Rees Das Abenteuer WM-Finale in Brasilien

Rees · Verstohlene Ticket-Kaufversuche in der U-Bahn. Kartenpreise bis zu 10 000 Euro. Halb Argentinien in Rio, und feiern bis in den Morgen unter Brasilianern. Der Weltreisende Michael de Witt war in Brasilien und hat viel zu erzählen.

Als Freundin des Torschützen Mario Götze hatte die Emmericherin Ann-Kathrin Brömmel exklusiven Zugang zum WM-Finale im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro. Es ging aber auch mit etwas weniger Prominenz: Die Reeserin Angela Furtkamp war mit ihrem Mann, der für den Deutschen Fußball Bund (DFB) arbeitet, ebenfalls hautnah beim 1:0-Triumph der deutschen Nationalmannschaft dabei. Der Reeser Weltreisende Michael de Witt erlebte das Finale zwar auch in Rio de Janeiro - allerdings außerhalb des Stadions. In der Rheinischen Post beschreibt er seine vergeblichen Versuche, das Spiel der Spiele live zu sehen:

"Nachdem mein Kumpel und ich für jeweils umgerechnet 400 Euro Karten für das 7:1-Spiel der Deutschen gegen Brasilien ergattern konnten, waren wir optimistisch, auch das Finale sehen zu können. Am Donnerstag machten wir uns mit dem Bus von Belo Horizonte auf den Weg nach Rio. Schon vorher hatten wir uns nach dem Preis für Tickets erkundigt. Das erste Angebot lag bei 1200 Euro und kam von einem Deutschen via Internet. Aber das erschien uns zu teuer.

Am Samstagnachmittag waren wir dann bei der Ticketausgabe für Leute, die ihre reservierten Karten in Rio abholten und sich vielleicht davon trennen würden. Allerdings waren dort schon große Mengen von Argentiniern, die natürlich ihre eigene Mannschaft im Finale sehen wollten. Wir fragten auch nahezu jeden Deutschen, den wir trafen, aber es gab immer andere Deutsche und Argentinier, die bereit waren, sehr viel mehr Geld zu bieten als wir. Am Samstagabend trafen wir einen alten Herrn aus Augsburg, der uns Hoffnungen machte, am Sonntagmorgen eventuell noch zwei Tickets über den DFB zu bekommen. Doch bald folgte die Ernüchterung: Der Markt war leer.

Also gingen wir mit unseren selbstgebastelten "Need tickets"-Schildern zur U-Bahn Richtung Stadion. Das Problem war nur: Es ist verboten, Tickets weiterzuverkaufen. Die Polizei schaute sehr genau auf den illegalen Kartenhandel. Also konnten wir keine großen Schilder einsetzen, sondern nur kleine, die wir schnell wieder zusammenfalten und verstecken konnten. Am Stadion wurden tatsächlich noch einzelne Karten angeboten, aber zum Preis von 2000 bis 10 000 Euro. So gesehen, wären wir mit dem Startangebot von 1200 Euro am Donnerstag noch ganz gut gefahren.

Wir versuchten fast vier weitere Stunden unser Glück vor dem Stadion, aber mussten uns den vielen Argentiniern geschlagen geben, die das erste Finalspiel ihrer Nationalmannschaft nach 24 Jahren sehen wollten. Es hielten sich fast 130 000 Argentinier in Rio de Janeiro auf, sie schliefen in Hotels, am Strand, in ihren Autos und wollten unbedingt das Spiel gegen Deutschland im Land des Erzrivalen Brasilien erleben. Sie kauften den Kartenmarkt zu utopischen Preisen leer.

So machten wir uns enttäuscht 45 Minuten vor dem Anpfiff auf den Weg zur Copacabana, um das kleine deutsche Public Viewing zu genießen. Von der großen offiziellen Fanmeile war uns abgeraten worden, weil es dort wegen der vielen Argentinier hätte gefährlich werden können für die deutsche Minderheit. Nach Mario Götzes Siegtreffer und dem Abpfiff feierten wir mit vielen Brasilianern bis morgens um 8 Uhr am Strand und schliefen dann bis zum Mittag an der Copacabana.

Während es in der ganzen Stadt viele Ausschreitungen zwischen Argentiniern und Brasilianern gab, war die Stimmung uns gegenüber, von beiden Lagern, sehr gut. Viele Argentinier und noch mehr Brasilianer gratulierten uns zum Weltmeistertitel, sangen und feierten mit uns. So bleibt es rückblickend doch noch eine unvergessliche Nacht - auch wenn sie anders lief, als wir sie ursprünglich geplant hatten."

(ms)
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