Mehr/Rees Betroffene wollen Elias Mut machen

Rees · Monika Gerwers will weiter um eine Therapie für ihren Sohn Elias kämpfen, der an Legasthenie leidet. Der Kreis Kleve hat den Antrag abgelehnt. Manchen erinnert der Fall an eigene Erfahrungen, wie eine Frau aus Rees, die spontan Hilfe angeboten hat.

 Buchstaben sind für Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche ein echtes Problem. Auch Elias fällt Lesen und Schreiben unheimlich schwer.

Buchstaben sind für Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche ein echtes Problem. Auch Elias fällt Lesen und Schreiben unheimlich schwer.

Foto: Markus van Offern

Für viel Gesprächsstoff hat der Kampf von Monika Gerwers um eine Therapie für ihren Sohn gesorgt. "Viele haben mich nach dem Zeitungsbericht angerufen", berichtet die Mutter aus Mehr. Für ihren Sohn Elias hat sie eine außerschulische Förderung beim Jugendamt beantragt, nachdem ein Test bei einer Kinderpsychologin gezeigt habe, dass ihr Sohn bei den drei Stufen der Legasthenie in der mittleren Ebene ganz unten einzuordnen sei. Die Expertin habe daraufhin zu einer Therapie geraten. Die aber will der Kreis Kleve nicht finanzieren, der auf die Möglichkeiten der Förderung in der Grundschule Bislich verweist, die das Kind besucht. Monika Gerwers hat gegen die Entscheidung Klage eingereicht und will weiter kämpfen, sagte sie gestern.

Unterstützung bekommt sie dabei von einer Mutter aus Rees, die sich spontan meldete, um mit der Frau aus Mehr Kontakt aufzunehmen. "Meine Familie musste auch einen ganz schweren Weg nehmen, weil mein Sohn eine Lese- und Rechtschreibschwäche hatte", berichtet die Frau. Sie sei damals "durch die Hölle" gegangen. Ihr Sohn, der heute 31 Jahre alt ist, habe einen guten Beruf und den Hauptschulabschluss geschafft. Das sei aber nur möglich gewesen, weil die Familie die ganze Energie investierte. "Hilfe habe ich auch von vielen Lehrern bekommen, die mit uns an einem Strang gezogen haben."

Mathe sei kein Problem für ihren Sohn gewesen, doch beim Schreiben habe er Buchstaben vertauscht oder gar nicht erkannt. "Wir haben für jeden Buchstaben ein Bild gefunden: Das h etwa war der vollgepackte Rucksack, das G der Schleifenbuchstabe. Es war ein langer Weg und ich denke, der steht der Frau aus Mehr und ihrem Sohn auch noch bevor." Ob ein Kind eine Lese- und Rechtschreibschwäche hat, wird in der Regel über die Schule festgestellt. Bislang war es so, dass Kinder, bei denen über drei Monate mangelhafte Leistungen in Schreiben und Lesen festgestellt wurde, eine intensive Förderung der Schule bekamen. Daran schloss sich dann oft ein Test im Sozialpädriatrischen Zentrum (SPZ) an. Seit diesem Schuljahr ist es jetzt so, dass die Schule selbst feststellen kann: Das Kind hat eine Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS).

An der Grundschule Haldern etwa gibt es individuelle Förderung für diese Kinder, zusätzliches Unterrichtsmaterial und zwei Extra-Stunden pro Woche — wenn die nötigen Lehrer dafür da sind.

Oft geht LRS damit einher, dass Kinder die Laute nicht hören können, weil sie sie falsch aussprechen. Daher besuchen viele Kinder zunächst einen Logopäden.

Auch Elias Gerwers war eineinhalb Jahre Logopädie bis zu seiner Einschulung im letzten Jahr bei einer Logopädin. Was die Mutter jetzt beantragt hat, ist daher auch keine Logopädie, die von der Krankenkasse übernommen würde, sondern eine LRS-Therapie.

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