Duisburg Zwei großartige Schubert-Abende

Duisburg · Zum 60. Geburtstag des Tenors Christoph Prégardien veranstalten die Duisburger Kammerkonzerte ein kleines Festival mit Musik von Franz Schubert. Am Wochenende gab es eine "Schubertiade" und die "Winterreise".

 Applaus für Christoph Prégardien (links) und Hartmut Höll.

Applaus für Christoph Prégardien (links) und Hartmut Höll.

Foto: Marie-Theres Plattenteich

Das vergangene Wochenende wurde in Duisburg musikalisch dominiert durch Musik von Franz Schubert (1797-1828). Nachdem der prominente lyrische Tenor Christoph Prégardien im vierten Kammerkonzert am 31. Januar Schuberts Liederzyklus "Die schöne Müllerin" vorgetragen hatte (die RP berichtete), brachte er für vergangenen Samstag als "Kammerkonzert Extra" einige Freunde und Familienmitglieder mit zu einer "Schubertiade". Zu Lebzeiten blieben Schubert die großen Säle weitgehend verschlossen, doch hatte er einen Freundeskreis, der das Talent des Musikers zu schätzen wusste und ihn, der keine feste Anstellung hatte, nach Kräften unterstützte. Im privaten Rahmen wurden eben "Schubertiaden" veranstaltet, bei denen Lieder und Instrumentalkompositionen des Meisters erklangen, bei denen aber auch die Geselligkeit nicht zu kurz kam. Jetzt im Theater am Marientor (TaM) trat Christoph Prégardien zusammen mit seinem 1984 geborenen Sohn Julian auf, der ebenfalls eine erfolgreiche Tenor-Karriere macht, und seine Ehefrau Samira, die als ausgebildete Klarinettistin die instrumentale Seite bereicherte, neben vier Hornisten der Duisburger Philharmoniker: Ioan Ratiu, David Barreda Tena, Waltraud Prinz und Marcie McGaughey. Am Klavier waren Michael Gees und Andreas Frese zu erleben, die sich auf kunstvolle Begleitung verstehen. Und schließlich erweiterte die von dem äußerst umsichtigen Dirigenten Jan Schumacher geleitete Camerata Musica Limburg den Solo- und Duogesang um vollstimmige Männerchorlieder. Dieses Vokalensemble ist hervorgegangen aus den Limburger Domsingknaben, bei denen auch Christoph und Julian Prégardien erste sängerische Erfahrungen gewonnen hatten.

Das Konzept war gelungen, vor allem durch den Wechsel von sehr bekannten und kaum bekannten Werken. Wohl wirkte nicht alles an diesem durch zwei Pausen gegliederten, über drei Stunden langen Abend gleichermaßen inspiriert. Doch es gab ein paar Höhepunkte, etwa Schuberts vier Goethe-Lieder "Schäfers Klagelied" D 121, "Der Musensohn" D 764, "Nähe des Geliebten" D 162 und "Heidenröslein" D 257, ebenso prägnant wie lebhaft vorgetragen von Julian Prégardien und Andreas Frese.

Großartig auch die vier britischen Volksliedbearbeitungen von Ralph Vaughan Williams, wobei sich Christoph Prégardien in "The Turtle Dove" ("Die Turteltaube") und dem besonders schottischen "Loch Lomond" als Solist subtil in den makellosen Chorklang einfügte. Der Männerchor und die Hornisten begeisterten mit Schuberts "Nachtgesang im Walde" D 964.

Im jüngsten, fünften Kammerkonzert am Sonntag im wiederum gut gefüllten TaM gab es dann die "Winterreise" D 911 (1827), Schuberts düstersten und dennoch beliebtesten Liederzyklus. Bei einer der letzten zu seinen Lebzeiten veranstalteten Schubertiade hatte der Komponist selbst die "Winterreise" vorgetragen und sprach von einem "Zyklus schauerlicher Lieder". Es geht darin um die innere Reflexion einer Wanderung aus enttäuschter Liebe.

Fast überflüssig zu betonen, dass Christoph Prégardien dieses Werk kongenial vorträgt, er identifiziert sich total mit dem Text, den man zudem sehr gut versteht. Sein im besten Sinne routinierter Klavierbegleiter war diesmal der besonders erfahrene Hartmut Höll.

(hod)
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