Rees Anwohner sorgen sich um ihre Sicherheit

Rees · 60 Halderner wohnen in unmittelbarer Nähe zum Depot. Sie stellten bei der Info-Veranstaltung kritische Fragen.

 Viele Halderner, darunter auch Anwohner, waren in die St.-Georg-Kirche gekommen, um Fragen zu stellen.

Viele Halderner, darunter auch Anwohner, waren in die St.-Georg-Kirche gekommen, um Fragen zu stellen.

Foto: van Offern

Die 60 Halderner, deren Häuser an die geplante ZUE für Flüchtlinge grenzen, waren einen Tag vor der Öffentlichkeit über das Vorhaben der Bezirksregierung Düsseldorf informiert worden. Viele stellten in der Pfarrkirche St. Georg kritische Fragen. "Sie präsentierten hier tolle Fakten, aber unsere Ängste nimmt keiner ernst", warf eine Anwohnerin den Vertretern von Stadt, Kreis und Land vor. Sie sorgte sich um die Sicherheit: "In zwei Häusern wohnen Leute, die über 80 sind, die anderen Häuser stehen oft leer, weil die Besitzer bei der Arbeit sind. Wie will die Polizei, die oft nicht mal in Rees vertreten ist, für unsere Sicherheit sorgen?"

Polizeidirektor Manfred Moerkerk von der Kreispolizei Kleve und Ulrich Reining, Leiter der Emmericher Polizeiwache, verwiesen auf eine gute Zusammenarbeit mit den Sicherheitsfirmen der Einrichtungen. Zudem werde die Polizei entlang der Depotstraße verstärkt Präsenz zeigen, bei Notfällen würden Beamte aus den Kreisen Kleve, Wesel und Borken zusammengezogen. Kriminaldirektor Peter Andres wollte durch Statistiken beruhigen, wonach in den Flüchtlingseinrichtungen auf 100 Bewohner eine Straftat pro Monat komme. Eine Anwohnerin griff dies spontan auf: "Bei 13.500 Flüchtlingen bedeutet das also 13 Straftaten pro Monat - steht das noch in Relation zu 60 Anwohnern?" Peter Andres hielt dagegen, es handele sich oft um kleine Tatbestände, darunter Drängeleien und Drohungen beim Anstehen für Mahlzeiten oder Taschengeld. Außerhalb der ZUE komme es allenfalls zu Ladendiebstählen.

"Ich verstehe Ihre Sorgen", sagte Bürgermeister Christoph Gerwers. Die gleichen Ängste habe es im Frühjahr 2015 bei den Anwohnern der ZUE am Groiner Kirchweg gegeben, jedoch hätten sie sich als unbegründet erwiesen.

Eine Anwohnerin des Depots, die auf Hamminkelner Stadtgebiet wohnt, beschwerte sich, keine Einladung zur Informationsveranstaltung erhalten zu haben. Bürgermeister Gerwers sagte, die Stadt Rees stehe in engem Kontakt mit Hamminkeln. Er hielt es für wahrscheinlich, dass viele Flüchtlinge sich auch in Mehrhoog aufhalten werden, da das Depot näher an Mehrhoog als am Halderner Ortskern liege.

Busverbindungen in beide Orte schloss der Bürgermeister aus. Vielmehr sollen eigene Läden der ZUE dazu beitragen, die Flüchtlinge während ihres kurzen Aufenthaltes im Depot zu halten.

Bürger und Handwerker aus Haldern baten darum, möglichst viele Bauaufträge an lokale Firmen zu vergeben und Arbeitsstellen mit Haldernern und Reesern zu besetzen. Ein anderer Bürger fragte, wer für die ZUE bezahle. "Sämtliche Kosten werden vom Land getragen", sagte Bürgermeister Gerwers.

Im Anschluss an die Infoveranstaltung ergänzte Stadtkämmerer Andreas Mai auf Anfrage der Rheinischen Post, dass der zunächst für fünf Jahre geschlossene Pachtvertrag zwischen der Vink Real Estate GmbH, der das Depotgelände gehört, direkt mit der Stadt Rees geschlossen wird, da die Bezirksregierung lieber mit Kommunen als mit privaten Firmen verhandele. Die Miete taucht ab 2016 im städtischen Haushalt auf, jedoch vermietet die Stadt das Depot gegen eine erhöhte Pacht an die Landesregierung weiter. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren beträgt die Miete insgesamt "vier bis fünf Millionen Euro".

An einem Kauf des Geländes war die Stadt nicht interessiert. Zum einen sei der Preis zu hoch gewesen, zum anderen sei keine Folgenutzung des Depots möglich. Die ehemalige Fachklinik Horizont, auf deren Gelände die ZUE am Groiner Kirchweg betrieben wird, kaufte die Stadt Anfang 2015 für etwa zwei Millionen Euro und vermietet sie seither an die Bezirksregierung.

Auf die Frage, ob mit der Zahl von 1350 Flüchtlingen das Maximum für Haldern erreicht sei, antwortete Regierungspräsidentin Anne Lütkes: "Ganz ehrlich: Man sollte niemals nie sagen." Die aktuelle Zahl sei "sehr groß, nach meiner persönlichen Überzeugung groß genug", doch angesichts der aktuellen Flüchtlingswelle könne sie keine Versprechen abgeben. Ihr Pressesprecher William Wolfgramm verwies darauf, dass seit dem 5. September, als Bundeskanzlerin Angela Merkel die Aufnahme von Syrern bewilligte, allein nach Nordrhein-Westfalen mehr als 160.000 Flüchtlinge kamen. Bis zum Jahresende rechnet er mit 200.000.

(RP)
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