Emmerich Das Interesse an der Arbeit mit Flüchtlingen nimmt im Kreis ab

Emmerich · Erstmalig haben sich auf Einladung des Bedburg-Hauer Bürgermeisters Peter Driessen nun die Integrationsbeauftragten der Kommunen im Kreis Kleve getroffen. In einem Workshop tauschten sie sich über ihre Erfahrungen aus und beschlossen weitere Schritte.

Vom Ergebnis berichtete der für die Arbeiterwohlfahrt (Awo) tätige und von der Gemeinde Bedburg-Hau beauftragte Integrationsbeauftragte Klaus Reiners. Demnach haben an dem Treffen 14 Vertreter teilgenommen, darunter Bürgermeister, Dezernenten, aber auch Menschen, die wie Klaus Reiners in den Flüchtlingsunterkünften selbst arbeiten. Die Situation stelle sich in den Städten und Gemeinden sehr unterschiedlich dar. "Hier in Bedburg-Hau gibt es den bei der katholischen Kirche angesiedelten Ausländer-Initiativ-Kreis (AIK) mit rund 70 Mitgliedern, der sich um Vieles kümmert. Das ist sehr komfortabel", sagte Reiners.

Aus anderen Kommunen sei berichtet worden, dass das Interesse an der Arbeit mit den Flüchtlingen nachlasse. Reiners: "Die Euphorie von vor einem Jahr ist weg. Viele Ehrenamtliche haben Angst, nachdem sie in der Presse gelesen haben, dass unter den Flüchtlingen solche sind, die Böses im Sinn haben." Auch das Erstarken der AfD bereite Sorgen. "Einige haben Angst, dass ein Vollidiot mal einen Container ansteckt", sagte Reiners weiter.

Ein weiteres Problem seien die Integrationskurse. "Wir brauchen viel mehr Deutschlehrer. Die gibt es aber kaum, weil die verlangten Qualifikationen viel zu hoch gehängt sind. Das ist alles viel zu viel Bürokratie", sagt Reiners. Er kenne eine langjährige Deutsch-Gymnasiallehrerin mit zwei Staatsexamina, die Flüchtlingen nicht die deutsche Sprache unterrichten dürfe, weil sie keinen Kurs "Deutsch für Ausländer" belegt habe. Außerdem müsse es etwa für Rentner mehr Teilzeit-Angebote für Lehrtätigkeiten geben.

Es gebe jedoch auch Gutes zu berichten, betont Reiners. So funktioniere die Zusammenarbeit der Integrationsbeauftragten mit der Ausländerbehörde beim Kreis Kleve hervorragend. Und mit Carina Cleven-Pawletko gebe es jetzt beim Kreis Kleve eine Integrationsbeauftragte, die als Ansprechpartner für die Kommunen da sei und sich um die Vernetzung der einzelnen Integrationsbeauftragten kümmere. Demnächst soll in diesem Zusammenhang auch ein neuer Internetauftritt entstehen.

Reiners' Fazit lautet: Es gibt noch viel zu tun. Die meisten hier lebenden Flüchtlinge hätten inzwischen einen Asyl-Antrag gestellt. Reiners: "Jetzt beginnt die eigentliche Integration."

(RP)
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