Christian Olding "AfD ist ein absolutes No-Go"

Emmerich · Christian Olding, ehemals Kaplan in Emmerich, erzählt, was Hollywoods Blockbuster mit Jesus Christus zu tun haben und wie politisch ein Christ sein sollte. Und er sagt: "Jesus hätte heute wohl eine Serie bei Netflix oder Amazon Prime laufen."

Kaplan Christian Olding im Kinosaal des Gelderner Herzog-Theaters. Dort will er den christlichen Glauben auf ungewöhnliche Art und Weise vermitteln.

Kaplan Christian Olding im Kinosaal des Gelderner Herzog-Theaters. Dort will er den christlichen Glauben auf ungewöhnliche Art und Weise vermitteln.

Foto: Seybert

Es gibt zwei Kinoveranstaltungen, am 14. und 15. Dezember, zu denen Sie einladen. Glaube und Hollywoodfilme, wie geht das zusammen?

Christian Olding Wunderbar, weil Jesus nichts anderes gemacht hat, als Bildergeschichten zu erzählen. Sicher hätte er heutzutage eine Serie auf Netflix oder Amazon Prime laufen.

Ist das nicht anmaßend, so zu denken?

Olding Vielleicht ein bisschen, aber durch einen solchen Blickwinkel wird die Alltagstauglichkeit des Glaubens deutlich. Der Film ist ein großartiges Medium, um Dinge von Bedeutung zu vermitteln. Wer noch nie aus dem Kino gegangen ist mit dem Gefühl: "Morgen werde ich Weltretter" oder "Morgen treffe ich die große Liebe", der hat sich noch nie wirklich von einem Film gefangen nehmen lassen.

Was passiert bei den Kinoveranstaltungen, wie laufen die ab?

Olding Wir werden uns einen Film wirklich komplett anschauen. Dann gibt es zwei Dinge, die passieren werden: miteinander ins Gespräch kommen, und wir wollen den Filmbesuchern Perspektiven aufzeigen, wie sehr die Filme mit religiösen Grundthemen arbeiten.

Wie sieht das rein praktisch aus? Wird es einen Gottesdienst geben?

Olding Nein, aber es wird ein netter, gemütlicher Abend werden, der keinen unberührt nach Hause gehen lässt. Wir möchten den Menschen etwas für die Adventszeit mit an die Hand geben.

Wer ist "wir"?

Olding Wir sind vier Leute. Das V-Team vergrößert sich gerade. Zwei Mitglieder sind bereits von den Gottesdienstveranstaltungen dabei, und dazu kommen neue Leute, die sich bewusst auf das neue Konzept der Filmabende eingelassen haben.

Fortsetzung folgt?

Olding Wenn der Kinobetreiber, dem ich übrigens sehr dankbar bin für seine Unterstützung, uns noch mal haben möchte, gerne.

Die Filmabende stehen unter dem Motto: Finde die blaue Fee. Warum?

Olding Das wird noch nicht verraten, aber am ersten Filmabend aufgelöst. Wie kann es anders sein, es hat definitiv mit einem Hollywoodfilm zu tun, und es ist religiöser, als es sich anhört.

Was erwarten Sie von den Abenden?

Olding Auch wenn der Advent schön und besinnlich sein soll, sind die meisten froh, wenn er vorbei ist. Wir bieten mit den Abenden die Möglichkeit, runterzukommen und sich den eigentlichen Fragen des Lebens zu stellen. Denn dafür ist der Advent da, den muss man nicht zwangsläufig in Glühwein und Keksen ertränken.

Welche Themen sind das?

Olding Definitiv geht es um den Sinn von Weihnachten und die Frage, was ich von Gott in meinem Leben zu erwarten habe.

Geschenke?

Olding Das größte Geschenk, das es überhaupt gibt: Gott wird Mensch.

Was bedeutet denn das konkret für mich?

Olding Dass ich wissen darf, egal was kommt, Gott steht bei mir. Das fängt mitten im Elend an, in Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt, aber auch in den Krisen meines Lebens ist Gott da. Er kämpft sich mit mir durch den ganzen Mist des Lebens und gibt mir am Ende das Versprechen, egal, was das Leben von mir verlangt, es wird alles gut, und es lohnt sich zu kämpfen.

Also ein Happy End wie im Hollywood-Film.

Olding Ganz genau, nur dass erklärt wird, wie ich an das Happy End komme. Das Christentum gibt die Antwort darauf.

Sie haben sich auf katholisch.de öffentlich zur AfD geäußert. Warum?

Olding Weil ich es schwierig finde, wie salonfähig rechtslastiges Gedankengut wird und auf welche menschenverachtende Weise die AfD auf Stimmenfang geht. Da kann ich als Christ meinen Mund nicht halten.

Sie sind dafür in den sozialen Netzwerken stark kritisiert worden. Darf ein Christ politisch sein?

Olding Ein Christ muss politisch sein. In der Kritik ging es unter anderem darum, dass ich mich als Priester geäußert habe, und dass wir keine Wahlempfehlung von der Kanzel aus geben dürfen oder sollen. Aber darum geht es auch gar nicht. Sondern es geht darum, dass Menschen degradiert und in die zweite Reihe gestellt werden, und das kann ich als Teil der Kirche nicht hinnehmen. Weil ich allein die AfD kritisiere, heißt das nicht, dass alles andere für mich ok ist, dass ich etwa mit der CDU-Flüchtlingspolitik übereinstimme oder mit der Abtreibungspolitik der Grünen.

Was genau stört Sie an der AfD, immerhin machen die AfDler sich für Familien stark. Etwas, was doch im Sinne der katholischen Kirche sein müsste.

Olding Tatsächlich wird es aufgrund des Wahlprogramms so sein, dass beim Wahl-O-Mat viele auf die AfD kämen. Aber die Partei ist ein absolutes No-Go. Wer nach dem Amoklauf in München "AfD wählen! Schüsse im Olympia Einkaufszentrum" postet, der liegt vollkommen daneben. Oder wer sagt, dass die Flüchtlinge für gesteigerten Sexismus sorgen, der muss beim Oktoberfest oder Kölner Karneval bisher die Augen fest zugemacht haben. Wir haben 2,8 Prozent Muslime in Deutschland, wer da von islamistischem Terror redet, der ignoriert die Fakten.

Das Christsein betrifft also mein ganzes Leben, die ganze Gesellschaft, auch meine politische Weltanschauung?

Olding Definitiv. Die Väter unseres Grundgesetzes haben sich ganz klar an christlichen Werten orientiert. Darin heißt es, die Würde des Menschen ist unantastbar. Das deckt sich damit, dass Gott, als er den Menschen gemacht hat, sagte: Es ist sehr gut. Da können wir es nicht akzeptieren oder tolerieren, wenn Leute meinen, bei Flüchtlingen oder Migranten einen Unterschied machen zu müssen.

DIE FRAGEN AN CHRISTIAN OLDING STELLTE BIANCA MOKWA.

(RP)
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