Emmerich Das passende Fahrrad für alle Fälle

Emmerich · Wolfgang Reineke und das Team Roll-Tech bauen maßgeschneiderte Räder - auch für behinderte Menschen.

 Wolfgang Reineke, Inhaber der Firma Roll-Tech, sitzt auf einem Fahrrad für behinderte Menschen. "Wenn Sie nicht mehr gut laufen können, brauchen Sie ein spezielles Rad", sagt er.

Wolfgang Reineke, Inhaber der Firma Roll-Tech, sitzt auf einem Fahrrad für behinderte Menschen. "Wenn Sie nicht mehr gut laufen können, brauchen Sie ein spezielles Rad", sagt er.

Foto: Reichwein

Man spricht in der Regel vom E-Bike, meint aber das Pedelec. Und es sind längst nicht mehr nur "die Alten", die aufs Fahrrad mit Hilfsmotor umsteigen: Um die 50 sind die Männer und Frauen, die beispielsweise Roll-Tech am Bruchweg 26 a in Xanten-Birten ansteuern und sich von Chef Wolfgang Reineke oder seinen fachkundigen Mitarbeitern beraten lassen. Und sie verlassen das Geschäft mit einem maßgeschneiderten Zwei- oder Dreirad. "Das Fahrrad muss zum Benutzer passen. Die Haltung muss stimmen, die Hände dürfen auf dem Lenker nicht einschlafen." Und die Pedale müssen richtig eingestellt sein, wenn das Knie wegen einer Prothese nicht so stark gebeugt werden kann. Ob auch der Allerwerteste auf dem richtigen Sattel sitzt, prüft Reineke mit einer Satteldecke, in der 90 Sensoren eingearbeitet sind: Über Bluetooth kann er sehen, wo es drückt oder klemmt, wenn der Kunde mit dem Rad eine kurze Probefahrt vorm Laden macht.

"Ist samstags gutes Wetter, sind die Leute im Garten. Ist das Wetter sonntags gut, sind sie auf der Fiets", sagt Wolfgang Reineke - und stellt sich mit seinem Team darauf ein, dass am Montag drauf viel Betrieb sein wird. Warum? "Weil unterwegs oft 'was kaputt geht oder man sich geärgert hat, weil irgendwas nicht in Ordnung war." Für Dreiräder gibt es übrigens einen Bring- und Abholservice im Umkreis von 100 Kilometern. Denn Dreiräder seien Fußersatz gerade auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. "Wenn Sie nicht mehr gut laufen können, brauchen Sie ein spezielles Rad", sagt Wolfgang Reineke und erzählt von der 92-jährigen alten Dame, die vor gut einem Jahr zu ihm kam und ein Fahrgestell suchte, mit dem sie wieder mobil sein kann. Das Komfort-Dreirad allerdings wollte sie nicht: "Da steig' ich nicht drauf, was sollen denn die Nachbarn denken." Die alte Dame entschied sich für ein Liegedreirad, weil es am einfachsten zu händeln ist.

Erst vor zwei Tagen hat Wolfgang Reineke ein Renndreirad an ein Mädchen ausgeliefert, das mit 21 Jahren einen Schlaganfall hatte. "Wir können aus einem Stück Rohr ein Fahrrad machen", sagt der Firmenchef, der sich auf Räder für Menschen mit körperlichen Behinderungen spezialisiert hat und Pendlern für den täglichen Weg zur 20 oder 30 Kilometer entfernten Arbeitsstätte zum Speed-Pedelec rät. Denn das fährt genau wie das E-Bike bis Tempo 20 von alleine, erst dann muss man in die Pedalen treten und kann bis zu 45 Stundenkilometer schnell fahren. Allerdings braucht das E-Bike ein Nummernschild. Und fürs Speed-Pedelec muss man älter als 16 Jahre sein und entweder einen Mofa-Früherschein haben oder vor dem 1. April 1965 geboren sein. Mit dem "normalen" Pedelec kommt man auf maximal 25 Stundenkilometer, allerdings springt hier der Hilfsmotor nicht alleine an: Dafür muss man schon in die Pedale treten.

Der "Porsche" unter den E-Bikes ist das Giant Trekking Bike: "Da müssen Sie den Akku suchen, der ist Teil des Rahmens. Und der Yamaha-Motor sitzt hinterm Tretlager". Acht Cent kostet es etwa, den Akku an der Steckdose aufzuladen, wenn er (fast) leer war. Pedelecs als Zweiräder gibt es von 1399 Euro bis 4000 Euro, Dreiräder ohne Motor gehen los bei 1299 Euro, mit Motor bei 2799 Euro. Und im sportiven Bereich kann ein Liegedreirad auch an die 10.000 Euro kosten. "Wenn die Helmpflicht kommt, mach' ich die Tür zu", hat er zwar vor 20 Jahren noch gesagt; heute fährt Wolfgang Reineke allerdings selber nur mit Helm. Denn das Problem für Zwei- oder Dreiradfahrer seien rückwärts ausparkende Autos. Und Autofahrer, die die Tür aufmachen, ohne nach hinten geguckt zu haben. Helle Kleidung, eventuell Warnwesten, ein vernünftiges Schloss, mit dem das Rad an einer Laterne oder Parkbank angeschlossen werden kann, sind weitere Tipps. Und: "Immer mit Licht fahren."

www.ungehindert-Rad-fahren.de

(RP)
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