Emmerich Debatte im Integrationsrat über Homosexualität

Emmerich · Bei der 16. Sitzung des Integrationsrates im Europasaal des Rathauses kamen viele Nationen an einem Tisch zusammen. Zur Diskussion stand dieses Mal, einen mehrsprachigen Informationsflyer für Schwule, Lesben und Bisexuelle mit Migrationshintergrund herauszubringen.

 Homosexuelle Flüchtlinge haben Anspruch auf Asyl, wenn ihnen in ihrer Heimat Verfolgung wegen ihrer sexuellen Orientierung droht.

Homosexuelle Flüchtlinge haben Anspruch auf Asyl, wenn ihnen in ihrer Heimat Verfolgung wegen ihrer sexuellen Orientierung droht.

Foto: AP, AP

Neben hilfreichen Tipps im Umgang mit der eigenen Sexualität sollen die Jugendlichen direkt an die Beratungsstelle im Klever Jugendzentrum "Radhaus" vermittelt werden.

Vorher muss jedoch sichergestellt werden, dass die Mitarbeiter des Jugendzentrums überhaupt in der Lage sind, Jugendliche, die über keine oder nur geringe Deutschkenntnisse verfügen, qualifiziert zu beraten.

Der Flyer sorgte für ordentlich Gesprächsstoff zwischen den Ratsmitgliedern. Das Angebot ist ohne Frage gut gemeint, dennoch beinhaltet es großes Konfliktpotenzial. "Bei Türken und Kurden wird Homosexualität generell nicht geduldet", meinte die Vorsitzende Sultan Seyrek.

Zwar könne man nicht alle über einen Kamm scheren, in traditionellen Familien sei es aber definitiv ein Tabuthema. Seyrek befürchtet, dass dem Integrationsrat vorgeworfen werden könne, den Kindern unnötig "Flausen in den Kopf zu setzen". Trotz der Zweifel wird das Projekt vorerst in Angriff genommen.

Im Gegenzug ist ein anderes Projekt zunächst auf Eis gelegt worden. Der bei der letzten Sitzung geplante Arbeitskreis für ein Integrationskonzept soll erst nach den Neuwahlen des Rates im kommenden Jahr gebildet werden.

Bei der Versammlung war man sich einig, dass es sinnlos werde, jetzt einen Arbeitskreis zu gründen, dessen Mitglieder unter Umständen im kommenden Jahr nicht mehr dabei sind.

Von den Beratungsstunden gab es viel zu berichten. Hilfe bei Wohngeld und Bafög-Anträgen sowie Behördengängen wird oft gesucht.

Ein Großteil der Migranten schäme sich jedoch weiterhin, die Unterstützung anzunehmen. "Die Hemmschwelle ist groß", so Seyrek. Viele Menschen würden beispielsweise freiwillig auf Sozialhilfe verzichten, weil sie weitere Hilfe nicht annehmen wollen.

(sabr)
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