Emmerich 53-Jähriger bei SEK-Einsatz getötet

Emmerich · Als Betrüger und Zuhälter soll ein 53-Jähriger unter anderem im Umkreis von Geldern aktiv gewesen sein, bewaffnet und gewalttätig. Gestern widersetzte er sich, so die Darstellung der Behörden, seiner Verhaftung und kam dabei ums Leben. Als ein Spezialeinsatzkommando der Polizei die Wohnung in Dortmund stürmte, in der er Unterschlupf gefunden hatte, soll er das Feuer eröffnet haben. Er starb im Schusswechsel.

Die Staatsanwaltschaft Kleve hat die Ermittlungen gegen den 53-Jährigen geführt und war daher auch für den SEK-Einsatz von Dortmund federführend verantwortlich. Dieser sei angezeigt gewesen, weil man den Gesuchten als gefährlich einschätzen musste, erklärt Sprecher Günter Neifer. Der Mann war neben weiteren Delikten vornehmlich wegen gewerbsmäßigen Betruges und Zuhälterei schon verschiedentlich verurteilt worden. Er habe Eintrittskarten über das Online-Auktionshaus Ebay angeboten, hauptsächlich zu Fußball-Großveranstaltungen, und das Geld dafür einkassiert, ohne tatsächlich Tickets zu liefern, erläutert Neifer. Er habe die Dienste einer Prostituierten vermittelt und soll das erwirtschaftete Geld einbehalten haben. Er war "erheblich einschlägig vorbelastet, hatte mehrfach Bewährungsstrafen", fasst Neifer zusammen.

Zuletzt hatte das Amtsgericht Kleve den Mann im Dezember 2015 schuldig gesprochen. Danach sollte er für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Der 53-Jährige legte Berufung ein - und beging, so der Kenntnisstand der Ermittlungsbehörden, seine Verbrechen unvermindert weiter. Nebenbei habe er eine Zeugin bedroht, damit sie ihre Aussage zu seinen Gunsten ändern würde. Angesichts all dessen erließ die Staatsanwaltschaft Untersuchungshaftbefehl gegen ihn. Seine Berufungsverhandlung hätte am Dienstag stattfinden sollen - wenig überraschend erschien der Mann nicht zu diesem Termin. So kam es gestern zum Zugriff der Spezialkräfte.

Die zuletzt verfolgten Taten des Getöteten haben sich nach Behördenangaben im Geltungsbereich des Amtsgerichts Geldern zugetragen. Spuren des Mannes führen allerdings in verschiedene Städte am Niederrhein. So wurde er durch das Amtsgericht Kleve einmal wegen - unter anderem - des Besitzes kinderpornografischer Schriften verurteilt. Der Tatort in jenem Fall: Xanten. Seine letzte bekannte Adresse im Gelderland wiederum war anscheinend in Wachtendonk.

Offenbar trat er zumindest zeitweise auch in der Biker-Szene in der Region in Erscheinung. Einen Hinweis auf Bandenkriminalität gebe es aber nicht, betont Günter Neifer: Es gebe derzeit keine weiteren Beschuldigten. Die Dortmunder Wohnung, in der es zur tödlichen Schießerei kam, gehörte einer Bekannten des Gesuchten. Zur Zeit des Polizeieinsatzes sei er aber allein darin gewesen, erklärt Sandra Lücke von der Staatsanwaltschaft Dortmund. Eine Schusswaffe wurde beim Getöteten sichergestellt. Die "umfangreiche Spurenauswertung" dauerte gestern noch an, der Ablauf des Vorfalls werde rekonstruiert. Die Obduktion des 53-Jährigen soll heute stattfinden.

(RP)
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