Rees Als "Bufdi" fürs Leben lernen

Rees · Friederike Beyer und Nico Holzum arbeiten im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes bei der Lebenshilfe Unterer Niederrhein. Beiden hat ihr Engagement geholfen, ihren Charakter zu stärken und die eigenen Ziele zu fokussieren.

 Friederike Beyer (l.) hat durch ihren "Bufdi" viel Selbstvertrauen aufgebaut. Nico Holzum (hinten) freut sich ebenfalls auf jeden Arbeitstag.

Friederike Beyer (l.) hat durch ihren "Bufdi" viel Selbstvertrauen aufgebaut. Nico Holzum (hinten) freut sich ebenfalls auf jeden Arbeitstag.

Foto: Lebenshilfe/Glass

Für Frederike Beyer ist der Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) ein wahrer Glücksgriff. Der Plan der 20-Jährigen aus Millingen war es eigentlich, zu studieren. Doch die Suche nach einem Studienplatz gestaltete sich schwierig. "Beinahe hätte ich erstmal nichts gehabt", erzählt sie. Deshalb rief sie bei der Lebenshilfe Unterer Niederrhein an und fragte, ob noch ein Platz im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes frei sei. Schon kurze Zeit später trat sie ihren "Dienst" in der Werkstatt in Rees-Groin an. Das war im August vergangenen Jahres.

Inzwischen ist sie froh, dass alles so gekommen ist. Für sie haben sich nämlich viele Veränderungen ergeben, die sie vorher nicht für möglich gehalten hätte. "Ich war früher sehr ängstlich", erzählt die 20-Jährige. Das sei auch am Anfang ihrer Zeit bei der Lebenshilfe so gewesen. "Ich habe erst alles beobachtet und konnte mich auf die Mitarbeiter noch nicht so ganz einlassen", sagt Beyer, die bis dahin noch keinen Kontakt zu Menschen mit Handicap hatte.

Nach etwa vier Wochen waren die Berührungsängste aber vergessen. auch Dank der Unterstützung ihrer neuen Kollegen. "Die Mitarbeiter bei der Lebenshilfe wollten natürlich sofort wissen, wer ich bin und was ich mache." Das und die Reflexionsgespräche mit den Gruppenleitern hätten ihr sehr geholfen.

Sie sei jetzt viel selbstbewusster. Inzwischen scheut sie nicht den Kontakt zu fremden Menschen - weder innerhalb noch außerhalb der Lebenshilfe. Aber auch ganz praktische Sachen hätten sich verbessert. "Ich war früher eine sehr ängstliche Fahrerin. Inzwischen sind die großen Bullis kein Problem mehr", sagt sie und lacht. Und nun wisse sie auch, wie ihr weiterer beruflicher Werdegang aussehen soll: Sie möchte soziale Arbeit studieren - ihr Bundesfreiwilligendienst wird als Vorpraktikum angerechnet.

Auch Nico Holzum hat seinen Berufswunsch im Bundesfreiwilligendienst bei der Lebenshilfe Unterer Niederrhein gefestigt. Der 19-Jährige aus Esserden arbeitet seit August in der Kindertagesstätte "Hand in Hand" in Rees. Ein vorheriges Praktikum bei der Bank hatte ihn nicht überzeugt. Ein Studium der "Kindheitspädagogik" an der Hochschule Rhein-Waal steht jetzt auf seiner Wunschliste. Der Bundesfreiwilligendienst in der Kindertagesstätte soll die praktische Vorbereitung dafür sein. "Hier ist jeder Tag ein Highlight", resümiert er. Er erlebe immer etwas anderes, die Arbeit mit den Kindern mache ihm sehr viel Spaß. "Ich bin noch keinen Morgen aufgestanden und hatte keine Lust, zu arbeiten", sagt er. Hier passe einfach alles: Die Kinder, das Team und das Umfeld. An das Ende ihres Bundesfreiwilligendienstes möchten aber weder Frederike Beyer noch Nico Holzum jetzt bereits denken. Besonders die Menschen bei der Lebenshilfe würden ihnen fehlen, sind sich beide einig.

(RP)
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