Jahresrückblick Das Jahr, in dem die BGE ihren Ruf ruinierte

Emmerich · Veränderung ist vielleicht das Stichwort, das das Jahr 2016 kennzeichnet. Bis in die letzten Tage des Jahres hinein. Manche Dinge änderten sich zum Guten, manche nicht.

Jahresrückblick: Das Jahr, in dem die BGE ihren Ruf ruinierte
Foto: van Offern Markus

Sparkassenfusion Eine Veränderung, die viele Menschen quasi auf dem Kontoauszug nachlesen können, war die Fusion der Sparkassen im Kreis Kleve. Vollzogen wurde sie im Sommer. Seither gibt es die alte Stadtsparkasse Emmerich-Rees nicht mehr. Sie ist jetzt Teil der neuen Sparkasse Rhein-Maas, zu der auch die Sparkasse Kleve und die Sparkasse Straelen gehören. Die Zentrale ist in Kleve, der Kreis Kleve hält 50 Prozent. Der Landrat ist jetzt der Boss im Haus, Emmerichs Einfluss ist geringer geworden. Zwölf Millionen Euro mussten die Emmericher zusätzlich noch zahlen, um das Eigenkapital zu erhöhen. Rees ist übrigens fast ganz raus aus der neuen Sparkasse. Immerhin: Kein Job ging verloren.

Jahresrückblick: Das Jahr, in dem die BGE ihren Ruf ruinierte
Foto: Stade Klaus-Dieter

Flüchtlinge Verändert hat sich auch die Lage in Sachen Flüchtlinge. Noch im Februar 2016 waren viele in der Hansahalle untergebracht. Die Emmericher Vereine mussten auf ihre geliebte Hallenmeisterschaft verzichten. Dann kam der Flüchtlingsdeal mit der Türkei zustande, der Strom, der noch in 2015 mehr als 800.000 Menschen nach Deutschlang gebracht hatte, war vorbei. Auch die Lage in Emmerich entspannte sich wieder. Die Halle wurde wieder frei.

 Oben: Am 22. Dezember durchsuchen Polizisten das Flüchtlingsheim. Links: Am 30. Juni nimmt die BGE ihren Vorsitzenden Gerd Bartels (stehend) auseinander. Foto rechts: Wirtschaftsförderer Sascha Terörde. Links unten: Dr. Dieter Morlock erklärt am 14. Dezember das Aus für die Geburtshilfe. Unten rechts: Die Autobahnbrücke in Klein-Netterden wird abgerissen. Emmerich erhält einen dritten A 3-Anschluss.

Oben: Am 22. Dezember durchsuchen Polizisten das Flüchtlingsheim. Links: Am 30. Juni nimmt die BGE ihren Vorsitzenden Gerd Bartels (stehend) auseinander. Foto rechts: Wirtschaftsförderer Sascha Terörde. Links unten: Dr. Dieter Morlock erklärt am 14. Dezember das Aus für die Geburtshilfe. Unten rechts: Die Autobahnbrücke in Klein-Netterden wird abgerissen. Emmerich erhält einen dritten A 3-Anschluss.

Foto: van Offern Markus

Schullandschaft Eine Veränderung, die festgeschrieben wurde, war die Gesamtschule. In 2016 beschlossen die Parteien, dass für den Umbau und die Modernisierung der Schule 26 Millionen Euro in den nächsten Jahren ausgegeben werden sollen. Der Plan stand, da überraschten die Eltern der Realschule mit dem Wunsch nach dem Fortbestand der Realschule. Zwar nur in kleinerer Form, aber trotzdem. Umsetzen wird sich das vermutlich nicht, aber es zeigt: Veränderung hat manchmal einen Preis, den die Menschen nicht zahlen wollen.

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Foto: van Offern Markus

Kommunalpolitik Gewaltige Veränderungen hat es in der Kommunalpolitik gegeben. Auch wenn es viele Bürger vermutlich nicht mitbekommen haben, ist die Stimmung zwischen CDU und SPD so schlecht wie seit Jahren nicht mehr. Nach der verlorenen Bürgermeisterwahl im Jahr 2015 ging die CDU auf Distanz zur SPD, mit der sie über Jahre gemeinsam regiert hatte, als die CDU noch mit Johannes Diks an der Macht war. Der Streit gipfelte in einer Forderung der CDU nach einer Geldbuße für die SPD-Spitze im Emmericher Rat, die angeblich der Presse gegenüber aus nicht öffentlichen Unterlagen geplaudert hatte.

