Emmerich B 220: Kleine Ursache, große Wirkung

Emmerich · Am22. August wird eine der größten Durchgangsstraßen Emmerichs für drei Monate gesperrt. Verantwortlich dafür sind nur Zentimeter große Lagerteile einer Brücke, die im fließenden Verkehr nicht ausgetauscht werden können.

 17.000 Fahrzeuge sind hier täglich unterwegs. Der Verkehr wird bei der Sperrung durch die Innenstadt geleitet.

17.000 Fahrzeuge sind hier täglich unterwegs. Der Verkehr wird bei der Sperrung durch die Innenstadt geleitet.

Foto: MArkus van offern

Durchschnittlich etwa 17.000 Fahrzeuge rauschen pro Tag über die B 220 Richtung Kleve oder entgegengesetzt zur A 3. Ab dem 22. August wird dieser Verkehr auf einer der größten Durchgangsstraßen Emmerichs durch die Stadt und um sie herum geleitet werden müssen. Grund sind Arbeiten an der Brücke, die über die L7 führt.

Emmerich: B 220: Kleine Ursache, große Wirkung
Foto: Straßen.NRW

Etwa 1,5 Millionen Euro hat der Landesbetrieb Straßen.NRW für diese Maßnahme veranschlagt, bei der unter anderem auch Fahrbahndecke und Radwege auf dem Teilstück der Bundesstraße zwischen Nollenburger Weg und Klever Straße erneuert werden. Doch der eigentliche Anlass für die Sperrung ist der nötig gewordene Austausch von speziellen Lagerteilen der Brückenkonstruktion. Diese gerade mal zwei Zentimer großen, von Kunststoff ummantelten Teile sind in einen Spalt der Brücke eingelassen. Die so genannten "Elastomer-Lager" dienen dazu, die Verformungen auszugleichen, denen das Bauwerk durch Temperaturwechsel ausgesetzt ist.

Die Brücke wurde 1964 errichtet. Beim Bau wurden die Elastomer-Lager einbetoniert, was dem damaligen Stand der Technik entsprach. "So würde man das heute aber gar nicht mehr machen, sondern stattdessen Ankerplatten verwenden", sagt Klaus Münster.

Der Projektleiter von Straßen.NRW ist landesweit für gut 900 Brückenbauwerke zuständig. Ein solches Schadensbild wie an der B220-Brücke in Emmerich hat er bislang noch nicht gesehen. Die etwa 20 Meter lange Brücke sei zwar an sich in gutem Zustand, jedoch habe sich der Kunststoff der Elastomer-Lager mit dem Beton verbunden, an Metallteilen der Lager wurde Korrosion entdeckt. "Die Elastomer-Lager sind normalerweise wartungsarm" sagt Münster. Die Teile müssen jetzt ausgetauscht werden, damit keine Schäden an der Brücke selbst entstehen.

Doch das ist nicht so einfach. Bereits im letzten Jahr war versucht worden, die 1000 Tonnen schwere Brücke unter fließendem Verkehr leicht anzuheben, um an die Lagerteile zu gelangen. Jedoch konnten die Mitarbeiter von Straßen.NRW die beschädigten Teile aus dem gerde mal 20 Zentimeter breiten Betonspalt, in den sie eingelassen sind, nicht entfernen.

Konsequenz: Der Wechsel der Lager ist nur möglich, wenn die Brücke um 50 Zentimeter angehoben wird. "Das funktioniert unter fließendem Verkehr nicht mehr, deshalb die Vollsperrung", so Münster.

Ein ziemlicher Aufwand, der dafür betrieben werden muss. 16 Lager müssen an der Brücke ausgetauscht und dann in einem neuen Verfahren, das die Verbindung des Kunststoffes mit dem Beton verhindert, eingebaut werden. Die Materialkosten für die Elastomer-Lager dürften bei nicht mehr als 10.000 Euro liegen schätzt Münster, der diese Sanierung für absolut notwendig hält: "Das ist wie mit einem Motor. Ein Dichtungsring kostet nur wenig, ist er defekt und tauscht man ihn nicht, wird's richtig teuer."

Für die Dauer der Arbeiten, die voraussichtlich drei Monate in Anspruch nehmen werden, wird die B220 bis zum Nollenburger Weg voll gesperrt. Der Verkehr soll aus Kleve kommend über die L7 geführt werden. Wer zur A3 will, muss dann über Steintor, Großer Wall, Ostwall, Bahnhofstraße, Reeser Straße und Weseler Straße fahren. Der Bahnübergang Löwentor wird geschlossen, Ampelschaltungen werden dem Verkehrsaufkommen angepasst.

Die Stadt Emmerich brütet derzeit noch über Detailfragen. Anfang August soll dann bekannt gegeben werden, wie der Verkehr endgültig umgeleitet wird.

(RP)
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