom Bordstein hinunter.

„Aus, danke, nochmal bitte!“ Noch ist Regisseur Florian Schönherr nicht vollends zufrieden mit dem Verlauf der Handlung seiner Akteure. Es folgen vier Wiederholungen derselben Szene. Dann verläuft alles perfekt und die filmtechnische Ausrüstung kann für eine neue Einstellung umgebaut werden. Schnell werden die drei zwölf Kilowatt-Strahler, welche an diesem bedeckten Tag als „Kunstsonne“ herhalten sollen an einen anderen Platz gestellt und die Requisiten angepasst.

Schmales Budget

„Nach jedem Umbau müssen wir genau aufpassen, dass alles an der richtigen Stelle steht“, erklärt Schönherr während der Drehpause. Trotz des schmalen Budgets von gerade einmal 32500 Euro, welches zum Teil von der Filmstiftung NRW und dem Regisseur aufgebracht wurde, ist es dem Filmteam um die Produzenten Uwe Kamitz und Alexandra Georgi gelungen, der Max-Brandts-Straße in der Dickelsbachsiedlung in Wanheimerort effektvoll 80er-Jahre-Nostalgie einzuhauchen.

Neben den Fahrrädern der Hauptakteure aus jener Zeit und den stimmigen Kostümen, fallen dem Betrachter vor allem die grauen Aschentonnen auf, welche vor jedem Hauseingang der Straßenflucht platziert wurden. Drei VW Käfer komplettieren den tristen Charme einer einfachen Arbeitersiedlung. Man fühlt sich unweigerlich in die Zeit versetzt, als Tatort-Kommissar Horst Schimanski noch in Duisburg ermittelte. „Die Autos wurden uns freundlicherweise von einem privaten Sammler zur Verfügung gestellt“, freut sich der Regisseur. Beeindruckt sei er zudem von der Toleranz der Anwohner. Diese durften während des Drehs ihre Häuser nicht verlassen und mussten ihre Fahrzeuge an anderer Stelle parken.

Kleine menschliche Gesten

Es sind vor allem jene kleinen menschlichen Gesten, die Schönherr während der Drehzeit beeindruckt haben und die Realisierung des Films erst ermöglichten. „Die Schauspieler arbeiten ohne Gage und auch unsere 30-köpfige Crew bloß für Kost und Logis“ fährt der Regisseur fort. Dabei konnte mit Alexander Sass ein preisgekrönter Kameramann und mit Joseph Heynert sowie der 14-Jährigen Svea Bein zwei erfahrenen Schauspieler für das Filmprojekt gewonnen werden.

Im Herbst, so Schönherr, sei der 15-minütige Film voraussichtlich fertig und könne vorgeführt werden.

(RP)
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