Rees Betuwe: Heimatverein lehnt Pläne ab

Rees · Der Heimatverein Millingen/Empel spricht sich gegen die kürzlich vorgelegten Pläne für die Unterführung in der Ortsmitte aus und widerspricht damit der Darstellung aus dem Reeser Rathauses.

Am kommenden Donnerstag wird es in der Sitzung des Reeser Bauausschusses nicht nur um die Pläne zur "Reeser Welle", sondern auch um die Fahrrad/Fußgängerunterführungen in Millingen und Empel gehen. Sie werden die Bahnübergänge ersetzen, die geschlossen werden, wenn die Betuwe-Linie an den Start geht. Wie berichtet, hatte das von der Bahn beauftragte Ingenieurbüro für beide Ortsteile jeweils eine Atrium-Lösung vorgeschlagen.

In einem Pressegespräch vor rund 14 Tagen hatte die Reeser Stadtverwaltung die Pläne erläutert. Die ursprünglich für Millingen von Rat und Verwaltung beschlossene Lösung mit einer Unterführung, die direkt unter dem Straßenverlauf geführt wird, habe sich als technisch schwierig umsetzbar erwiesen. Sie sei zudem auch optisch nicht ansprechend gewesen, weil sie sogenannte Angtsräume schaffen würde.

Das Ingenieurbüro hatte deshalb von sich aus eine zweite Variante vorgelegt. Hier werden Fußgänger und Radfahrer einige Meter zum Straßenverlauf versetzt unter der Bahn hindurch geführt. Ein Atrium sorgt für Helligkeit und eine optische Auflockerung. Zudem wird bei dieser Lösung weniger Fläche verbraucht.

Das Rathaus hatte sich positiv zu diesen Plänen geäußert. Während des Pressegespräches war von der Stadtverwaltung auch erklärt worden, dass der Heimatverein Millingen/Empel zwar eine Lösung mit einer Unterführung favorisiert habe, die direkt dem Straßenverlauf folge, letztendlich aber auch gesehen habe, dass die Atrium-Variante aus den beschriebenen Gründen die bessere sei.

Dieser Darstellung widerspricht nun der Heimatverein Millingen/Empel: "Eine Zustimmung haben wir keinesfalls signalisiert, und auch die namentliche Erwähnung in der Beschlussvorlage für den Ausschuss für Umwelt, Planung, Bau und Vergabe erstaunt uns sehr", schreibt Vorsitzende Monika Michelbrink-Roth in einer Pressemitteilung von Samstag.

Im Rahmen der Konsenslösung zur Beseitigung der Bahnübergänge in Millingen und Empel hätten sich die Bürger bereits vor zwei Jahren von einer Pkw-Unterführung verabschieden müssen. Das Verhalten der Stadtverwaltung habe jetzt zu "Missbilligung und Verdrossenheit" geführt. Michelbrink-Roth: "Die Unterführung erlangt in Zukunft große Bedeutung für unser Dorf, stellt sie doch für die Millinger Bevölkerung, aber auch für Besucher die einzige Verbindung zwischen Millingen West und Ost dar. Das Unverständnis wächst, und so stellt sich die Frage, wer denn die von der Bahn vorgestellte und von der Verwaltung favorisierte Lösung im kommenden alltäglichen Leben nutzen muss und warum die Interessen der Millinger nur halbherzig und inkonsequent behandelt werden."

Am Rande eines Treffens mit allen Millinger Vereinsvertretern sei die neue Planung der Bahn kontrovers diskutiert worden. Dies und die jetzt veröffentlichte Ausschuss-Beschlussvorlage habe den Heimatverein veranlasst, in der vergangenen Woche die Fraktionen und den Ortsvorsteher, Hans-Jürgen Klug, ins Heimathaus einzuladen. Mit auf den Weg gegeben hat der Heimatverein folgendes: "Beide Varianten sind nicht nutzungsfreundlich. Nach dem Aus der Pkw-Unterführung wurden keine weiteren Planungen hinsichtlich einer Fußgänger- und Radfahrer-Unterführung in gerader direkter Ausführung/Linie verlaufend in der Anholter Straße und/oder Hauptstraße angestrebt. Der Wunsch, hierzu einen Planungsauftrag an die Verwaltung beziehungsweise die Bahn zu erteilen, wurde geäußert und begründet. Sicher auch im Sinne der Millinger Bevölkerung bittet der Heimatverein die Fraktionen um Absetzung der Beschlussvorlage für weiteren Gesprächs- und Beratungsbedarf."

Die neue Variante stellt in den Augen des Millinger Heimatvereins keine Verbesserung dar: Obschon sie städtebaulich dem ein oder anderen attraktiver erscheinen mag, weise sie in ihrer Funktionalität Mängel auf.

Mehrere Kurven und Schleifen in der Rampenführung führten dazu, dass Fahrradfahrer absteigen müssten. Bei Schützenfest und Erntedank, aber auch bei Beerdigungen und Prozessionen, wo die Verbindung Kirche/Friedhof sehr wichtig sei, erfüllt die jetzige Variante sicherlich nicht die Anforderungen einer nutzungsfreundlichen Lösung. Der rechtwinklige Ein- und Ausgang des Unterführungstroges für Fußgänger werde zum Gefahrenpunkt, da keine Möglichkeit bestehe, den Tunnel einzusehen. Insbesondere aber weiche die Variante von der grundlegenden Forderung ab, den Unterführungstrog in der Straßenachse Hauptstraße/Anholter Straße bestehen zu lassen, um der Trennwirkung im Dorf so gut wie überhaupt nur möglich entgegenzuwirken.

Michelbrink-Roth: "Es ist dem Heimatverein und sicher auch vielen Millinger Bürgern unverständlich, überhaupt nur darüber nachzudenken, den zwischen der Stadt Rees und der Bahn geschlossenen Vertrag im Nachhinein zu modifizieren. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, wenn die Bahn ein solch großzügiges Angebot nachschiebt."

(RP)
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