Rees Bäume müssen Stromleitungen weichen

Rees · Der Übertragungnetzbetreiber Amprion hat mit den Vorbereitungen für den Bau der Superstrom-Autobahn begonnen. In Millingen und Haldern wurde schon abgeholzt.

 In der Nähes des ehemaligen Bundeswehrdepots haben die Rodungen für die Stromautobahn begonnen.

In der Nähes des ehemaligen Bundeswehrdepots haben die Rodungen für die Stromautobahn begonnen.

Foto: Markus van Offern

In der Facebookgruppe "Du bist Halderner" hat der Anblick schon für Entsetzen gesorgt: In der Nähe des ehemaligen Bundeswehrdepots sind gerade etliche Bäume gefällt worden. Und noch viele mehr werden folgen. Denn das, was sich dort abspielt, ist nur der Beginn einer Maßnahme, die im November nächsten Jahres abgeschlossen sein soll.

Wie berichtet, hat der Übertragungnetzbetreiber Amprion mit den Vorbereitungen für den Bau der Superstrom-Autobahn begonnen. Gebaut werden soll eine 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung, die Strom, der im Norden der Republik produziert wird, in den Süden transportiert.

Die Höchstspannungsleitung im Raum Wesel ist ein Teilstück dieser bundesweiten Stromautobahn. Über Wittenhorst, Haldern und Millingen soll sie nach Isselburg führen und von dort in die Niederlande. Mit der neuen Leitung lasse sich die Transportkapazität gegenüber den bisher üblichen 110-kv-Leitungen um 25 bis 50 Prozent erhöhen, erklärt Amprion. Rund 1,5 Millionen Euro kostet ein Kilometer, je nach Begebenheiten. 56 Millionen Euro Gesamtinvestitionen sollen verbaut werden.

Im Großen und Ganzen orientiert sich die neue Trasse am Verlauf der bisherigen Strommasten. Auf Reeser Stadtgebiet gibt es jedoch eine Besonderheit, den so genannten "Halderner Haken". Die Trasse soll dabei um den Ort herum geführt werden und auch das Festivalgelände nicht mehr tangieren.

Bislang führt eine Leitung direkt am Reitplatz vorbei, auf dem das Open Air stattfindet. Aus Sicherheitsgründen war die Leitung immer am Konzertwochenende abgeschaltet worden. Das war möglich, weil es sich nur um eine Ersatzleitung handelte. Wurde sie abgestellt, floss der Strom über andere Trassen weiter. Die Höchstspannungsleitung dagegen ist die Hauptversorgungsader. Würde die zum Festival gekappt, gingen in vielen Orten die Lichter aus.

Wie eine Sprecherin von Amprion der RP gestern auf Anfrage mitteilte, werden jetzt auf Reeser Gebiet 30 alte Masten zurückgebaut und durch 17 neue ersetzt. In Isselburg werden 24 neue Masten gebaut. Nach Möglichkeit soll dabei kein Haus überspannt werden. Die momentanen Masten sind 29 Meter hoch, zukünftig werden die Kolosse fast 60 Meter in die Höhe reichen. Die Abstände zwischen den einzelnen Masten werden 350 bis 450 Meter betragen.

Dabei schlecht für Bäume: Links und rechts neben den Masten wird - je nach Gegebenheiten - eine Sicherheitstrasse von jeweils 35 bis 20 Meternbenötigt. Bisher wurden nur die Bäume für den Maststandort gefällt, in den nächsten Wochen wird dann auch diese Leitungstrasse freigeschlagen. Hunderte von Bäumen werden dafür gefällt werden müssen.

Der Bau der neuen "Stromautobahn" ist nicht unumstritten. Gegner der überirdischen Hochspannungsleitung wie die Bürgerinitiative "Isselburg21" befürchten gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Magnetfelder und elektrisch geladenen Feinstaub, Lärmbelästigung, den hohen Flächenverbrauch, Verschandelung der Landschaft und Wertverlust von Häusern und Grundstücken. Die Verlegung von Erdkabeln, wie sie immer wieder gefordert wurde, wird auf der neuen Stromautobahn nur in Teilbereichen durchgeführt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort