Emmerich 13 Jahre Haft für tödliche Messerstiche

Emmerich · Der Bocholter, der eine Mitbewohnerin erstochen und seine Vermieterin schwer verletzt hat, ist gestern in Münster zu einer langen Haftstraße verurteilt worden. Er sei voll schuldfähig, hieß es.

Der Vorfall war spektakulär gewesen: Im Januar hatte ein 30-jähriger Bocholter eine Mitbewohnerin mit einem Teppichmesser getötet und seine 76-jährige Vermieterin schwer verletzt. Später hatte er sich der Polizei gestellt und musste sich jetzt dafür vor Gericht verantworten. Das Schwurgericht des Landgerichts Münster verurteilte den Monteur gestern zu 13 Jahren Haft wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung. Der Richter blieb damit ein Jahr unter dem Antrag des Staatsanwaltes, der 14 Jahre gefordert hatte. Der Verteidiger des Bocholters hatte auf eine Freiheitsstrafe von 12 Jahren plädiert und eine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeregt. Der Mann soll zur Tatzeit betrunken gewesen sein. Das Gericht war allerdings der Auffassung, dass der Mann voll schuldfähig ist.

Im Verfahren hatte der Angeklagte eine Erklärung verlesen lassen, in der es unter anderem hieß: "Die mir mit der Anklage zur Last gelegten Vorwürfe sind richtig. Ich weiß, dass es dafür keine Entschuldigung gibt."

Zeugen beschrieben ihn als freundlichen und ruhigen Mieter. Er habe mit dem späteren Opfer und einem weiteren Mann eine Wohnung im zweiten Obergeschoss des Mehrfamilienhauses in der Bahnhofsstraße bewohnt. Zunächst schien es, dass sich die drei gut verstehen, bis der 30-Jährige seine Miete nicht mehr zahlte und dafür immer wieder Ausreden fand. Außerdem habe das spätere Opfer ihn in Verdacht gehabt, sie zu bestehlen. Die Hausbesitzerin hatte daraufhin dem Monteur zum 10. Januar gekündigt. Einen Tag vor Ende der Frist habe das Opfer der Vermieterin noch mitgeteilt, dass sie Angst vor dem Mann habe. Das Angebot, im Gästezimmer der Vermieterin zu schlafen, hatte sie abgelehnt.

Am Tag darauf soll der 30-Jährige mit der 29-Jährigen in Streit geraten sein. Er vermutete, dass seine Mitbewohnerin hinter der Kündigung steckte. Er hatte die Frau zunächst mit Fäusten attackiert, dann mit einem Hammer mehrfach zugeschlagen und ihr 14 Stiche mit einem Teppichmesser zugefügt. Tödlich verletzt wurde die 29-Jährige durch einen tiefen Schnitt am Hals.

Auf den heftigen und lautstarken Streit in der Wohnung war die Vermieterin aufmerksam geworden. Sie wollte nach dem Rechten sehen und wartete vor der Tür. Hier war sie offenbar von dem 30-Jährigen bemerkt worden. Zeugen berichten, dass der Mann die 76-Jährige mit Gewalt in die Wohnung gezerrt hatte. Der Monteur schlug sie mit Fäusten nieder und zwang die Frau, ihm die Schlüssel ihres Autos zu geben. Er war mit dem Wagen zunächst geflüchtet, bevor er sich der Polizei gestellt hatte.

Er hatte noch von unterwegs per Handy bei der Polizei angerufen. Ein Mitschnitt des Notrufs machte deutlich, dass die Polizistin, die den Anruf damals entgegen genommen hatte, ihn gezielt zur Polizeiwache an der Dinxperloer Straße gelotst hatte. Dort hatten die Beamten den Mann dann festgenommen.

Die Tat hatte sich in einem Mehrfamilienhaus an der Bahnhofstraße ereignet. Diese liegt recht zentral in Bocholt in der Nähe von Brauhof und Residenzhotel. Eigentlich ist es eine unscheinbare Seitenstraße.

(RP)
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