Rees Auf den Spuren jüdischen Lebens

Rees · Am Sonntag, 18. Dezember, bietet Stadtführer Bernd Schäfer zum dritten Mal den Rundgang "Spurensuche - Jüdische Traditionen" an. Auf dem jüdischen Friedhof weisen zwei neue Tafeln auf die Geschichte des Ortes hin.

 Bernd Schäfers Rundgang "Spurensuche - Jüdische Traditionen" führt auch zum jüdischen Friedhof auf der Stadtmauer.

Bernd Schäfers Rundgang "Spurensuche - Jüdische Traditionen" führt auch zum jüdischen Friedhof auf der Stadtmauer.

Foto: Scholten

Zwei neue Tafeln weisen auf die Geschichte und Tradition des jüdischen Friedhofs auf der Reeser Stadtmauer hin. Die 1997 angebrachten Messingtafeln, deren Schrift durch Wettereinflüsse und mutwillige Zerstörung schlecht lesbar geworden war, wurden nun durch weiße Kunststofftafeln mit leicht modifiziertem Text ersetzt. Geblieben sind die abschließenden Sätze "Hier ruhen Reeser Bürger jüdischen Glaubens im Hause des Lebens und der Ewigkeit" und "Wir betrachten es als unsere Pflicht, diese Stätte im Zeichen unserer Verantwortung zu hüten". Die Tafeln, die an beiden Seiten der Stadtmauer angebracht sind, tragen die Jahreszahlen 2016 und - nach jüdischer Zeitrechnung - 5777.

 Die neue Tafel an der Stadtmauer informiert über den jüdischen Friedhof.

Die neue Tafel an der Stadtmauer informiert über den jüdischen Friedhof.

Foto: Michael Scholten

Am Sonntag, 18. Dezember, bietet Stadtführer Bernd Schäfer zum dritten Mal den Rundgang "Spurensuche - Jüdische Traditionen" an. Treffpunkt ist um 14.30 Uhr in der Parkanlage am Froschteich. Die Tour kostet vier Euro, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Das Programm beginnt auf dem jüdischen Friedhof, danach erläutert Schäfer anhand der "Stolpersteine" in der Innenstadt das frühere Leben der ausgelöschten jüdischen Gemeinde in Rees. In der Oberstadt geht er auf das ehemalige Synagogengebäude ein, das am Pogrom-Morgen des 10. November 1938 geschändet wurde. Die Tour endet im Koenraad-Bosman-Museum am Stadtmodell und im Raum "Jüdische Traditionen", in dem seit drei Jahren Fotos und Kultgegenstände präsentiert werden.

Der jüdische Friedhof auf der zirka acht Meter breiten Stadtmauer ist einmalig im Rheinland. Anfang des 18. Jahrhunderts verkaufte die Stadt Rees der jüdischen Gemeinde dort ein Grundstück, damit ein Begräbnisplatz eingerichtet werden konnte. Der Ort wurde bewusst gewählt, weil Juden nicht auf christlichen Friedhöfen, also innerhalb der Stadtmauer, bestattet werden durften. Aufgrund des häufig auftretenden Rheinhochwassers konnte aber kein ebenerdiger Friedhof außerhalb der Stadtmauer angelegt werden.

Erste nachweisbare Bestattungen fanden dort 1702 statt, die letzte Beerdigung erfolgte im Jahr 1872. Weil eine Überbeerdigung belegter Gräber nach jüdischem Ritus nicht erlaubt ist, wurde der Friedhof auf der Stadtmauer geschlossen und ein neuer Friedhof an der Weseler Straße genutzt. Von den ursprünglich bis zu 75 Grabsteinen, die auf der Stadtmauer standen, sind heute nur noch 24 Fragmente von unterschiedlicher Größe erhalten geblieben. Sie sind zum Teil erheblich beschädigt, einzelne tragen hebräische Schriftzüge. Bernd Schäfer wird auf seiner Tour die Übersetzungen liefern und das jüdische Totengebet sprechen.

(ms)
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