Emmerich Demenzdorf: Kostenfalle für die Stadt?

Emmerich · Viele Emmericher wünschen sich ein Demenzdorf für das Kasernengelände. Das klingt auch erst mal schön und gut, könnte die Bürger aber teuer zu stehen kommen. Die Politik wartet jetzt auf die Konzepte des Investors.

 Immer mehr ältere Menschen werden unter Demenz leiden. Die Betroffenen und ihre Familien suchen Orte, die Sicherheit und Lebensqualität bieten. Ein "Demenzdorf" könnte das – aber das gibt's nicht umsonst.

Immer mehr ältere Menschen werden unter Demenz leiden. Die Betroffenen und ihre Familien suchen Orte, die Sicherheit und Lebensqualität bieten. Ein "Demenzdorf" könnte das – aber das gibt's nicht umsonst.

Foto: Thomas Lammertz

Ein "Demenzdorf" auf dem ehemaligen Kasernengelände wäre für viele Emmericher ein Vorzeigeprojekt, zukunftsweisend, eine reizvolle Idee. Kaum jemand dürfte sich aber wünschen, dass die Stadt dafür am Ende die Zeche zahlt. Und das gilt es im Auge zu behalten, wie Bürgermeister Johannes Diks bestätigte: "Es hängt davon ab, mit welchen Konzepten der Investor nach Emmerich kommt."

 Das Kasernengelände. Die Mona GmbH hält den Kontakt zum möglichen Betreiber eines Demenzdorfes. Die Politik wartet noch auf das Konzept.

Das Kasernengelände. Die Mona GmbH hält den Kontakt zum möglichen Betreiber eines Demenzdorfes. Die Politik wartet noch auf das Konzept.

Foto: Archiv

Denn das Wohnen im Demenzdorf wäre teuer. "So ein Platz kostet locker 5000 Euro monatlich", meinte Diks — wobei das sicherlich nur ein grober Schätzwert sei. "Auch, wenn es 4000 Euro sind — es hat niemand eine Rente von 4000 Euro."

Emmerich: Demenzdorf: Kostenfalle für die Stadt?
Foto: van Offern, Markus (mvo)

Prinzipiell gilt: Für anfallende Kosten in Pflegeeinrichtungen zahlt zunächst einmal jeder Bewohner selbst. Hinzu kommen, je nach Pflegestufen, Zahlungen von der Pflegekasse. Schließlich werden auch die Kinder von Betroffenen hinzugezogen. Und was am Ende noch fehlt, um die Ausgaben zu decken, wird von der öffentlichen Hand ausgeglichen, sprich, von der Stadt.

Das heißt: Wenn auf einmal Menschen von außerhalb nach Emmerich zögen, um hier im Demenzdorf zu leben, hätte die Stadt diese finanzielle Last zu tragen. "Egal, ob es da jetzt um Zuschüsse von 100 oder von 1000 Euro pro Monat geht — wenn das ein Dorf mit 60 Plätzen werden soll, kann man sich ausrechnen, was das aufs Jahr gerechnet bedeutet", führte Diks aus.

Es gibt allerdings auch Wege, ein Demenzdorf zu planen, das der Stadt weniger oder gar nicht auf der Tasche liegt. "Man kann es natürlich auf vollkommen privater Basis machen", erläutert Diks. Die Einrichtung wäre dann für Menschen reserviert, die ihren Aufenthalt komplett selbst bezahlen können. Nach anderen Varianten könnten städtische Zuschüsse wiederum mit den Geldern verrechnet werden, die die Stadt an den Kreis zu entrichten hat.

"Ich will das nicht schlechtreden", betont Diks zu dem ganzen Demenzdorf-Vorhaben. "Das könnte eine ganz tolle Geschichte werden. Vom Grundsatz her kann man da ja gar nicht dagegen sein." Viele Menschen seien davon begeistert, und nicht zuletzt würden durch so ein Projekt Arbeitsplätze entstehen.

Um die Sache zu beurteilen, müsse man aber wissen, wovon man eigentlich spreche, gab er zu bedenken. Bislang habe nur die Mona GmbH, die die Entwicklung des Kasernengeländes plant, Kontakt zu dem möglichen Betreiber des Demenzdorfs. Jener Investor habe seine Vorstellungen bislang weder der Stadt noch der Politik unterbreitet. Die Mona GmbH hat lediglich angekündigt, bis zum Ende des Monats sei damit zu rechnen. "Wenn es ein stimmiges Konzept ist, wird keiner was dagegen haben", so Diks.

Schon im April soll das Thema vor den Ausschuss für Stadtentwicklung kommen, anschließend will die Stadt in die Bauleitplanung einsteigen. "Überfahren" werden kann Emmerich von keiner Planung irgendeines Investors, erklärte Diks. "Die Bauleitplanung bestimmt, was da passiert. Der Rat hat den Einfluss, zu sagen: Das wollen wir, und das nicht."

Es gibt noch einige andere Ideen zum angedachten "Gesundheitswohnpark" mitsamt Demenzdorf, zu denen die Politik gespannt auf Details wartet. So ist vom Bau eines Pflegeheims mit 80 Plätzen und von einem privaten Kindergarten die Rede. Die Einrichtung von Altenheimen sei mit dem Kreis Kleve abzusprechen: "Aus heutiger Sicht würde ich für Emmerich keinen großen Bedarf sehen", jedenfalls nicht für 80 Plätze, meint Diks. Auch für Kindergärten sei in der Regel Rücksprache mit der Stadt zu nehmen.

(RP)
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