Emmerich Bordellbetreiber zieht es nach Emmerich

Emmerich · Noch läuft der spektakuläre "Fungarden"-Prozess, da will schon der Nächste in der Stadt ein Bordell aufmachen. Emmerich zieht das Schmuddelgewerbe an. Und das liegt nicht nur an laschen Gesetzen.

Die Emmericher Politik wehrt sich zwar gegen diesen Plan, aber eigentlich ist es kaum zu glauben: Der Prozess gegen das Betreiber-Pärchen vom "Fungarden" läuft noch. Und schon stellt der Nächste einen Antrag, in Emmerich ein Bordell zu betreiben. Im alten "Obi" an der Weseler Straße will er käuflichen Sex in 60 Zimmern anbieten. Es soll sich dabei um einen Kroaten aus Duisburg handeln.

Sein bosnischer Berufskollege Esed D. würde ihm aus heutiger Sicht vielleicht abraten. Wartet auf ihn doch möglicherweise eine langjährige Haftstrafe wegen Menschenhandels und Steuerhinterziehung. Was auch auf seine russische Lebensgefährtin Olga G. und seinen kurdischen Geschäftspartner Ali E. zutrifft. Doch die Aussicht auf das große Geld scheint verlockend zu sein.

Besonders in Emmerich?

In der 30 000 Einwohner zählenden Stadt gibt es derzeit drei Bordelle. Eines in Elten im Gewerbegebiet, das zweite in der Steinstraße. Der "Fungarden" existiert ebenfalls noch. Die Geschäftsführung hat der Sohn von Esed D. übernommen.

Bis vor wenigen Monaten gab es mit der "Villa Auberge" an der Reeser Straße Nummer vier.

Es sind die Gesetze in Deutschland, die es im europäischen Vergleich so einfach machen, hier ein Bordell zu eröffnen. Der Betreiber muss in der Hauptsache glaubhaft machen, dass die Frauen selbstständig arbeiten. Dann steht einer Genehmigung nur wenig im Weg. Ausgenommen das Baurecht.

Esed D. gelang der Nachweis in der Emmericher Stadtverwaltung für 1000 (!) Frauen offenbar über Jahre. Und auch heute noch ist die angebliche Selbstständigkeit Teil der Strategie seiner Verteidiger. Die Aussagen von ehemaligen Prostituierten lauten anders.

Der zweite Grund für die vergleichsweise hohe Anzahl von Bordellen in Emmerich ist die Nähe zu den Niederlanden. Die Kunden wollen unerkannt bleiben, wechseln zum Geschlechtsverkehr auf die andere Seite der Grenze. Esed D. gab in der Verhandlung vor dem Landgericht sogar den Beziehungsstifter und erzählte von wohlhabenden Stammkunden aus Holland, die seine Mädchen ehelichten.

Grund Nummer drei für die Gewerbetreibenden aus dem Schmuddelmilieu: Widerstand aus der Bevölkerung müssen sie in Emmerich nicht fürchten. Nur die wenigen Nachbarn sind empört. Gegen das Etablissement in der Steinstraße zum Beispiel kämpft das Ehepaar Ertl seit geraumer Zeit an. Doch das Thema reizt lediglich die Büttenredner im Karneval.

Als das "Fungarden"-Trio vor drei Jahren an der Düsseldorfer Straße ein Haus kaufen wollte, um dorthin seine Geschäfte auszuweiten, erschreckte das nur die Anwohner.

Zu dieser Zeit konnte Esed D. seinen Firmenwagen mit Reklameaufdruck ohne Probleme zu Werbezwecken an jeder (nicht zulässigen) Ecke der Stadt abstellen. Eine Emmericher Fußballmannschaft machte auf ihren Trikots Werbung für sein Bordell. Großzügig schaltete D. Anzeigen in Vereinsheften. Der Bordellbesitzer gab sich als Freund und Helfer.

Zumindest die offizielle Haltung der Politik ist eine andere: Erweiterungsplänen vom Club in Elten hat die Verwaltung jüngst einen Riegel vorgeschoben. Und aus dem Vorhaben in der alten "Obi"-Halle wird nach einer gestrigen Ausschusssitzung der Emmericher Politiker auch nichts werden.

Noch mehr käuflichen Sex soll es in Emmerich nicht geben. Wohl aber hat die Politik vor zwei Jahren die Sexsteuerin Emmerich eingeführt. Die Bordelle zahlten im vergangenen Jahr 74 000 Euro Steuern. Zum Vergleich: Der (nicht gemeldete) Umsatz im "Fungarden" lag nach Angaben von Esed D. bei 80 000 Euro pro Monat.

(RP/rl/top)
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