Ausbildungsplätze in Duisburg Zuversicht trotz des Doppeljahrgangs

Duisburg · 3000 Schulabgänger suchen in diesem Jahr in Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve zusätzlich nach einem Ausbildungsplatz. Trotzdem herrscht Zuversicht, dass alle Bewerber bis zum Herbst versorgt werden können.

Der doppelte Abiturjahrgang ist für den Ausbildungsmarkt Fluch und Segen zugleich. Unternehmen haben eine deutlich größere Auswahl, für die Jugendlichen aber wird die Ausbildungssuche möglicherweise zum Problem. Die Teilnehmer der Regionalen Ausbildungskonferenz, die sich gestern bei der Industrie- und Handelskammer trafen, gaben sich dennoch zuversichtlich.

Die Akteure aller am Ausbildungsmarkt Beteiligten sind optimistisch, auch wenn die DGB-Regionsvorsitzende Angelika Wagner sagt: "Im hiesigen Bezirk gibt es immer mehr Bewerber als freie Stellen. Da wäre es schön, wenn die Firmen mehr Ausbildungsstellen anbieten würden." Bis Ende März verzeichnete die Kammer 1338 neue Ausbildungsverhältnisse. 908 entfallen dabei auf kaufmännische Berufe. Das sind 50 weniger als im Vergleich zum Vorjahr. Bei den industriell-technischen Berufen waren es dagegen 30 mehr. Die 430 Ausbildungsverhältnisse in diesem Bereich bedeuten eine Steigerung von 7,5 Prozent. Im Moment sei es noch zu früh, um verlässliche Angaben für das aktuelle Ausbildungsjahr zu machen, betonten die Teilnehmer. 2012 gab es zu Beginn des offiziellen Ausbildungsjahres im Herbst im Kammerbezirk Duisburg-Wesel-Kleve rund 5000 neu begonnene Ausbildungsstellen.

Zumindest in diesem Jahr könne das "Turbo-Abitur" noch nicht zum gewünschten Erfolg führen, meinte Dr. Peter Glück von der Arbeitsagentur Wesel: "Durch das Abitur nach zwölf Jahren sollte es für die Jugendlichen auf dem Ausbildungsmarkt schneller gehen. Nun drängt ein doppelter Jahrgang auf die freien Stellen. Das könnte zur Folge haben, dass viele eine Ehrenrunde als ,Bufdis? (Bundesfreiwilligendienst) oder in einem Sozialen Jahr drehen."

Die gefragtesten Ausbildungen sind meist diejenigen, die am häufigsten angeboten werden. Dazu gehören Verkäufer, Industriemechaniker, Kfz-Mechatroniker, Bürokaufleute oder Kaufleute für Spedition und Logistik. Nach wie vor haben viele Schulabgänger eine Abneigung gegen technische Berufe. Das bedauert Elisabeth Schulte vom Unternehmerverband: "Die Begeisterung für Technik, Chemie und Physik sowie Ingenieurberufe hält sich gerade bei Mädchen in Grenzen. Wir versuchen schon seit Jahren - etwa mit unserem Infomobil für Metall und Elektro - hier mehr Interesse zu wecken."

Mobil waren die Azubis in der Vergangenheit mehr in Nord-Süd-Richtung als von Ost nach West. Die Achse Wesel, Duisburg, Düsseldorf und Köln ist aufgrund der guten Verbindung mit Bus und Bahn auch für Auszubildende, die noch kein Auto fahren, von besonderer Bedeutung.

Ohne Mobilität in der Ausbildung geht es heute kaum noch. So berichtete Glück von einer Auszubildenden in einem Hotelbetrieb in Straelen, die täglich von ihren Eltern zur Arbeit gebracht wird. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger kennt das Problem schon lange: "Früher sollte der Ausbildungsplatz am besten nicht mehr als drei Kilometer vom Elternhaus entfernt sein, um mit dem Fahrrad dorthin fahren zu können - und dann sollte es am besten noch der Traumberuf sein. 20 Kilometer Entfernung bis zur angesagten Disco waren für die Jugendlichen hingegen kein Problem."

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