Rees Blindgänger im Kaminholz explodiert

Rees · Glück im Unglück für Sandra Kremer. Die Millingerin befeuerte ihren Ofen mit Holz, in dem eine Granate verborgen war.

 In diesem Ofen ist die Blindgänger-Granate aus dem Zweiten Weltkrieg explodiert.

In diesem Ofen ist die Blindgänger-Granate aus dem Zweiten Weltkrieg explodiert.

Foto: Markus van Offern

Der Schreck steckt Sandra Kremer immer noch ein bisschen in den Gliedern: "Ich mag mir gar nicht ausmalen, was alles hätte passieren können", sagt die Millingerin. Die 42-Jährige hatte am Sonntagnachmittag großes Glück gehabt, dass sie, ihr Freund und ihre Schwester bei einer Explosion im Wohnzimmer vollkommen unverletzt blieben. Im Ofen war eine Blindgänger-Granate aus dem Zweiten Weltkrieg in die Luft geflogen. Sie war im Brennholz eingewachsen - abgefeuert wahrscheinlich vor 71 Jahren während der heftigen Kämpfe im Raum Rees zwischen der Wehrmacht und den Alliierten.

Die Explosion im Wohnzimmer verlief noch glimpflich. Sandra Kremer hatte nur wenige Augenblicke vor der Detonation neues Brennholz aufgelegt und vor dem Ofen gestanden, der schon seit dem Morgen vor sich hin loderte. Dann saß sie mit ihren Gästen am Esstisch. "Wir waren völlig verdutzt. Es gab einen sehr lauten Knall, die Glasscheibe des Ofens war zerborsten und aus dem Kamin kam eine dicke schwarze Rauchwolke", erzählt sie.

 Diese Blindgänger-Granate war im Brennholz eingewachsen.

Diese Blindgänger-Granate war im Brennholz eingewachsen.

Foto: Polizei

Durch die umherfliegenden Splitter waren der Fernseher und einzelne Möbelstücke getroffen worden. Auf dem Teppich waren Brandlöcher, die Sandra Kremer mit nassen Handtüchern bekämpfte. "Wir dachten zuerst an einen Defekt der Glasscheibe des Ofens, bis meine Schwester ein Metallteil auf dem Boden entdeckte." Dabei handelte es sich um einen Teil des Projektils, das im Ofen in die Luft geflogen war.

Dass sich das Geschoss im Brennholz befunden haben musste, wurde ihr beim Blick in den Kamin klar. Auch dort war noch ein Teil der Granate zu finden. Sandra Kremer vermutet, dass es sich dabei um Holz handelt, das sie vergangenes Jahr in Millingen an der St.-Quirinus-Kirche abholte. "Es wurden einige Linden gefällt, und wir durften uns das Brennholz mitnehmen", erzählt sie. Da sich dort auch weitere Verwandtschaft mit Holz eingedeckt hatte, wurden erst einmal alle informiert, um ihr Brennholz zu überprüfen. Weitere Granaten wurden jedoch nicht entdeckt.

Den Umfang des Schadens kann Sandra Kremer noch nicht genau abschätzen. Sie geht davon aus, dass er bei 2500 bis 3500 Euro liegen könnte. "Leider sind bei der Explosion auch einige Erbstücke beschädigt worden, aber wichtiger ist, dass alle unverletzt geblieben sind."

Blindgänger sind am Niederrhein auch über 70 Jahre nach Kriegsende immer noch ein Thema. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was für ein intensiver Bombenhagel hier niederging. Allein Emmerich wurde bei seiner Zerstörung am 7. Oktober 1944 mit 665 Tonnen Sprengbomben und über 700.000 Brandbomben eingedeckt. Von den vorangegangenen Bombardements einmal ganz zu schweigen. In Rees sah es auch nicht viel anders aus.

Deshalb werden vor allem bei Bauarbeiten auch heute noch immer wieder Blindgänger gefunden. Der Kampfmittelräumdienst ist an fast allen großen Bauvorhaben beteiligt. In Emmerich wurde letztmalig eine entdeckte Weltkriegsbombe im Jahr 2015 entschärft, in Rees vor fünf Jahren eine kontrolliert gesprengt.

Der Fall von Sandra Kremer liegt natürlich noch mal ein wenig anders. Denn "ihr" Blindgänger war im Holz eingewachsen und von außen nicht zu erkennen. "Es war großes Glück, dass die Granate nicht schon beim Fällen des Baumes oder beim Spalten des Holzes in die Luft flog", erklärt dazu Polizeisprecher Manfred Jakobi. Der Vorfall habe gezeigt, wie gefährlich ein Blindgänger sein kann: "Wer einen entdeckt, sollte auf jeden Fall die Finger davon lassen und die Polizei informieren. Wir leiten dann alle weiteren Schritte ein"

(RP)
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