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Foto: Christoph Reichwein

BGE Eine gewaltige Veränderung in der Stimmungslage hat es auch in der BGE gegeben. Und das haben die Emmericher viel mehr mitbekommen. Weil es so richtig zur Sache ging. Die BGE-Mitglieder schickten ihren Vorsitzenden Gerd Bartels öffentlich in die Wüste. Die BGE-Fraktion im Rat zoffte sich, flunkerte die Öffentlichkeit an. Sandra Bongers trat aus, die übrigen Mitglieder belauerten sich. Die BGE glich zeitweise einem Scherbenhaufen. Der Ruf ist ruiniert.

Ortsvorsteher Die Veränderung wieder rückgängig gemacht hat die Politik in diesem Jahr in Sachen Ortsausschuss. Vor zwei Jahren wurde er eingeführt, jetzt hat die CDU für Elten ihren Ortsvorsteher Albert Jansen wieder zurückgeholt. Mit Hilfe der BGE, die vor zwei Jahren der SPD half, den Ortsvorsteher abzuschaffen. Merke: Veränderungen sind manchmal nur von kurzer Dauer.

Personalien Manche Veränderungen geschehen auch nur langsam, haben wir 2016 gelernt. In 2015 hatte Johannes Diks die Bürgermeisterwahl verloren. Bis dahin war er das Gesicht der Stadt. Dann löste ihn Peter Hinze ab. Diks blieb Wirtschaftsförderer bis Mitte des Jahres und damit auch noch im öffentlichen Bewusstsein. Dann verpflichtete die Stadt Sascha Terörde als neuen Wirtschaftsförderer. Und Johannes Diks ist seither Privatmann, der jetzt für eine Immobilienfirma arbeitet.

Bundestagskandidat Ein neues Gesicht wird die Klever CDU in den Bundestagswahlkampf führen. Nach gefühlten Jahrzehnten ist Ronald Pofalla bekanntlich Mitglied des Bahnvorstands in Berlin, im Kreis Kleve muss Youngster Stefan Rouenhoff gegen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks antreten. Dieses Schicksal hätte gerne Christoph Gerwers auf sich genommen, der Reeser Bürgermeister trat überraschend ebenfalls an. Und Matthias Reintjes aus Emmerich, frischgebackener Fraktionsvorsitzender der Emmericher CDU, konnte sich gleichfalls eine berufliche Veränderung vorstellen und kandidierte ebenfalls.

Krankenhaus Veränderungen können manchmal sehr hart sein. Dachten im Krankenhaus zunächst alle, mit dem neuen Geschäftsführer Dr. Dieter Morlock käme nun Ruhe in den Laden, verkündete der Hoffnungsträger nur zwei Monate später das Aus der Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Emmerich. Ein Schock für die ganze Stadt. Die Abteilung rechnet sich nicht, das ist ihr Ende, obwohl die Arbeit sehr gut ist. Allen werden in der Krankenhausholding neue Jobs angeboten.

Gastronomie Veränderungen auch in der Gastronomie in Emmerich: Zu Jahresbeginn öffnete die Schute im Yachthafen nach langer Pause wieder. An der Promenade gab es jede Menge Pächterwechsel: Im Bistro bedient künftig das Ehepaar Himmer, im Hotel Rheinblick (bald "Rheinpromenade Acht") sind es Barbara Groenenstijn und Marcus Solich. Das Trio Ayse Baran, Daniel Maiß und Normann Hoffmann betreibt seit kurzem mit dem Companeros seine dritte Gastronomie in der Stadt. Es gibt einen neuen Pächter im Hof von Holland - und das Café Kaffeeklatsch muss schließen, weil das Haus verkauft wird.

Straßenbau Kurz vor Weihnachten konnten sich die Emmericher über eine Veränderung freuen: Die wochenlange Umleitung wegen der Brückenarbeiten an der B 220 war endlich vorbei. Da geriet beinahe in Vergessenheit, dass an der Autobahn derzeit eine neue Autobahnauffahrt für Emmerich gebaut wird. Es ist die dritte für die 30.000-Einwohner-Stadt. Welche Kleinstadt in Deutschland kann so etwas schon von sich behaupten?

Terror Und wer hätte gedacht, dass der Berlin-Attentäter Anis Amri im Wohnheim an der Tackenweide lebte? Zuletzt war er im Sommer in Emmerich gewesen.

Innenstadtentwicklung Stichwort Veränderung zum letzten Mal: Lange sah es nicht danach aus am Neumarkt. Das Jahrzehnte-Thema bestand wieder nur aus Streit, Zweifel und leisen Hoffnungen. Letzter Stand: Die Verwaltung hat erklärt, Josef Schoofs hat Baurecht in den ersten Wochen des neuen Jahres.

Gehen wir also mit der Hoffnung auf Veränderung in das Jahr 2017.

(ha)
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