Duisburg Zwischen Ziegen und Blindschleichen

Duisburg · Rund um den Haubachsee wachsen Pflanzen und leben Tiere, die man in einer Großstadt eher nicht mehr vermutet. Das Gelände wird seit dem vorigen Jahr durch Ziegen gepflegt, die morgen aus dem Winterquartier zurückkehren.

Die Sechs-Seen-Platte ist für die Duisburger ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet. Vor allen bei schönem Wetter am Wochenende sammeln sich da die Spaziergänger. Aber sind die, die da ihres Weges gehen, sich darüber im Klaren, was am Wasser blüht und grünt und welche Tiere in den Büschen und Bäumen rundum leben? Vermutlich wissen das die Wenigsten. Zu ihnen zählen mit Sicherheit die Mitarbeiter der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet, von den morgen einige dabei sein werden, wenn die Ziegen kommen. Wie schon im vorigen Jahr sollen auch jetzt wieder diese Tiere quasi als Landschaftspfleger am Haubachsee eingesetzt werden. Er ist im Gegensatz zu den anderen fünf Seen nicht für Freizeitaktivitäten freigegeben.

Auf einem 2,3 Hektar großen, eingezäunten Seegrundstück können sich die Ziegen satt fressen und sorgen gleichzeitig dafür, dass sich Weide- und Heideflächen bestens entwickeln, Gehölze klein gehalten werden und sich noch mehr Fauna und Flora ansiedeln kann. Ein Anwohner sieht ehrenamtlich regelmäßig nach dem Rechten. Das Gelände wird jetzt mit GPS gesicherten Kameras Tag und Nacht flächendeckend beobachtet, so dass auf Störungen aller Art rechtzeitig und angemessen reagiert werden kann. Im vorigen Jahr hatte es das eine oder andere Problem gegeben.

Wie wertvoll das Gebiet am Haubachsee ist, das wissen die Naturschützer sehr genau. Seit 2003 beobachten sie dort die Entwicklung der Natur. Anfangs gab es noch etliche sonnenbeschienene Uferflächen, auf denen sich Tiere und Pflanzen besonders wohlfühlten, darunter allerdings auch Gewächse, die üppig wucherten und zu beachtlichen Büschen heranwuchsen, die viel Schatten warfen. 2007 übernahm die Biologische Station mit Hilfe von Freiwilligen die Landschaftspflege, um diesem unerwünschten Entwicklungsprozess entgegen zu wirken. Doch die Maßnahmen brachten nur mäßigen Erfolg. In Kooperation mit der Stadt wurde schließlich die Ziegen-Lösung entwickelt und im vorigen Jahr realisiert.

Doch was ist denn an Pflanzen und Tieren rund um den Haubachsee so schützenswert? Die Biologische Station hat mal zusammengetragen, welche selten Pflanzen und Tiere dort zu finden sind:

Flora: Sumpf-Bärlapp, Königsfarn, Zwiebelbinse, Sparrige Binse, Pillen-Segge, Niederliegendes Johanniskraut, Englischer Ginster, Besenheide, Straußblütiger Gilbweiderich, Kleiner Vogelfuß und Kuckucks-Lichtnelke.

Fauna: Baumfalke, Zauneidechse, Waldeidechse, Blindschleiche, Kleiner Wasserfrosch, mehr als 20 Libellenarten (darunter Gemeine Winterlibelle, Pokalazurjungfer, Schwarze Heidelibelle), verschiedene Dornschrecken, Blauflügelige Ödlandschrecken, Dünen- und Feld-Sandlaufkäfer.

(RP)
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