Rees Bäume weg: Ist Rees deshalb jetzt schöner?

Rees · Kahlschlag an der Pumpe auf Markt. Verdacht: Stadtverwaltung schafft Fakten, bevor in der Politik über Fällaktion geredet werden kann.

 Am Dienstagmorgen, noch bevor in der Ratssitzung der Haushalt beschlossen wurde, begann die Fällaktion der Stadt Rees.

Am Dienstagmorgen, noch bevor in der Ratssitzung der Haushalt beschlossen wurde, begann die Fällaktion der Stadt Rees.

Foto: Scholten

Ein wenig betrübt wirkte Rolf Albring dann doch, als er jetzt an der historischen Pumpe auf dem Marktplatz stand und auf die Stümpfe der vier gefällten Bäume blickte. Der ehemalige Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV) hatte in den 80er Jahren entscheidend dazu beigetragen, dass die Pumpe samt gemauerten Wasserbecken, grobem Kopfsteinpflaster und mehreren Bäumen eine Heimat auf dem Marktplatz fand.

Die Pumpe selbst, eine große Buche und drei Plantanen bleiben den Reesern künftig erhalten, doch das Umfeld wird neugestaltet. Der Reeser Haushalt sieht insgesamt 140 000 Euro vor, um das Areal nahe der Dellstraße zu modernisieren und es für die Außengastronomie attraktiver machen.

Anstelle der großen Wasserbecken, die seit Jahren nicht mehr sprudeln, sondern Laub und Abfall sammeln, sollen Fontänen aus dem Boden schießen, die dank LED-Leuchten in verschiedenen Farben erstrahlen.

"Der Vorschlag zur Umgestaltung hat im Bau-Ausschuss viel Zustimmung erhalten", sagte Bürgermeister Christoph Gerwers bereits im Dezember 2014. Er wertete das Vorhaben als deutliches Signal, dass der zuletzt viel kritisierte Marktplatz aufgewertet werden soll und nicht zugunsten des geplanten "Neuen Quartiers" auf dem alten Niag- und Postareals in Vergessenheit gerät. Der Bauauftrag soll durch lokale Firmen ausgeführt werden und laut Bauamtsleiterin Elke Strede bis zur Jahresmitte abgeschlossen sein (die RP berichtete).

Helmut Wesser, Fraktionsvorsitzender der Grünen, kritisierte den Zeitpunkt der Fäll-Aktion. Die Kettensägen surrten nämlich ab Dienstagmorgen, noch bevor am selben Tag ab 17 Uhr in der Ratssitzung der Haushalt für das Jahr 2015 beschlossen wurde.

"Sie haben Fakten geschaffen", erklärte er mit Blick auf die Stadtverwaltung und nannte es "nicht in Ordnung, wenn jetzt eine markante Teilfläche des Marktplatzes nachträglich abgeräumt und völlig umgebaut wird." Laut Wesser sei die vom VVV gestiftete Anlage bislang, neben dem gastronomischen Angebot, die öffentliche Fläche mit der höchsten Aufenthaltsqualität gewesen.

Zwar sei er offen für jede Neuerung, die den Marktplatz attraktiver machte, jedoch hätte er gern die Anregungen der Reeser gehört und aufgegriffen. Er teile mit einigen Bürgern die Meinung, dass "bunt angeleuchtete Sprudelquellen" nicht die beste Lösung für "unsere traditionsreiche Stadt" seien. Zudem hätte er gern den Schatten spendenden Baumbestand beibehalten. Auch auf der Facebook-Seite "Du bist Reeser" wurde am Dienstag Kritik an der Baumfäll-Aktion laut, doch laut Bürgermeister Gerwers hätte der Reeser Bauhof ohnehin aktiv werden müssen - auch ohne die geplante Neugestaltung des Platzes.

Denn Stadtgärtnermeister Andreas Böing habe festgestellt, dass die insgesamt acht über Jahrzehnte gewachsenen Bäume sich gegenseitig die Sonne rauben. Daher mussten vier Bäume gefällt werden, um die vier anderen Bäume langfristig erhalten zu können.

(ms)
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